S-Bahn-Verschwenk: Nürnberg setzt die DB unter Druck
08.02.2013, 07:00 Uhr
Seit Jahren schwelt ein Streit um den Trassenverlauf der S-Bahnstrecke im Knoblauchsland. Die Stadt Fürth besteht auf einer Route entlang der bestehenden Gleise und lehnt den von der Bahn vorgeschlagenen Schwenk durchs Knoblauchsland strikt ab, weil dadurch wertvolle Ackerflächen zerstört würden und der Bahnhof Vach geschlossen werden müsste.
Die Bahn hält an ihrer Wunschroute fest und führt dazu Wirtschaftlichkeitsberechnungen ins Feld, wonach die S-Bahn auf der sogenannten Bestandsstrecke unrentabel sei und damit keine Zuschüsse bekomme. Das Ergebnis fällt allerdings äußerst knapp aus. Nötig ist ein Faktor von 1,0. Die Bestandsstrecke erreicht 0,95 und der Schwenk 1,18.
An den von der Bahn unter Verschluss gehaltenen Berechnungsgrundlagen bestehen allerdings erhebliche Zweifel. Die Stadt Fürth hat mittlerweile die Bahn verklagt, ihre Daten offenzulegen. Vor dem Verwaltungsgericht Berlin hat man zwar einen Teilerfolg erzielt. Doch beide Seiten haben (wie berichtet) Berufung eingelegt.
Dieses ganze Theater, so Grünen-Stadträtin Christine Seer, werde auf dem Rücken von Tausenden von Pendlern ausgetragen, die weiterhin mit dem täglichen Chaos auf der Strecke von Nürnberg nach Bamberg leben müssten.
Und mit diesem Druck, so die Grünen-Sprecherin, spiele die Bahn offenbar. Wie sonst könne man erklären, warum die bestehenden Engpässe auf der Strecke im Bereich des Fürther Bogens nicht mit dem vergleichsweise preiswerten Einbau von zwei Weichen endlich behoben werden. Eine Taktik der Bahn, so Seer, die aus ihrer Sicht an Sabotage grenze. Wie auch die Grünen im Fürther Stadtrat lehnt sie die Verschwenktrasse strikt ab.
Debatte macht keinen Sinn
Stadträte aller Fraktionen und der Oberbürgermeister waren sich einig, dass endlich von der Bahn nachvollziehbar dargelegt werden muss, warum die Bestandsstrecke nicht wirtschaftlich zu betreiben ist. Und solange das nicht der Fall ist, mache es auch keinen Sinn, über Trassen-Alternativen im Knoblauchsland nachzudenken, meinte Maly. Es sei denn, die Bahn selbst revidiere ihre Haltung. Nürnberg jedenfalls könne auch mit dem Schwenk durchs Knoblauchsland leben.
Nicht leben könne die Stadt aber, auch mit Blick auf die Interessen der gesamten Metropolregion, mit weiteren Verzögerungen. Laut Baureferent Wolfgang Baumann wäre eine Inbetriebnahme ab 2016 nach derzeitigem Stand erreichbar. Wenn allerdings neu geplant werden müsste, drohe eine Verzögerung bis mindestens 2024. Das wäre aus Nürnberger Sicht nicht hinnehmbar.
12 Kommentare
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S1-21
Das soll doch nach genuss des Videos ein ganz großer und genialer
Wurf werden, bei dem die S-Bahn nur eine Nebenrolle spielt, im vergleich
zu den ambitionierten Tunnelplänen. Das die DB AG nicht mit offenen
Karten spielt, bedaure ich sehr, aber warum sollte sie auch. S21 hat
gezeigt, dass sie sich mit Tricks, Täuschungen und Schaffen von
Fakten schon lange gegen alle Einwände und über
Kostenexplosionen hinweg durchsetzen kann. Und in der Metropolregion
gibt es bei weiten keinen so Ausgiebigen Bürgerprotest. Warum nicht
einfach die Gleise der Güterbahn und für den ICE ins Kanalbett
vom unrentablen Europakanal legen???
