Unangemessener Umgangston?
Quarantäne-Maßnahmen: Betroffene ärgern sich über Nürnberger Gesundheitsamt
21.7.2021, 11:32 UhrWie sehr sich die Lockerungen in Betreuungseinrichtungen rächen, zeigte sich kürzlich im Hort Reutersbrunnenstraße. Hier gab es am 28. Juni einen positiven Corona-Fall, am 30. Juni wurden zwei weitere Infektionen mit der Delta-Variante diagnostiziert. Die Folge: 70 Personen mussten 14 Tage in Quarantäne. "Betroffen war der gesamte Hort, aufgrund des offenen Konzepts, bei dem die Kontakte der Kinder untereinander nicht sicher nachvollzogen werden können", bestätigt Gesundheitsreferentin Britta Walthelm. Hinzu kamen eine komplette Klasse sowie mehrere Schüler aus einer weiteren.
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Wie jedoch mit den Eltern in der Quarantäne umgegangen wurde, verärgerte einige Betroffene. Sie bemängelten vor allem den zeitlichen Ablauf. Der erste Fall war am 28. Juni bestätigt worden. Daraufhin mussten alle Kontaktkinder in Quarantäne gesetzt werden. Dazu gab es am Vormittag ein Infoschreiben des Hortes. Doch erst zwei Tage später habe sich das Gesundheitsamt gemeldet.
Auch der Umgangston der Gesundheitsamtsmitarbeiter sei oft unangemessen gewesen, berichten mehrere Betroffene. "Die Eltern der Kinder müssen ja trotzdem arbeiten. Und teilweise kamen die Anrufe mitten in einem Meeting. Als ich fragte, ob ich in einer Viertelstunde zurückrufen könne, wurde mir im Befehlston mitgeteilt, dass ich alles stehen und liegen zu lassen habe, weil das Thema Quarantäne jetzt das Wichtigste für mich zu sein habe", berichtet eine Mutter, deren Kind bereits das dritte Mal von einer Quarantäne betroffen war. "Und warum gibt es keine Möglichkeit der Freitestung?"
Die Quarantäne sei, einen Tag vor Ende, noch einmal um einen Tag verlängert worden, weil ein zweiter Fall aufgetreten war. "Mein Kind hätte am Freitag wieder in die Schule gehen können. Als ich fragte, wie wir offiziell aus der Quarantäne entlassen werden, wurde mir gesagt: ,Wenn wir es schaffen, Sie anzurufen, geben wir Ihnen Bescheid.‘ Wie kann das sein? Und wenn nicht? Dann muss das Kind noch länger zu Hause bleiben? Ich habe Verständnis für die Maßnahmen, aber für die Kinder ist jeder Tag mehr in Isolation die Hölle!"
Gesundheitsreferentin Britta Walthelm bedauert das Vorgehen ihrer Mitarbeiter. "Das sollte so nicht sein, wer sich über so etwas ärgert, soll sich bitte an mich wenden, damit wir der Sache nachgehen und den Umgang verbessern können." Dass die Betreuungseinrichtung die Eltern in Kenntnis setzt, sei jedoch üblich. Freitestungen seien unmöglich, weil die Inkubationszeit bis zu zwei Wochen betragen könne.