Polizei nach USK-Einsatz am Jamnitzerplatz: Feuer war nicht gefährlich

Tobi Lang

Online-Redakteur

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7.7.2019, 16:23 Uhr
Polizei nach USK-Einsatz am Jamnitzerplatz: Feuer war nicht gefährlich

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Über das, was am Freitagabend auf dem Jamnitzerplatz geschah, herrscht Uneinigkeit. Anwohner sprechen von tumultartigen Szenen, von grölenden Menschen, davon, dass die Polizei bei Ordnungswidrigkeiten der linken Szene in Gostenhof erneut nur zugesehen habe. Teilnehmer des Festes, bei dem auch ein großes Lagerfeuer in der Mitte des Platzes entzündet wurde, halten dagegen. Friedlich sei es gewesen, ein Zeichen der Solidarität und des Zusammenhalts im Viertel.

Klar ist: Es gibt Spannungen rund um den Jamnitzerplatz. Seit Wochen kommt es dort regelmäßig zu Polizei-Einsätzen. Zuletzt wurden Streifen nach einer Ruhestörung von bis zu 60 Linksautonomen bedrängt und beleidigt. Die Beamten zogen sich zurück, aus "Gründen der Verhältnismäßigkeit", wie es das Präsidium Mittelfranken formuliert. Eine Ruhestörung sei eben keine Straftat, die einen derart großen Einsatz mit möglichen Verletzten nach gewaltsamen Zusammenstößen rechtfertige. Ein Kontrollverlust, eine Kapitulation vor der linksautonomen Szene? Einige Anwohner in Gostenhof sehen das so.

Am Freitagabend bekam der Streit ein weiteres Kapitel. Gegen 21 Uhr versammelten sich 60 Personen - überwiegend aus dem "linken Spektrum", wie es in einer Pressemitteilung des Präsidium Mittelfranken heißt - auf dem Platz. Mehrere Streifen und Kräfte des Unterstützungskommandos (USK) rückten an. Gut zweieinhalb Stunden später entzündeten sie ein größeres Lagerfeuer. Unangemeldet. Funken flogen in den Nachthimmel, vorbei an den Bäumen auf dem Jamnitzerplatz. "Nach der Bewertung der Polizei ging von dem Feuer keine Gefahr für Personen, angrenzende Bebauung und Bewuchs aus", sagen die Verantwortlichen. Deshalb entschied sich die Einsatzleitung, den Nachschub von Brennmaterial zu unterbinden, nicht aber zu löschen, sondern es kontrolliert abbrennen zu lassen.

Parolen gegen die Einsatzkräfte

Vorsorglich sei auch die Feuerwehr nach Gostenhof ausgerückt. Unter ständiger Überwachung der Polizei sei das Lagerfeuer gegen 23.30 Uhr abgebrannt. Mehrere Ermittlungsverfahren laufen jetzt aber dennoch, unter anderem wegen verschiedener Ordnungswidrigkeiten und des Verdachts des Diebstahls von Brennmaterial.

Ruhig wurde es am Jamnitzerplatz nach dem Ende des Lagerfeuers aber nicht. Im Gegenteil, gut 200 Menschen versammelten sich dort gegen Mitternacht - und feierten. Es habe drei Anrufe wegen Ruhestörung gegeben, teilt die Polizei mit. "Vereinzelt kam es zum Skandieren von Parolen gegen die Einsatzkräfte ohne strafrechtliche Inhalte." Gegen 2 Uhr löste sich die Veranstaltung auf.

Trinkgelage und aggressive Stimmung?

Teilnehmer, die sich bei unserer Redaktion meldeten, verstehen die Aufregung nicht. Der Sinn eines öffentlichen Parks sei es doch, dass Menschen dort ungezwungen, unbeschwert und spontan zusammen kommen könnten. Genau das mache ein multikulturelles Viertel wie Gostenhof aus. Anwohner sprechen hingegen von Trinkgelagen und aggressiver Stimmung. "Was hier schon abends ab 17 Uhr abgeht, ist unbeschreiblich und wir sind dem hilflos ausgeliefert", sagt eine Frau gegenüber den Nürnberger Nachrichten.

Die Polizei nimmt die Vorfälle am Jamnitzerplatz ernst. Auch am Samstagabend habe man erneut Beamte in das Viertel geschickt, zur "Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung", wie es das Präsidium Mittelfranken formuliert. Eingreifen müssen habe man nicht. In einer Pressemitteilung heißt es konkret: "Größere Personengruppierungen wurden (...) nicht festgestellt. Dies ist sicher im Wesentlichen der Präsenz der Polizei zu verdanken." Man werde auch in Zukunft stark präsent am Jamnitzerplatz sein und zukünftige Störungen konsequent unterbinden.

Veranstaltung als "solidarisches Cornern" angekündigt

Gegenüber nordbayern.de kritisieren eben das aber auch Anwohner aus Gostenhof. Die Polizei-Präsenz sei übertrieben, die Bilder der USK-Kräfte, die nach Darstellung eines Anwohners immer wieder über den Platz patrouillieren, martialisch. Sie fühlen sich schikaniert. Die Polizei steckt in einer Zwickmühle, muss abwägen, von Tag zu Tag.

Die Veranstaltung am Freitagabend wurde im Internet bereits Tage zuvor angekündigt. Die Falken, eine sozialistische Jugendorganisation, die der SPD nahesteht, verbreiteten einen Aufruf zum "solidarischen Cornern" am Jamnitzerplatz. In der Ankündigung auf Facebook heißt es:

"Die Gostenhofer Falken mögen ihren Platz, lieben seine Lebendigkeit und Vielfalt. Wir Falken finden, dass eine lebenswerte Stadt solche kommerzfreien Treffpunkte braucht, an denen man billige Getränke zu sich nehmen kann. Für viele Gostenhofer*innen ist der Jamnitzer der Vorgarten oder Hinterhof, weil so etwas in unserer Gesellschaft eben nicht alle Menschen besitzen."

Im Fokus steht dabei die Gentrifizierungs-Angst, die in Gostenhof umgeht. Aktionen wie die am vergangenen Freitag, das betonen Teilnehmer gegenüber nordbayern.de, seien ein Zeichen gegen die steigenden Mieten im Viertel. Investoren dort würden mit einer ruhigen Parklage werben und damit die Preise in die Höhe treiben. Die Spannungen rund um den Jamnitzerplatz scheinen dabei wie ein Ventil.


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