HansL
Es mag ja sein, dass man die S-Bahn heute anders planen würde. Der
Verschwenk stammt noch aus der Zeit, als bei Großgründlach
ein rießiges Gewerbegebiet entstehen sollte. Als man diese Idee
anfgegeben hat, wurde wohl vergessen, auch noch mal über die
Bahnplanungen nachzudenken. Dann wurde auch nicht diskutiert, ob es
wirlich einen Güterzugtunnel braucht oder ob man die
Überwurfbauwerke auch zwichen Stadtgrenze und Fürther
Hauptbahnhof hätte bauen können. Aber dann ist immer noch die
Frage, ob man nicht noch mehr Gleise an der 7-Bogen-Brücke und im
Fürther Bogen hätte vorsehen müssen. Nur: Das alles ist
jetzt "verschüttete Milch", die man nicht mehr in die
Flasche bringt. Die S-Bahn liegt in Fürth rechts der Gleise und
muss in Erlangen irgendwo in die Mitte - auch das ein nicht mehr zu
änderndes Grundkonzept der Ausbauplanung. Also muss in Eltersdorf
auf jeden Fall ein Überwurfbauwerk kommen. Das S-Bahn-Gleis
könnte man sicher immer noch entlag der Bestands-Strecke neu bauen,
aber dann gibt es auf mindestens 10 Jahre gesehen keine echte
S-Bahn-Verbindung nach Erlangen. Es dauert ohnehin noch lange genug,
auch wenn die jetzige Planung doch endlich einmal umgesetzt wird. Was
ist denn so schlimm an diesem Verschwenk? Weshalb wird in dieser Frage
so verbissen gekämpft? Oder ist das jetzt die neue Fürther
Stadtkultur, dass man aber auch jede Frage bis zum bitteren Ende
auskämpfen muss?
Otto
Es ist traurig, dass derartige Diskussionen immer wieder in
Beschimpfungen anders denkender ausarten - Leute bleibt doch ´mal sachlich!
Werner Klingbiel
Offensichtlich siegt in diesem Land immer Frechheit und oft genug geht
dieser Schuß dann nach hinten los. Es beginnt ja schon damit, dass
der Frankenschnellweg bei Parallelführung der S Bahn zum Bestand
mindestens ein Jahr nur beschränkt befahrbar sein wird, da ein
zusätzliches Gleis für die S Bahn eine neue Unterführung
erfordert, während der Verschwenk über den FSW geht und die
Brücken an einem Wochenende eingehoben werden können.
Außerdem wird es ohne Verschwenk auch keine direkte
Güterzugstrecke Rangierbahnhof - Seehäfen zur Entlastung
Fürths und seiner Einwohner geben. Alle diese Züge werden
weiter durch Fürth, Vach und Stadeln fahren. Außerdem
würde die neue Güterzugstrecke alleine ja auch Ackerland
vernichten. Ich bin der letzte, der die Planungen der staatlichen DB AG
immer gut findet, aber der Verschwenk macht Sinn. Und endgültig
absurd wird es, wenn Fürth auf wertvollem Ackerland ein neues
Möbelhaus baut, dafür eine neue Autobahnausfahrt mit
entsprechendem Platzbedarf anlegt und viele ha Ackerfläche zu
Parkplätzen umnutzt, die laut Investor nur wenige Stunden in der
Woche benötigte werden, ansonsten aber, wenn sie nun einmal schon
da sind, da sie die Stadt Fürth genemigt hat, auch von Pendlern
genutzt werden dürften. Baut doch den Frankenschnellweg aus,
vielleicht braucht man dann die ganze S Bahn nicht mehr. Sie
widerspricht eh der Politik der freien Fahrt für freie Autofahrer.
Was sollen wir da noch mit einer elektromobilen S Bahn, wir haben doch
schöne Straßen, notfalls eben noch mit einer Spur mehr.
Dieser Ausbau wird allerdings auch nicht ganz ohne Nutzung von Ackerland
gehen, aber wenigstens im Parteienkonsenz und vielleicht verirrt sich
sogar einmal ein Elektroauto auf die Autobahn.
Nembercher
Auf dieser Seite befindet sich eine schöne 3d Animation wo die
ganze Situation mit Gütertunnel, Überwerfungsbauwerke sehr gut
gezeigt wird. Sollte alles so gebaut werden dann geht in dieser Ecke
Bahntechnisch der Punk ab. http://www.vde8.de/Gueterzugstrecke------_site.site..html_dir._nav.374_likecms.html#&desc=VDE+8.1+ABS+TUNNEL+-+Gueterzustrecke&t&nav=10657