Rundbau erwacht nach 18 Jahren aus Dornröschenschlaf
18.1.2013, 22:21 UhrSeit dieser Woche liegt nämlich die Freigabe des über 8000 Quadratmeter großen Grundstücks durch das Eisenbahn-Bundesamt vor. Ohne diese Bescheinigung geht gar nichts. Denn die Behörde prüft, welche Flächen die Deutsche Bahn weiterhin für ihren Betrieb benötigt und auf welche sie verzichten kann.
Das Eisenbahn-Bundesamt legt in seinem Bescheid fest, dass das äußerst hochwertige Areal veräußert werden darf. Nur der Recyclinghof im Innenhof muss für das Schienenunternehmen weiterhin verfügbar sein. Mit dem amtlichen Schreiben gibt das Amt die Planungshoheit an die Stadt ab. Die Kommune kann die weitere Nutzung der geräumigen Immobilie festlegen. Nun vereinbart Aurelis-Vertriebsleiterin Petra Mühling Termine mit den Interessenten, um ihnen das rund 8000 Quadratmeter große Grundstück zu präsentieren.
Im nächsten Vierteljahr will sie sich Klarheit verschafft haben, ob ein ernsthafter Kandidat dabei ist oder ob man das Objekt größer ausschreiben muss. Mehrere Investoren haben sich Gedanken über das fünfstöckige Rundgebäude und den siebenstöckigen, moderneren Anbau mit insgesamt gut 20000 Quadratmetern Geschossfläche gemacht. Während ein Projektentwickler auf eine hochwertige Nobelherberge in der Preisklasse des gegenüberliegenden Le Méridien Grand Hotels setzt, will ein anderer in den früheren Posträumen Büros oder auch Dienstleister — beispielsweise aus dem medizinischen Bereich — unterbringen. Läden im Erdgeschoss sind unwahrscheinlich, meint Aurelis-Beauftragte Mühling, da man den Geschäften im Hauptbahnhof keine Konkurrenz machen wolle.
Böden nur bedingt belastbar
Allerdings müssen sich alle Bewerber mit einer Tatsache auseinandersetzen: An einer grundlegenden Sanierung der seit 18 Jahren nicht mehr genutzten Immobilie kommt keiner vorbei. Heizung und Wasserleitungen sind abgestellt, die Elektrizität ist nur bedingt verfügbar. Kurz: Eine neue Infrastruktur ist notwendig. Trotzdem ist die Substanz dem Augenschein nach noch in gutem Zustand. So haben Dachdecker in den vergangenen Jahren undichte Stellen am Satteldach beseitigt. Allerdings ist die Verstärkung von Decken und Böden ein wichtiges Thema: In einigen Etagen hängen Schilder, dass die Räume nur bis zu 350 Kilogramm pro Quadratmeter belastet werden dürfen. Als in den 1980er Jahren die Post-Beschäftigten ihre Transportkarren mit Briefen, Postkarten und Wurfsendungen durch die langgezogenen Hallen rollten, gab es bereits eine dienstliche Anweisung, die schweren Gefährte aufgrund mangelhafter Raumstatik nur zur Hälfte zu beladen.
Weiter müssen künftige Eigentümer den Denkmalschutz berücksichtigen: Das hohe Dach, die prägnante Fassade sowie die massive Steintreppe mit Kunstschmiedearbeiten über fünf Stockwerke sind zu erhalten.
Das Landesamt für Denkmalpflege schätzt an dem viertelkreisförmigen, wuchtigen Gebäude die „reduzierte historische Formensprache“. Die Postarchitekten Hans Weiß und Johann Kohl hatten 1914 mit dem Bau der damaligen Oberpostdirektion begonnen. Doch im Ersten Weltkrieg ruhten die Arbeiten, so dass die Etagen erst 1920 bis 1924 hochgemauert wurden.
Lange Zeit sortierten Mitarbeiter auf den verschiedenen Etagen Briefe und Karten von und für die Nürnberger. An den Vormittagen schwärmten dann Postboten mit prall gefüllten Taschen in die verschiedenen Stadtteile aus. Als die Sortierer und Zusteller in den 1990er Jahren ihre Arbeitsplätze räumten, blieb nur mehr die Post im Erdgeschoss übrig. Diesen zentralen Standort hat man bis heute nicht aufgegeben. Der Mietvertrag läuft bis 2017, Verlängerung ist möglich. (StandPunkt Seite 10)
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