Polizeiuniformen: Bayern lässt sich Zeit mit der Entscheidung
07.01.2014, 07:01 UhrNicht nur modisch ist das bisherige Arbeits-Outfit der bayerischen Polizei längst überholt. Die Diensthosen zwicken, die Hemdkragen reiben – und im Sommer stehen die Beamten beim Außeneinsatz selbst in den Kurzarmhemden schnell im Schweiß.
Moderne Textilien, wie sie bei den Polizeibehörden der 15 anderen Bundesländer längst Einzug gehalten haben, sind in Bayern überfällig: atmungsaktive Stoffe sowie nicht zuletzt Regenbekleidung, die ihrer Bezeichnung auch Rechnung trägt.
Doch was optisch vielleicht gefällt, überzeugt nicht unbedingt auch im Tragekomfort. Deshalb hat das Innenministerium bekanntlich eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die zunächst sammeln soll, welche Hosen, Jacken und Hemden sich in den andern Bundesländern, bei der Bundespolizei sowie bei den Nachbarn Österreich und Schweiz bewährt haben. Bis Frühsommer 2014 soll feststehen, welche Uniformteile in einem Feldversuch getestet werden, sagt Innenminister Joachim Herrmann.
Rund 500 der 26.000 Polizisten dürfen sich an diesem Praxistest beteiligen: Beamte aus möglichst unterschiedlichen Inspektionen, so Herrmann; denn die Vorlieben sind ebenso unterschiedlich wie die Dienstabläufe. Lederjacken etwa sind in der einen Inspektion verpönt, in der anderen wiederum ein Muss unter den Kollegen/innen.
Die Test-Erfahrungen werden im Frühjahr 2015 gesammelt und ausgewertet, bis zum Sommer 2015 soll die Projektgruppe dann zu Entscheidungen kommen. Die künftige Uniformfarbe wird dabei eine zentrale Rolle spielen. Für beides gibt es Argumente. Grün-Verteidiger befürchten, dass sich bayerische Polizisten bei einem Farbwechsel nicht mehr von anderen Uniformträgern abheben würden – dies sei ein Nachteil für die Sicherheit. Blau-Verfechter wiederum unterstreichen, dass eine nachtblaue Farbgebung nirgendwo außerhalb Bayerns zu Problemen geführt habe.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP), die Verwechslungsgefahren sieht, verweist auf eine Mitglieder-Befragung. Danach habe mehr als die Hälfte der Befragten für die Beibehaltung des jahrzehntealten Bayern-Grüns votiert. Zeitgemäßer Schnitt und modernes Design könnten optische Abgrenzungen zu anderen Uniform-Gruppen schaffen, meint dagegen die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG). In den kommenden Wochen startet die DPolG ihrerseits eine Mitglieder-Umfrage. Die Online-Fragebögen werden derzeit vorbereitet.
Doch es gibt auch objektive Kriterien. Dazu gehört der lange zurückliegende Beschluss der Innenministerkonferenz, wonach die Uniformen aller Polizeibehörden bundesweit auf Blau umgestellt werden sollen. Überdies werden blaue Uniformteile in größeren Stückzahlen produziert, der Freistaat könnte womöglich bessere Einkaufskonditionen aushandeln. Der Pferdefuß: Eine Farbumstellung müsste auch auf Tausende Einsatzfahrzeuge übertragen werden, und deren Umlackierung dürfte ins Geld gehen.
Vielleicht auch deshalb denkt das Innenministerium über eine Kostenbeteiligung der 26.000 Polizeibeamten nach. Zwischen 400 und 1000 Euro je Beamten haben andere Bundesländer in den vergangenen Jahren für Erstausstattungen locker gemacht. Daran will sich auch der Freistaat orientieren – wobei es deutliche Tendenzen zur oberen Korridorgrenze gibt, berichten Insider.
Diskutiert wird dabei in München auch, einen Teil des regelmäßigen Bekleidungsgeldes (zumindest über einige Zeit hinweg) einzubehalten. Bislang werden diese 22,50 Euro im Monat mit den Bezügen ausgezahlt. Ein Drittel dieses Betrages ist für die Erhaltung der vorhandenen Dienstkleidung gedacht, zwei Drittel bekommen die Beamten für die Ersatzbeschaffung. Ob diese 14,50 Euro als Finanzierungsbeitrag für die neuen Uniformen eingezogen werden, muss die Arbeitsgruppe noch klären. Innenminister Herrmann will dies auch mit den beiden Polizeigewerkschaften abstimmen.
Die Bürger dürfen sich einstweilen auf gemischtfarbige Polizeistreifen einstellen. Während der Trageversuche zwischen Frühsommer 2014 und Frühjahr 2015 werden blaue Testuniformen auf Bayerns Straßen erscheinen, so viel ist sicher. Und falls sich Blau durchsetzt, geht die Farbmischung noch weiter. Denn der rund 30 Millionen teuere Uniform-Tausch wird sich über einige Jahre hinziehen, sagen Insider.
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