Rechtspopulisten nutzen Vogel-Auftritt für Anti-Islam-Hetze
4.5.2014, 14:20 UhrUnweit der bürgerlichen Kundgebung, die von verschiedenen Parteien und Gruppierungen wie den Jusos, Piraten, Linken und Jungen Liberalen organisiert wurde, standen in einem abgegrenzten Bereich auch Vertreter rechtspopulistischer Organisationen.
Sie nutzten den Auftritt Vogels, um in der Öffentlichkeit ihre Anti-Islam-Parolen zu verbreiten. Die Veranstaltung selbst wurde von den Rechtspopulisten mit einigen "Vogel in den Käfig"-Plakaten abgetan. Die anderen Plakate zielten auf den Islam als Religion an sich ab. "Freiheit statt Islam-Faschismus" und "Christentum statt Salafismus" zeigten den islamfeindlichen Charakter der Kundgebung. Die geschwungenen Deutschlandfahnen passten dabei in keinen Zusammenhang.
Wie das Nürnberger Bündnis Nazistopp berichtet, war etwas weiter abseits auch der NPD-Politiker und Konzertveranstalter Patrick Schröder anwesend. Der Mann, der im Herbst ein Nazi-Konzert in Scheinfeld organisiert hatte, kam aber ohne Transparent und hielt sich zurück.
Nichtsdestostrotz war auch das liberale Bürgerbündnis zahlenmäßig stark vertreten. Die verschiedenen Parteien setzten gemeinsam ein Zeichen gegen die radikale Hetze des ehemaligen Amateurboxers Vogel.
Seine Ausführungen zum Thema „Drogen keine Chance“ waren dann auch eher eine Anreihung von Plattitüden. Marilyn Monroe und Elvis Presley mussten zum Beispiel dafür herhalten, dass materieller Erfolg nicht der Sinn des Lebens sein könne. Die von Vogel gelieferte Antwort in diesem und ähnlichen Zusammenhängen, dass der Koran auch in Deutschland, dem „Land der Süchtigen“, der richtige Weg sei, drängte sich geradezu auf. Anbiederisch wirkte da sein verbaler Schulterschluss zum Christentum. „Die Bibel“, sagte er, „ist ein gutes Buch“, um dann allerdings keinen Zweifel daran zu lassen, dass der Koran die wesentlich bessere und einzig wahre Alternative sei. Lässig und souverän – diesen Eindruck zu vermitteln, war Vogel wichtig.
Mit breitem Grinsen reagierte er auf die Zwischenrufe der Demonstranten hinter den Absperrgittern. „Je mehr Gegner da sind“, sprach er ins Mikrofon, „desto mehr Spaß macht es mir.“ Bei seinen Anhängern, die jedem seiner Worte mit Andacht lauschten und seine Sprüche auf ihren Smartphones aufzeichneten, kam das erkennbar gut an. Schon zu Beginn seines Auftritts hatte er seine „Brüder, Schwestern, Gegner und Feinde“ herzlich begrüßt.
Deutlich einträchtiger ging es nebenan zu. In der benachbarten Jakobskirche trafen sich unterdessen Christen, Juden und Muslime unter dem Motto "Dialog statt Monolog" zu einem multireligiösen Gebet für Frieden, Respekt und Toleranz.
Dieser Artikel wurde am Sonntag, 4. Mai, um 14.20 Uhr aktualisiert.
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