Rasante Entwicklung: E-Bikes in Nürnberg auf der Überholspur

Volkan Altunordu

25.1.2019, 05:59 Uhr

Die Regierung und die Industrie versuchen zwar, den Absatz von E-Mobile derzeit mit vierstelligen Prämien anzukurbeln. Die Ergebnisse sind bislang aber eher mau. Zwar stieg der Absatz 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 43,9 Prozent. Verglichen mit der Gesamtzahl von 3,44 Millionen neuer Pkws, die zugelassen wurden, sind 36 062 E-Mobile nicht beeindruckend viel.  Den mickrigen Anteil von 0,12 Prozent, den Elektrofahrzeuge am Gesamtbestand von 46,5 Millionen Pkws in Deutschland (Stand: Ende 2017) hatten, verbessert das kaum.

Nicht viel besser sieht es im Raum Nürnberg aus. Laut dem Amt für Statistik und Stadtforschung, das noch über keine Werte für 2018 verfügt, hat sich die Zahl der  reinen Elektromobile hier von 2015 bis 2017 zwar mehr als verdoppelt auf 395 Fahrzeuge. Bei einem Gesamt-Kfz-Bestand von 242 105 Autos in der Stadt entspricht das gerade mal 0,2 Prozent. Ein Anteil, der auch in Fürth nicht übertroffen wird. Die Nachbarstadt bringt es mit 102 E-Mobilen bei insgesamt 61 428 zugelassenen Fahrzeugen ebenfalls auf nur 0,2 Prozent.

N-Ergie baut Infrastruktur aus

Etwas weiter ist man  bei der Infrastruktur. Die N-Ergie und die Stadt Nürnberg, die selbst derzeit 107 und 38 E-Fahrzeuge nutzen, wollen das Netz von bisher 20 öffentlichen Ladestellen ausbauen.  30 neue Säulen bis Mitte 2019 sind geplant. Ob das das E-Auto in Nürnberg voranbringt, ist eher fraglich. Keine öffentlichen Lademöglichkeiten gibt es in der Stadtbislang für elektrische Zweiräder. 

Und trotzdem hängen die E-Bikes ihre vierrädrige Konkurrenz  meilenweit ab. Laut dem Branchenverband der deutschen Zweirad-Industrie, ZIV, waren 2017 von rund 73,5 Millionen Fahrrädern in der Bundesrepublik bereits 3,5 Millionen elektrisch betriebene Modelle. Für 2018 prognostiziert der ZIV sogar 850 000 verkaufte E-Bikes, also ein Plus von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Schon heute  ist damit laut ZIV jedes fünfte verkaufte Fahrrad ein E-Bike.

 

 

Nürnberg liegt im Trend

Ein Wert, den auch Philipp Böhm bestätigt. Böhm, der als Abteilungsleiter für den Fahrradverkauf bei Nürnbergs größtem Händler Zweirad Stadler in der Nopitschstraße zuständig ist, kennt sogar „Tage, an denen wir mehr E-Bikes absetzen als klassische Fahrräder“. Über das Jahr gerechnet, so Böhm, „kommen die Zahlen vom ZIV aber bei uns gut hin“.

Auch Bernhard Schmidt kann nicht klagen. Der Geschäftsführer von Pedelec-Schmidt in der Regensburger Straße hat das Potenzial elektrischer Zweiräder schon früh erkannt und 2014 eines der ersten Geschäfte in Nürnberg gegründet, die ausschließlich E-Bikes verkaufen. In Zukunft, ist sich Schmidt sicher, werden sie dem klassischen Fahrrad den Rang ablaufen, oder besser: abfahren.

Und irgendwann sogar den Verkehr in der Stadt entlasten. Denn: Das E-Bike bringe auch Menschen aufs Rad, die nicht fit genug oder zu bequem zum Pedaltreten sind. Die Folge: Man lässt das Auto öfter stehen, weil man in der Stadt genauso schnell unterwegs ist, aber beispielsweise kein Parkplatzproblem hat. „Ich kenne sogar Familien, die seit dem Kauf eines E-Bikes ihr Auto oder Zweitauto verkauft haben.“, sagt Schmidt.

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