Polizei sucht Verantwortliche
Quelleturm in Nürnberg voller politischer Banner: Aktivistische Gruppe bekennt sich zur Aktion
24.02.2025, 16:58 Uhr
Der Quelleturm in Nürnberg ist am Samstag, einen Tag vor der Bundestagswahl, in neue Farben gekleidet. Statt des bekannten Dunkelblaus erstrahlte er in Regenbogenfarben. Die Pride-Flagge der LGBTQIA+-Community flatterte in hohen Höhen neben Spruchbändern mit den Aufschriften "Mieten runter!", "Klimakrise bekämpfen!" und "Remigration Nazis raus!".
Die Polizei sucht aktuell noch nach den Verantwortlichen, wie ein Polizeisprecher mitteilt. Ermittlungsgegenstand wäre ein möglicher Hausfriedensbruch, wenn sich die Verantwortlichen unberechtigt Zugang zum Turm verschafft hätten. Wenn die Aktion aber mit dem Eigentümer abgestimmt war, handle es sich theoretisch um gar keinen Straftatbestand, so ein Polizeisprecher.
Nach einer abgesprochenen Aktion klingt es aber nicht direkt. In dem Bekennerschreiben, das unserer Redaktion zugeschickt wurde, wird von "Aktivisten kapern Nürnberger Quelleturm" gesprochen. Die aktivistische Gruppe "CrimethInc." informiert in einer Pressemitteilung über die Aktion, mit der sie sich auf Themen bezieht, "die auch im Wahlkampf polarisierten".
Darin wird auch eine Person zitiert, die anonym bleiben will, aber als Teil der Gruppe an der Aktion beteiligt war: "Ich bin jahrelang auf die Straße gegangen, mit Fridays for Future, zum Christopher Street Day oder erst vor kurzem wieder bei den Demos gegen Rechts. Ich finde das immer noch wichtig, aber ich habe das Gefühl das sich nichts verändert", sagt die als Jo benannte Person. "Ich bin irgendwann richtig traurig und wütend geworden, und wollte irgendwas tun. Der Quelleturm wird schon lange nicht mehr genutzt und ist mitten in Nürnberg - West. Natürlich haben wir ein bisschen was riskiert, aber es war wichtig, ein Zeichen zu setzen."
Nicht zu spät für Konsequenzen
Im Bekennungsschreiben macht die Gruppe außerdem deutlich, dass sie sich dem Faschismus widersetzen und den Kapitalismus überwinden will. "Wir nehmen unsere Leben selbst in die Hand! Widerständig leben, Unregierbar werden - diesem Schimmelpilz aus Rassistischer-, Queer*-, und Behinderten*feindlicher Hetze und der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen Einhalt gebieten. Die Brandmauer sind Wir!", heißt es weiter. Um dieser Meinung Ausdruck zu verleihen, hat sich die Gruppe dann entschieden, ein gut sichtbares Wahrzeichen im öffentlichen Raum zu nutzen. Acht mal acht Meter große Plakate sollten den Menschen vor der Wahl nochmal Werte mitgeben.

Zur Pride-Flagge schreibt CrimethInc von einem Kampf für einen queeren Feminismus: "Das schöne Leben für alle, heißt auch, das schöne Leben für ALLE und nicht nur für Männer, die auf Frauen stehen. Was eigentlich klar sein sollte - dass Menschen wertvoll sind, unabhängig ihrer Geschlechtsidentität, sexuellen Vorlieben, Beeinträchtigungen, Hautfarbe, oder Alter - wird nicht nur von Rechtsextremen, sondern auch in der scheinbaren Mitte der Gesellschaft immer wieder in Frage gestellt. Schluss damit!"
Mit Unbehagen sehe man, wie rechtes Gedankengut immer verbreiteter werde und Gewalt gegen Minderheiten inzwischen alltäglich sei. "Dieser Entwicklung müssen wir nun mit der vollen Härte entgegentreten." Deswegen das "Remigration? Nazis raus"-Poster. Außerdem sei es noch nicht zu spät, wirkliche Konsequenzen in der Klimakrise zu ziehen. Mit dem Plakat "Klimakrise Bekämpfen!" will die Gruppe genau diesen Einsatz fordern.
"24 Euro den Quadratmeter im Durchschnitt?! Hakt’s eigentlich?!", fragt die Gruppe in ihrer Stellungnahme und geht damit auf die Probleme des Wohnungsmarktes ein. Deswegen das Poster "Mieten Runter!". Die Aktion wurde außerdem von der niederländischen aktivistischen Gruppe "Het Actiefonds" unterstützt.
Ob es sich schlussendlich um eine Straftat handelt, bleibt unklar. Die Ermittlungen der Polizei laufen aktuell. Inzwischen sind die Plakate wieder abgehängt, obwohl sich die Polizei eigentlich zunächst dafür entschieden hatte, sie oben zu lassen, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Die Aufschriften seien keine strafbaren Inhalte und hätten daher bleiben dürfen. "Aber dann hat sich das Wetter geändert." Die Gefahr habe bestanden, dass die Plakate heruntergefallen und wurden daher von der Feuerwehr entfernt. Die hat sich Zugang zum Turm verschafft und die riesigen Plakate abgehängt.