Rundgang

Pop-Ups, Dachterrasse, Wissenschaft: Die Stadt Nürnberg hat große Pläne für das Kaufhof-Gebäude

Alicia Kohl

Volontärin

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21.10.2024, 17:47 Uhr
Das Mobiliar der Verkaufsbereiche ist noch da, nur die Ware fehlt.

© Hans-Joachim Winckler Das Mobiliar der Verkaufsbereiche ist noch da, nur die Ware fehlt.

Es sieht fast ein bisschen spukhaft aus, wenn man das Kaufhof-Gebäude in der Nürnberger Innenstadt betritt. Ein alter Paternoster-Aufzug steht neben dem leeren Treppenhaus still, leere Büros und Arbeitsräume warten auf Menschen, die sie nutzen, Kartons, Leitern und Werkzeug stehen herum. In den oberen drei Stockwerken wirkt es so, als wären die Verkäuferinnen und Verkäufer mit ihren Waren stürmisch aufgebrochen. Die Wände mit den Markennamen stehen noch, Regale, Aufsteller, Kleiderständer verweilen an Ort und Stelle. Nur die Kleidung fehlt, die Kundinnen und Kunden, die Angestellten. Das Leben, könnte man auch sagen.

Seit einem Jahr steht das Kaufhof-Gebäude nun leer, seit dem 1. Oktober 2024 hat die Stadt Nürnberg nun die Schlüssel. Den Kaufpreis hat sie gezahlt. Und am Donnerstagnachmittag die Türen des Gebäudes zum ersten Mal für die Presse geöffnet. Oberbürgermeister Marcus König und Wirtschaftsreferentin Andrea Heilmaier führen durch das leerstehende Kaufhaus. Denn dort, wo jetzt noch herrenlose Kleiderständer, leere Regale und stehende Rolltreppen sind, soll bald wieder Leben stattfinden können. "Das hat das Gebäude, das hat Nürnberg verdient", sagt der Oberbürgermeister.

Und die Stadt wolle der Impulsgeber dafür sein, das betont König während des Rundgangs mehrfach. Und zitiert Friedrich Schiller, um deutlich zu machen, dass die Stadt Nürnberg sich der Aufgabe der Belebung der Innenstadt angenommen hat: "Der eine wartet, bis die Zeit sich wandelt, der andere packt sie kräftig an und handelt."

Zwischenlösung für Zukunftsprojekt

Arbeiten will die Stadt hier vor allem an einer Zwischenlösung, denn klar sei auch, dass das Gebäude langfristig nicht von der Stadt betrieben werden kann. "Wir wollen hier mit Partnern zusammenarbeiten und es für einen Investor attraktiv machen", erklärt Wirtschaftsreferentin Heilmaier. Da die Stadt das Gebäude nun aber erworben hat, "entscheiden wir, welche Nutzung wir hier sehen und was das Beste für Nürnberg ist", so König.

Bis eine endgültige Lösung gefunden ist, wird es noch dauern. Gerade deshalb ist es König und Heilmaier so wichtig, dass das Gebäude in der Zwischenzeit genutzt werden kann. Die Stadt stellt sich hier vor allem Pop-Up-Stores vor, die ihre Konzepte besonders im Erdgeschoss für eine bestimmte Zeit testen können.

Doch auch dafür ist noch einiges zu tun. Das Gebäude stand schließlich nicht nur ein Jahr lang leer, sondern wurde auch nicht betrieben. Außerdem ist die Fläche des Erdgeschosses viel zu groß für einen einzelnen Pop-Up-Store, der Raum soll also gedrittelt werden, so Heilmaier. Der große Vorteil, den die Stadt durch den Kauf des Gebäude hat, ist das Mobiliar. Besonders für neue Konzepte sei das gut, da die Stadt Nürnberg den Pop-Up-Stores die Ladenausstattung direkt stellen könne.

Multimix im Kaufhof-Gebäude

Auch das Dach, das bisher nur ein Dach war, soll zugänglich gemacht werden. "Das, was wir hier an Kulisse bieten können, das kann doch keine andere Stadt", sagt König und deutet um sich. Er steht auf einem schmalen Weg, der über das sonst mit Planen überdeckte Dach gezogen wurden. Von hier aus sieht man den Fernsehturm, die Burg, die Lorenzkirche. Noch gibt es kein Geländer und das Dach selbst sieht mehr wie eine Baustelle als wie eine Dachterrasse aus. Doch das soll sich bald ändern. "Wir können uns vorstellen, hier einen Dachgarten anzulegen, nicht nur für Tagungen, sondern zugänglich für jedermann", sagt Heilmaier. Auch für den Denkmalschutz sei es kein Thema, die Dachterrasse für die Allgemeinheit zu öffnen.

Außerdem will die Stadt mit Universitäten zusammenarbeiten, ein homogenes Kaufhaus soll aus dem Gebäude nämlich sowieso nicht mehr werden. Mit der Ohm-Hochschule hat man das schon begonnen. Das Erdgeschoss ist dunkel, nur verschiedene Ausstellungsstücke sind beleuchtet. Architektur-Studierende präsentieren dort aktuell ihre Projekte. Tanz und Wellen sollen in Architektur überführt werden. "Es fühlt sich an wie ein Lost Place", sagt eine Studentin. Ein Dozent sorgt auf die Frage, wie die Erfahrung bisher war, für Lacher unter den Anwesenden. Seine Antwort ist "kalt". Er führt schließlich aber auch aus, dass die Ohm sich über die Zusammenarbeit sehr freut und die Aktivitäten der Hochschule in Zukunft mehr in die Innenstadt bringen will. "Wir würden uns freuen, wenn wir in Form von Ausstellungen und Seminaren hier etwas machen dürfen."

Marcus König betont, dass gerade solche Besetzungen auch in Zukunft Teil des Konzepts für das Kaufhof-Gebäude sein sollen. "Es soll ein Multimix werden aus Einzelhandel, Gastro, Wissenschaft und Büros."

Gemeinsame Lösung für Kaufhof und City Point

Konkret wurde bereits ein Team für das Projekt Kaufhof gebildet und eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die werde aber mindestens ein halbes Jahr dauern. Schließlich soll das Ganze ein "Zukunftsprojekt" werden. Bis Ende des Jahres solle sich aus der Vielzahl der Wünsche, die auch aus der Bevölkerung schon geäußert wurden, herauskristallisieren, was an diesem "Top-Standort" passieren soll, sagt Heilmaier. Der Wunsch sei außerdem, so König, dass sich auch in Fragen des City Points, der nur wenige Meter entfernt ist, eine Lösung findet, damit man die beiden Gebäude gemeinsam planen könne.

Bis zum Weihnachtsgeschäft wird der Kaufhof allerdings nicht rechtzeitig für Pop-Up-Stores fertig werden. Schließlich müsse baulich auch noch einiges gemacht werden. Es werde aber schon jetzt dauerhaft daran gearbeitet. "Wir sehen hier eine große Chance, die Innenstadt neu zu beleben", sagt König. Die Stadt hat Großes vor mit dem großen Gebäude bei der Lorenzkirche.

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