Bayern dreht Geldhahn zu
Radio Z vor dem Aus? Bangen nach Hiobsbotschaft für Nürnbergs letztes Community-Radio
28.3.2024, 15:12 UhrDer Nürnberger Kabarettist Matthias Egersdörfer sagte einst im Rahmen der Geburtstagsglückwünsche im Jahr 2007 über Radio Z: "Für mich bist du die Fleischereifachverkäuferin unter den Radiosendern". Der mit dem renommierten Scharfrichter-Preis ausgezeichnete Künstler ist ein großer Freund und Fan des freien Senders, bei dem er vor vielen Jahren seine Karriere begann. Für die treuen Hörerinnen und Hörer ist der Sender auf der MHz Frequenz 95,8 oder online per Webstream seit Jahrzehnten ein alltäglicher Begleiter – vor allem dank des außergewöhnlich unkonventionellen Hörerlebnisses.
Denn immer gut gelaunte, aufgesetzte Moderatoren, die tagein, tagaus die aktuellen Chartsongs und das "Besten Hits der 80er und 90er" anmoderieren und mit mal mehr, mal weniger spannenden Gewinnspielen und von Agenturen gescripteten Witzen ihre Hörerschaft zum Wiedereinschalten animieren, sucht man bei Radio Z vergeblich. Einer der letzten Community-Sender seiner Art ist aus Nürnbergs Radiolandschaft für viele Liebhaber von charmantem Do-it-Yourself-Radio, Nische und Underground fernab des Mainstreams kaum noch wegzudenken - und das seit 1987.
Formate wie "Strafzeit" – eine Grußsendung für Inhaftierte, für die die Sendung eine wichtige Brücke nach draußen ist, über "Schwarzfunk", der regionalen Instanz für Dark Wave, Synth, Gothik und Elektro, bis hin zu "ZOSH! Das Magazin für harte Musik", bei dem alle Metalfans in Sachen (Live-)Musik auf dem Laufenden gehalten werden und nicht zu vergessen die prämierte Sendung "Lokale. Leidenschaften", die lokalen Musikerinnen und Musikern eine Plattform bietet. Auch Kultur und Politik kommen bei Radio Z nicht zu kurz – unter anderem im Magazin "Stoffwechsel".
Die Liste ist lang, die Vielfalt groß. Doch nach mehr als 37 Jahren könnte damit bald Schluss sein, denn der Sender ist unverschuldet in finanzielle Not geraten.
Freies Radio seit 37 Jahren
Radio Z ist ein nicht kommerzieller Radiosender und wird als freier Hörfunksender von dem gemeinnützigen Verein Rundfunk Aktionsgemeinschaft Demokratischer Initiativen und Organisationen e. V. (R.A.D.I.O. e. V.) getragen. Das hat die letzten 37 Jahre durch die Unterstützung der treuen Mitglieder, die Arbeit von Dutzenden ehrenamtlichen Redakteuren und Redakteurinnen, aber auch durch großzügige Zuschüsse funktioniert.
Neben Mitgliedsbeiträgen und Spenden wurden die anfallenden Kosten vor allem durch die geduldete Bezuschussung der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) und der bayrischen Staatskanzlei für die Sendeverbreitungskosten finanziert. Vor wenigen Tagen erreichte die Redaktionen dann folgende Hiobsbotschaft von der Geschäftsleitung via E-Mail:
"(...) Wir haben zwar erfahren, dass es im Prinzip kein Problem bei der Verlängerung der Sendefrequenz geben sollte, aber die BLM will bei uns und den anderen gemeinnützigen Anbietern Geld einsparen. (...) Bei Radio Z handelt es sich um eine Summe von 30.000 Euro, die als Zuschuss für die Sendeverbreitungskosten gezahlt werden. Die Summe für Sendeverbreitungskosten (UKW Ausstrahlung zwölf Stunden und DAB+ Ausstrahlung 24 Stunden) beläuft sich auf 60.000 Euro. Diese werden bis Juni von der BLM und der Staatskanzlei bezuschusst in Höhe von 50.000 Euro (40 Prozent Steuergelder – 60 Prozent Rundfunkgebühren), sodass Radio Z bis jetzt jedes Jahr einen Eigenanteil in Höhe von 10.000 Euro finanzieren musste".
Der Eigenanteil steige damit zusätzlich um 30.000 Euro pro Jahr, eine Summe, die ein kleiner, gemeinnütziger Verein zusätzlich nicht stemmen kann. "Radio Z würde dann in der jetzigen Form nicht mehr existieren können", so die Geschäftsleitung in ihrer Mail.
Um der Verlängerung der Sendelizenz Nachdruck zu verleihen und die möglichen Mehrkosten zu decken, wirbt Radio Z aktuell für neue Vereinsmitglieder. Unser Mitgliedsbeitrag beträgt pro Jahr – je nach Verdienst – zwischen 40 und 80 Euro. Im Schnitt bräuchte man demnach zwischen 400 und 750 neue Mitglieder, je nach Jahresbeitrag.
Noch steht also in den Sternen, ob und wie es mit Radio Z weitergeht. Fest steht allerdings, dass schon sehr bald Fakten geschaffen werden müssen. Dieter Radke ist langjähriger Radiomacher bei Z und moderiert die Sendung "Rock in Black". Er kritisiert vor allem die Intransparenz der BLM:
"Derzeit ist leider von der BLM keiner für uns zu sprechen. Mehrere Versuche, die Gesellschaft für Instandhaltung e.V. (GFIN) oder jemanden ans Telefon zu bringen war erfolglos. Derzeit schweben wir im luftleeren Raum und können nicht mal sagen, was tatsächlich an Kosten anfällt".
Bis Juni muss allerdings geklärt sein, ob und von wem die Kosten getragen werden können - Eine sehr kurze Zeitspanne für einen Sender mit kleiner Reichweite. Den Radiomachern, Mitgliedern, der fränkischen Musikszene und Fans bleibt also momentan nichts anderes übrig als supporten und hoffen sowie Augen und vor allem weiterhin die Ohren offenzuhalten.
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