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Oma Lissi aus Stein ist ein Star auf Instagram

21.12.2019, 05:39 Uhr

Seit eineinhalb Jahren verbreiten sie mit ihren Fotos gute Laune im Internet auf der Plattform Instagram. Wange an Wange sieht man das "Team Lissi" in die Kamera strahlen, auf dem Sofa sitzen oder am Küchentisch. Manchmal schaut Oma Lisbeth auch ein bisschen genervt – ganz wie im echten Leben eben. Denn auf Authentizität kommt es dem Enkel, der in Nürnberg Business studiert, an. "Zwischen all den Beauty- und Fitness-Blogs ist das doch mal was anderes", findet er. Und das fränkische Duo, das in Stein lebt, kommt in der Netzgemeinde gut an. 20.000 Follower haben sie, oder wie Oma Lissi sagt "Folloa" – wie der Enkel scherzhaft bemerkt. Also auf Deutsch: Menschen, die sich die Fotos und Kommentare der beiden gern anschauen.

"Geh hamm edzadla!"

Was Instagram ist oder überhaupt das Internet kann er seiner Großmutter nicht so ganz begreiflich machen. Der 25-Jährige möchte das Leben mit seiner Oma zeigen, wie sie leibt und lebt, und warum er so gern Zeit mit ihr verbringt. Fast jeden Tag kommt er zu ihr. "Nicht nur, um nur schnell Hallo zu sagen", wie er betont. Den moralischen Zeigefinger heben will er aber nicht. Jeder soll es machen, wie er möchte. Ihm aber ist durch den Verlust der anderen Großeltern klargeworden: die Zeit mit seiner Großmutter und die Gespräche mit ihr sind kostbar für ihn. "Es ist nicht so, dass wir uns hinsetzen, und sagen, jetzt besprechen wir mal dieses Thema", sagt der Student. Aber wenn man Zeit miteinander verbringe, dann ergebe sich das von selbst.

Beliebt sind, im echten Leben wie im Internet, die fränkisch robusten Sprüche seiner Oma: "Du immer mit deim Gschmarri! Geh hamm etzadla!", ist so einer, wenn es ihr einmal reicht, mit dem Enkel und seinem "Blödsinn im Kopf".

Fränkische Klassiker

Letzteres ist auch der Titel des Kochbuchs ("Immer nur Blödsinn im Kopf", Kampenwandverlag, 19,99 Euro), das der Student zusammen mit Autorin Michelle Schrenk herausgebracht hat. Natürlich mit Gerichten von Oma Lisbeth. 33 Rezepte stehen darin, mit urtypischem fränkischen Oma-Essen – von der Brotsuppe über Fleischküchle bis hin zu Feuerspotzen. Liebevoll aufgemacht mit Fotos von Oma und Enkel und ab und an garniert mit Weisheiten: "Man sollte sich nicht über Kleinigkeiten aufregen, sondern lieber große Torten backen" oder "Wenn du findest, im Leben läuft es grad verkehrt, stell dich einfach an den Herd".

Sehr persönlich ist das Buch gestaltet, in dem der 25-Jährige aus seinem Herzen und aus Omas Kochtopf plaudert. Die Mengenangaben sind möglicherweise manchmal etwas vage. "Ich wiege eigentlich nie ab, sondern mach es nach Gefühl", sagt die 91-Jährige. "Also nehmt es mit Humor und probiert es halt auch mit Gefühl", rät Krömer.

Mehr Arbeit als er dachte, war das Kochbuch, wie er kürzlich bei der Buchvorstellung in einer Nürnberger Bar erzählte. Bis zu sechs Gerichte an einem Tag kochten er und Autorin Michelle Schrenk. Eine energiegeladene und produktionserfahrene Person, ohne deren Zutun sowohl das Essen als auch das Kochbuch nicht fertig geworden wären: "Ich hab ihn auch mal aus der Küche rausgeschmissen", erzählt die 36-Jährige lachend.

Selbst gemacht ist nicht nur das Essen — auch das Buch entstand in Eigenregie. Mit vollem Einsatz auf allen Ebenen. Um einen schönen Hintergrund zu haben, wurden die Fotos auch mal im Freien gemacht: "Da haben die Nachbarn schon geschaut, als wir mit einem Teller mit Schäufele an ihnen vorbeigelaufen sind", erinnert sich Krömer und lacht. Probiert wurden die Gerichte natürlich von Oma Lisbeth.

Mit dem Schäufele vor die Tür

Bei der Buchpräsentation im Vordergrund zu stehen, ist der 91-Jährigen nicht so lieb: "Allmächd, naa", winkt sie ab und lächelt dann doch in die Kameras. Bis aus Furth im Wald sind einige "Folloa" angereist, vor allem junge Frauen, um das Duo, das sie aus dem Internet kennen, mal in echt zu sehen. "Es erinnert mich auch an die Großeltern, die ich mal hatte", sagt eine junge Frau. "Ich finde es einfach so süß, wie er mit ihr umgeht", schwärmt eine andere.

Oma Lisbeth erträgt den Trubel mit stoischer Gelassenheit. "Er ist schon in Ordnung", befindet sie über ihren Enkel "Gnerschig ist er net". Was sie ihm hinstellt, isst er brav auf. "Wir sind insgesamt eine gute Familie und haben Zusammenhalt", sagt sie. Eine Hauptbotschaft des Kochbuchs, neben den Rezepten: Verbringt Zeit mit denen, die euch am Herzen liegen. Haltet zusammen. Dass das nicht nur Lippenbekenntnisse sind, kommt rüber, wenn man die beiden erlebt. Und es transportiert sich auch in diesem sehr sympathischen Kochbuch. Das eine Liebeserklärung ist an Oma Lisbeth und ihre Rezepte. Getreu dem Motto: "Es kann dir alles gelingen, du musst es nur kochen!"

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