Plötzlich zu viel: Was mit Impfstoff-Resten passiert

5.2.2021, 13:51 Uhr
Impfstoff ist ein rares Gut - doch was passiert eigentlich mit den Resten?

© Frank Rumpenhorst, dpa Impfstoff ist ein rares Gut - doch was passiert eigentlich mit den Resten?

In Nürnberg gibt es für das Impfzentrum, das im Messezentrum in Langwasser untergebracht ist, sowie für die mobilen Impfteams, die in Alten- und Pflegeheimen unterwegs sind, klare Vorgaben. So erklärt Ulrike Goeken-Haidl von der Koordinierungsstelle Impfzentrum der Stadt Nürnberg: "Wenn sich abzeichnet, dass Impfdosen übrigbleiben, wird zunächst in höchster Priorität gelistetes medizinisches Personal verständigt. Wenn dies nicht möglich ist, holen wir entweder Impfwillige aus den Reihen der Feuerwehr oder der Polizei."

Kein Impfstoff wird verworfen

Dies komme allerdings kaum vor - schließlich werde genauestens kalkuliert. Die Sprecherin sagt: "Unser Ziel ist es, alle Impfstoffdosen unverzüglich zu verimpfen. Dies ist in Nürnberg gelungen. Hier wurde kein einziger Impfstoff verworfen."

Auch im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz gehe man so vor, wie Landkreis-Sprecher Michael Gottschalk sagt: Bisher sei der Fall, dass Impfdosen am Abend übrig bleiben, noch nicht vorgekommen. Man habe jedoch eine Liste von Rettungs- und Einsatzkräften, die dann gegebenenfalls kurzfristig geimpft werden.

Liste für Arztpraxen, Polizei und THW

Im Landkreis Forchheim wurde das Impfzentrum in Forchheim eingerichtet - zusätzlich kommen mobile Impfteams in die Gemeinde, um den betagten Menschen lange Wege zu ersparen. Auch hier ist es das große Ziel, keinen Impfstoff zu verschwenden. "Am Ende eines Impftages bleiben oft einige Impfdosen übrig", erläutert Sebastian Weiß, Leiter des Impfzentrums. Manchmal, weil Menschen, die angemeldet waren, kurzfristig absagen mussten oder nicht gekommen sind. Manchmal, weil es kleinere Reste in den Fläschchen gebe. "Ist der Impfstoff einmal zubereitet, hat er nur eine sehr begrenzte Haltbarkeit."


Nürnbergs Impfzentrum: Täglicher Krimi um den Impfstoff


Deswegen gibt es auch hier eine Liste für den Bedarfsfall. Darauf stehen – ebenfalls geordnet nach Prioritäten – Arztpraxen, medizinisches Personal, Polizei, Feuerwehr oder THW. "Ist Impfstoff übrig, rufen wir an und fragen, wer sehr kurzfristig Zeit hat."

Eine solche Liste gibt es auch für das Nürnberger Land. Auf ihr stehen Angehörige von Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern oder Rettungsdiensten, die "erstens die Berechtigung nach der Impfverordnung und zweitens ihr Einverständnis erklärt haben, kurzfristig vorbeizukommen", wie das zuständige Landratsamt mitteilt. Dazu gehören etwa Pflegekräfte, die nicht am Arbeitsplatz waren, als in ihrer Einrichtung geimpft wurde.


So läuft ein Besuch im Impfzentrum Erlangen


Wird im Zentrum in Röthenbach ein Impffläschchen nicht vollständig aufgebraucht, kommt die Liste zum Einsatz. "Doch man darf sich das nicht so vorstellen, dass da ständig Impfstoff übrig bleibt", sagt Dr. Martin Seitz, Leitender Impfarzt in Röthenbach, "das sind ab und zu mal ein, zwei Impfdosen".

Ein Fläschchen reicht für sechs Dosen

Der Überschuss kommt zustande, wenn aus einem Fläschchen nicht alle Dosen verbraucht werden. Ein Fläschchen von Biontech reicht etwa immer für genau sechs Impfungen. Ist es einmal angebrochen, kann der Inhalt nicht bis zum nächsten Tag aufbewahrt werden und muss im schlimmsten Fall verworfen werden - oder er wird kurzfristig eben doch noch verimpft. Das heiße aber nicht, dass jeder abends auf Verdacht zum Impfzentrum kommen könne, um sich eine dieser übriggebliebenen Dosen verabreichen zu lassen, macht das Landratsamt Nürnberger Land klar. Nur, wer auf den entsprechenden Listen steht, kommt zum Zug.

Das Vorgehen entspricht dem, was das bayerische Gesundheitsministerium vorschlägt. Zwischen Impfzentren und Krankenhäusern können zudem Dosen getauscht werden, falls sich der Bedarf ändert - solange die Kühlkette gewahrt bleibt. Insgesamt scheint die Verteilung recht gut zu funktionieren. "Seit Beginn der Impfungen mussten Stand heute lediglich 2.025 von 630.450 erhaltenen Impfdosen verworfen werden", sagt ein Ministeriumssprecher. Das sind gerade einmal 0,3 Prozent.