Sanierung in Gostenhof: "Das rechnet sich nie"

23.2.2016, 05:56 Uhr
Die Debatte über den sozialen Wandel in Gostenhof wird teilweise erbittert geführt.

© Michael Matejka Die Debatte über den sozialen Wandel in Gostenhof wird teilweise erbittert geführt.

Dass der Stadtteil im Umbruch ist, bestreitet niemand, auch der städtische Baureferent Daniel Ulrich nicht. "Es brodelt", sagt er. Wobei er nicht verstehe, warum ausgerechnet in Gostenhof die Stimmung so hochkocht. "Denn in Nürnberg sinkt quer durch alle Quartiere die Arbeitslosigkeit", auch in Goho nehme die Armutsquote ab. Was doch eine gute Nachricht sei.

Dass in Gostenhof auffällig viele Häuser saniert würden, sei schlicht nicht wahr, sagt Ulrich. Auch drängten nicht — wie ehemals im Glockenbachviertel in München — zig Investoren ins Viertel, um mit teuren Eigentumswohnungen Geld zu machen.

Auch Markus Heusch und Hendrik Biehl sind keine Großinvestoren. Sie kauften vor zwei Jahren das denkmalgeschützte Haus aus dem Jahre 1897 in der Gostenhofer Hauptstraße 73. Der Geschäftsführer einer Firma für erneuerbare Energien und der IT-Experte wohnen in Sichtweite in der Bauerngasse. Sie bekamen mit, dass der Vorbesitzer das repräsentative Haus verfallen ließ. "Er hatte es geerbt, war aber nach Thailand ausgewandert und kümmerte sich nicht", erzählt Heusch.

Die Folgen waren für die Bausubstanz verheerend und für die Mieter der vier mit rund 180 Quadratmetern sehr großen Wohnungen kein Spaß. Das Dach war leck, Nässe drang auch durch die Sandsteinmauern und machte feuchte Flecken an den Wänden. Böden waren einsturzgefährdet, weil Trägerbalken Risse hatten. "Wir machen keine Luxussanierung", sagen die beiden. "90 Prozent des Geldes fließen in die Instandsetzung." Dahinter stecke mehr Leidenschaft als ein Geschäftsmodell. "Rechnen wird sich das wohl nie", sagt Heusch.

Wer das Haus 1897 baute, wer dort wohnte – Heusch will das recherchieren, wenn das Gröbste geschafft ist. Im Erdgeschoss sei mal ein Zigarrenladen gewesen. Ende Februar eröffnet Biehl dort seine Weinbar "achtzehn97". Damit mausert sich der Petra-Kelly-Platz mit dem Café "Mainheim" gegenüber zum Gastro-Hotspot. Für Kritiker des Wandels im Viertels mag das neues Futter sein. Für Biehl ist es nur eines: die Erfüllung seines Lebenstraums.

 

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