Quarantäne vor dem Weihnachtsfest? Das sagt der Experte
12.12.2020, 05:56 Uhr"In diesem Jahr ist alles anders. Meine Nerven liegen mittlerweile blank und das Wort Corona kann ich nicht mehr hören." Stefanie Meier ist frustriert. Die 35-Jährige wohnt seit elf Jahren in Nürnberg. Ihren echten Namen will die Angestellte nicht in den Medien lesen. Aber sie möchte erzählen, wie sie sich gerade fühlt.
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Eigentlich hat Stefanie Meier vor Weihnachten feste Rituale. Dazu gehört ein Treffen am 23. Dezember auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt mit Freunden, die sie zum Teil das ganze Jahr nicht gesehen hat, weil die Freunde an unterschiedlichen Orten wohnen. "Nach einem Glühwein und den traditionellen 'drei im Weggla' ziehen wir zum Aufwärmen weiter in unser Lieblingslokal", erzählt die 35-Jährige. Dieses gesellige Zusammensein wird es heuer zum ersten Mal nicht geben. Nicht nur, weil der Christkindlesmarkt abgesagt wurde. Sondern weil sich Meier aus Rücksicht auf die Corona-Risikogruppen vor Weihnachten in Selbstisolation begeben wird. Dafür konnte sie sich ein paar Tage früher Urlaub nehmen. Vom 19. Dezember bis zum Abend des 24. Dezember will sie ihre Wohnung nicht mehr verlassen.
Corona: Selbstisolation, um die Liebsten zu schützen
Ob das sinnvoll ist? "Ich hoffe es und ziehe es durch. Schließlich möchte ich Heiligabend mit meinen Eltern, meiner Großmutter und meiner Schwester verbringen - ohne Angst, sie womöglich mit dem Coronavirus anzustecken", sagt Meier. "Ich würde es mir, wie so viele, anders wünschen, aber die Zahlen sind erschreckend hoch. Auch wenn es mir schwerfällt, ich will alles tun, um meine Liebsten zu schützen."
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Von einem positiven Effekt der Selbstisolation vor Weihnachten gehen derzeit Mediziner aus. "Wir verbringen heuer ein besonderes Weihnachten", sagt Professor Dr. Joachim Ficker. Er leitet die Pneumologie am Klinikum Nürnberg. Der Spezialist für Lungenkrankheiten behandelt Covid-19-Patienten und warnt eindringlich: "Auch wenn man sich in Isolation begibt, ist eine Gefährdung immer noch da. Wir sollten uns in diesem Jahr fragen, mit wem wir feiern. Das Sicherste wäre, ganz auf Besuche zu verzichten." Das würde für viele Single-Haushalte ein einsames Fest bedeuten.
Corona: Durchschnittlich fünf Tage Inkubationszeit
Umgehen könnte man dies mit einer Quarantäne vor den Feiertagen. Das Virus habe, so Joachim Ficker, in den meisten Fällen eine Inkubationszeit – also die Zeit von der Ansteckung bis zum Beginn der Krankheit – von rund fünf Tagen. Daher seien fünf Tage eine sinnvoll gewählte Zeitspanne. Einen Schnelltest kurz vor dem 24. Dezember zu machen, hält der Mediziner für nicht sicher. Dieser sei lediglich eine Momentaufnahme.
Um das Infektionsgeschehen einzudämmen, rief auch die Politik bereits dazu auf, sich vor Weihnachten in häusliche Quarantäne zu begeben. Und auch das Robert Koch-Institut (RKI) rät, man sollte vor dem Fest mindestens fünf Tage zu Hause bleiben, wenn man sich mit Eltern oder Großeltern treffen möchte. Erst ab dem sechsten Tag treten – in der Regel - Symptome auf, so das RKI. Das Problem: Es gibt Fälle, die schon vorher infektiös sind. Und zwar bereits ein bis drei Tage vor dem Auftauchen erster Symptome. Dennoch: Fünf Tage Selbstquarantäne seien besser als gar nichts, so Tim Friede vom Institut für Medizinische Statistik an der Uni Göttingen. Die Wahrscheinlichkeit liege bei 50 Prozent, auch nach fünf Tagen noch Symptome zu entwickeln, mahnt der Statistiker. Wenn man sicher sein möchte, tatsächlich nicht erkrankt zu sein, müsste man folglich einige Tage früher in die Isolation.
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Die Selbstisolation hat Stefanie Meier bereits gut geplant. Sie hat sich mit DVDs ihrer Lieblingsserie und Büchern eingedeckt und will mit ihren Freunden per Video-Chat Kontakt halten. Außerdem will sie jeden Tag Yoga machen "um einen klaren Kopf zu behalten." Sie versucht, sich trotz Frust und hoher Infektionszahlen, auf schöne Dinge zu konzentrieren und die Zeit zu Hause zu nutzen. Den Weihnachtseinkauf will sie vor dem 19. Dezember erledigen. Auf ihrer Liste stehen Zutaten für ein neues Rezept. Am Heiligen Abend soll es für alle selbstgemachtes Lebkuchen-Tiramisu geben.
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