Quelle-Investoren stellen Umbau-Pläne vor

15.11.2013, 07:01 Uhr
Quelle-Investoren stellen Umbau-Pläne vor

© Simulation: Kister/ksg

Das Unternehmen hat seine Wurzeln in Portugal und betreibt von Deutschland aus über 70 Shoppingcenter. Vor wenigen Wochen sei in Solingen das Shopping-Center „Hofgarten“ eingeweiht worden, so Binder: Ein ehemalige Karstadt-Immobilie wurde in der Innenstadt abgerissen und der „Hofgarten“ neu gebaut.

Das ehemalige Quelle-Versandzentrum, für das sich Sonae Sierra die Kaufoption bis Ende März 2014 gesichert hat, soll aber nicht abgerissen werden. „Es kann auch nicht, denn es steht als Ganzes unter Denkmalschutz. Es ist ein denkmalgeschütztes Ensemble. Nicht nur die Fassade“, sagt der Architekt Johannes Kister, der das Umnutzungskonzept für das Versandzentrum entwickelt hat.

In der Liste des Bayerischen Landesamts für Denkmalschutz ist von einem Kernbau mit zugehörigen Bauabschnitten die Rede, die geschützt sind. So leicht dürfte ein Abriss deshalb nicht möglich sein, denn Kister vertritt auch die Rechte der Stiftung von Ernst Neufert. Neufert hat das Quelle-Versandzentrum entworfen.

Finanzminister Markus Söder geht aber derzeit davon aus, dass der größte Teil des Versandzentrums abgerissen werden könnte, weil nur Teile unter Denkmalschutz stehen. Der CSU-Politiker plädiert deshalb für einen Abriss und für den Neubau eines Quelle-Campus, in dem wissenschaftliche Einrichtungen einziehen sollen.

OB Ulrich Maly setzt dagegen auf den Erhalt der 256.000 Quadratmeter großen Immobilie und ihre wissenschaftliche Umnutzung. Söder wie Maly hätten an diesem Ort gerne einen universitären Schwerpunkt.

Sonae Sierra hat dem Freistaat ein Angebot gemacht, dass 70.000 Quadratmeter Nutzfläche der Immobilie, verteilt auf zwei Riegel, zum Preis von einem Euro gekauft werden können. Söder hat dies abgelehnt, weil das wirtschaftliche Risiko zu hoch sei. Er sprach dabei von einer Milliarde Sanierungskosten.

Die Rechnung, die Binder aufmacht, sieht ganz anders aus: Wenn das Quelle-Gebäude abgerissen und ein Campus neu gebaut werden soll, dann müsste der Freistaat 25 Millionen Euro an Grundstückskosten bezahlen, 15 Millionen Euro für den Abriss und für den Rohbau bei einem Quadratmeterpreis von 600 Euro 42 Millionen Euro.

Quelle-Investoren stellen Umbau-Pläne vor

© Michael Matejka

Grob gerechnet ist das ein Wert von 82 Millionen Euro, den Söder ausschlagen würde. Hinzu kommen noch großzügige Verkehrsflächen und die Mitnutzung einer Eingangshalle.

„Sie ist ein Geschenk. Die Statik des Versandzentrums ist geprüft. Die Auflast pro Quadratmeter liegt bei 1,5 Tonnen. Der Rohbau für eine universitäre Nutzung steht schon“, sagt Binder. Der Freistaat könne sich auch ein direkt angrenzendes 11000 Quadratmeter großes Grundstück für neue Bauten sichern.

Binder und Kister haben vor acht Wochen das Konzept den Vertretern der Universität Erlangen-Nürnberg und der Ohm-Hochschule vorgestellt. „Sie können sich eine Uni-Nutzung mehr als vorstellen“, so Binder.

Kister, der schon an einigen solcher Großprojekte beteiligt war, sieht keine Probleme mit dem Brandschutz oder mit der Wärmedämmung: „Das müsste alles auch bei einem Neubau finanziert werden.“ Ein Neubau würde auch wesentlich länger dauern als ein Umbau.

Von den 257.000 Quadratmetern sollen maximal 150.000 Quadratmeter genutzt werden. Der Rest fällt Lichthöfen oder Parkplätzen zum Opfer. Für den Einzelhandel sind 18.800 Quadratmeter im Erdgeschoss vorgesehen.

Die wollen wir nicht überschreiten", so Binder. Der Geschäftsführer rätselt darüber, warum Söder das Konzept so harsch ablehnt: „Vielleicht kennt er es noch gar nicht in den Details, denn das Angebot liegt beim Wissenschaftsministerium.“ Sonae Sierra würde gerne eine Machbarkeitsstudie anfertigen lassen: Wie die Wünsche der beiden Hochschulen sich im Quelle-Versandzentrum realisieren lassen.



Sollte es bei einer Ablehnung bleiben, dann wollen Binder und seine Kollegen das Gebäude anderweitig vermarkten. Dass es überhaupt zu dem Angebot an den Freistaat gekommen ist, liegt an der Hoffnung auf Synergieeffekte: Eine Uni-Nutzung würde andere potente Mieter oder Käufer anlocken, meint Binder.
 

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