Offensive in Nürnberg: 5000 Bäume für städtische "Klimaanlage"
8.10.2020, 17:07 UhrEs wird wärmer und trockener: Mit eindrucksvollen Grafiken zeigt Johannes Wurm, Leiter des Forstbetriebs Nürnberg der Bayerischen Staatsforsten, wie sich in den vergangen 30 Jahren die Durchschnittstemperatur erhöht hat.
Vor allem die Jahre 2018 und 2019 waren extrem und die Auswirkungen auf den Wald enorm. „Waldgesellschaften, so wie wir sie heute kennen, wird es bei einer weiteren Erwärmung nicht geben.“ Die Lösung sei ein Waldumbau mit Bäumen, die besser mit Wärme und Trockenheit klar kommen.
Maßnahmenpaket geschnürt
Wie berichtet, haben städtischen Dienststellen, darunter das Umweltamt und der Tiergarten, gemeinsam mit den Bayerischen Staatsforsten und den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten aus Fürth und Roth ein Maßnahmenpaket geschnürt, das dem Wald rund um Nürnberg, aber auch innerstädtischen Baumbeständen helfen soll.
Ziel ist neben dem Erhalt des Grüns der positive Einfluss auf das Stadtklima. Bäume wirken wie eine Klimaanlage, die über die Verdunstungskälte des Blätterdachs wirkt. Außerdem speichern sie CO2, Oberflächen- und Grundwasser.
Privatwald ankaufen
Der Plan sieht vor, dass 5000 Bäume pro Jahr gepflanzt werden. Etwa zehn Prozent der Neupflanzungen sollen im städtischen Raum, etwa an Straßen oder Grünanlagen, erfolgen, der größte Teil aber im Wald. Dafür will die Stadt Flächen von Privatwaldbesitzern ankaufen. „Wir haben fünf Hektar pro Jahr angepeilt“, so Vogel. Auch die Staatsforsten stellen Flächen zur Verfügung. Die Arbeiten übernehmen Arbeiter des Tiergartens. Er ist für die stadteigenen Waldflächen zuständig.
Das gewonnene Holz soll möglichst vor Ort, zum Beispiel bei Bauvorhaben, genutzt werden. Für Bruchholz, das sich dafür nicht eignet, habe sich der Energieversorger N-Ergie als Abnehmer bereit erklärt, berichtet Vogel.
Auswirkungen auf die heimische Flora und Fauna
Dass die Baum- und Waldstrategie sinnvoll und wichtig ist, betonten alle Redner. „Wir sind die letzte Generation, die etwas gegen den Klimawandel tun kann. Wir dürfen nicht nur reden, wir müssen auch etwas tun“, sagte etwa Gerhard Groh (SPD).
Einige Ausschuss-Mitglieder, darunter Inga Hager von der ÖDP und Ernesto Buholzer Sepúlveda von der Politbande, fragten allerdings, wie sich Bäume aus anderen Gegenden auf die heimische Flora und Fauna auswirken könnten und ob Schäden zu erwarten sind. Tiergartendirektor Dag Enke sagte dazu: „Die Auswahl wird sehr gründlich sein, wir können aber nicht in die Zukunft schauen.“ Marc Schüller (Bündnis90/Die Grünen) fehlte ein Wasser- und Waldbrandmanagement in dem Vorschlag.
Waldverluste durch Großprojekte
Redner aller Parteien bezweifelten, dass der Plan der Stadt die großen Waldverluste durch Großprojekte kompensieren kann. Sie sprachen den Ausbau des Autobahnkreuzes Nürnberg-Ost und den geplanten Bau eines ICE-Ausbesserungswerks der Deutschen Bahn bei Fischbach an. „Die Eingriffe sind enorm, wir müssen etwas tun. Und zwar nicht weit weg von Nürnberg, sondern hier vor Ort“, sagte Otto Heimbucher (CSU).
Kennen Sie unseren Newsletter "Mittags um 12 - Zeit für die Region"?
In unserem täglichen Newsletter "Aktuelles am Morgen" erfahren Sie alles Wichtige über unsere Region. Hier kostenlos bestellen. Montags bis sonntags ab 6 Uhr in Ihrem Mailpostfach.
8 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen