Schulbusse als Corona-Falle? So ist die Lage in Nürnberg
11.9.2020, 17:52 UhrEltern, die entsetzt sind über die Enge in den öffentlichen Verkehrsmitteln, sehen in der VAG den Schuldigen. Die Verkehrsbetriebe wehren sich indes gegen Angriffe und fordern Schulen und Eltern auf, sie zu unterstützen, um die Situation zu verbessern.
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Volle U-Bahnen, volle Straßenbahnen, volle Busse. Viele Eltern sehen derzeit der morgendlichen Fahrt ihrer Kinder mit Grausen entgegen. Nachdem das Schuljahr erst eine Woche alt ist, wandten sich mehrere Leser an uns.
So beschrieb ein Vater, der seinen Sohn, einen Fünftklässler, die ersten Tage auf dem Weg in die neue Schule in der Buslinie 36 ab Dürrenhof Richtung Luitpoldhain begleitete, die Lage so: "Die Situation im Bus spottet – mit Ausnahme der Maskenpflicht – jeder Pandemie-Prävention. Die Schüler stehen Körper an Körper im Bus, sie müssen die anderen Fahrgäste in den Bus hineindrücken, um noch einen Platz zu bekommen. Auch ein Abstand von nur einem halben Meter ist hier völlig undenkbar. Und eine Nachverfolgbarkeit von Infektionsketten ist natürlich ausgeschlossen."
"Wir können nicht zaubern"
Eine andere Mutter, die ihren Sohn in der U-Bahn zur Schule begleitet, sagt: "Ich war entsetzt, dass auf Schulstrecken doch tatsächlich Kurzzüge eingesetzt werden! Die Durchsage, man möge doch bitte auf den Mindestabstand achten, scheint da geradezu lächerlich, wenn nicht einmal alle Schüler die Möglichkeit haben einzusteigen." Es sei den Kindern kaum vermittelbar, dass sie in der Schule alle möglichen Präventionsmaßnahmen einhalten sollen, diese aber offenbar im Nahverkehr ohne Bedeutung seien.
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Auch die – schon vor Corona – volle Straßenbahnlinie 8 ist chronisch überfüllt. Eltern berichten, dass sie ihre Kinder bitten, zumindest nach Schulschluss erst eine volle Bahn abfahren zu lassen und die nächste zu nehmen.
Bei der VAG weiß man um die Probleme – und sucht nach Lösungen. "Morgens haben wir das maximal Mögliche an Fahrzeugen im Einsatz", sagt VAG-Pressesprecherin Elisabeth Seitzinger. Morgens heißt zwischen 7 und 8 Uhr, wenn durch den Schüler- und Berufsverkehr so viele Menschen wie zu keiner anderen Tageszeit in die Tram, U-Bahn oder den Bus steigen. Derzeit sei man aber durch Urlaub, Homeoffice und Leute, die aufs Rad umgestiegen sind, noch nicht mal bei den Vor-Corona-Werten angekommen.
Die VAG hat nur begrenzte Möglichkeiten: In Stoßzeiten lässt sie auf der U 2 ausschließlich und U 3 etwa zur Hälfte nur Langzüge fahren. "Allerdings können wir auf der U 3 nicht alle Verbindungen mit Langzügen anbieten, weil wir nicht mehr Fahrzeuge haben. Wir können nicht zaubern, es fährt schon alles, was geht!", so Seitzinger. Es liefen jedoch schon Beschaffungsmaßnahmen, um den Fuhrpark gerade bei U- und Straßenbahnen zu verstärken, das dauere aber. Bis dahin bleibt nur, dass das Personal die automatischen U-Bahnen manuell abfahren lässt, wenn diese zu voll werden.
Bei den Bussen hat die VAG etwas mehr Spielraum: "Wir haben den Schulverkehr schon verstärkt, zusätzlich verkehren 19 Busse." Wo es verkehrstechnisch möglich ist, werden Gelenkbusse eingesetzt. Die Besetzung der Busse werde seit Montag intensiv beobachtet.
Schüler sollen früher fahren
Und es wird nachgebessert: Auf der Linie 36 wird ab dem 14. September ab 7.31 Uhr zwischen Dürrenhof und Luitpoldhain ein zusätzlicher Bus fahren. Ansonsten werde der Einsatz der Zusatzbusse derzeit täglich aktualisiert. "Hier ist nächste Woche damit zu rechnen, dass sich der Schülerverkehr einspielt."
Absehbar ist schon jetzt: Wenn das Wetter schlechter wird, steigen die Fahrgastzahlen erneut. Auch deswegen, so Seitzinger, wird die VAG das Problem nicht allein stemmen können. Sie appelliert an die Familien, ein, zwei Bahnen früher zu nehmen, damit sich nicht alle in der letzten Viertelstunde in die Fahrzeuge drängen. "Dann ist man eben mal 20 Minuten früher in der Schule und kann noch mit Freunden quatschen oder seine Unterlagen noch mal ansehen." Und auch am Nachmittag könne man vielleicht mal ein, zwei Bahnen später nehmen.
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Eine andere Entlastung, auf die die VAG schon vor Corona erfolglos drängte, ist ein gestaffelter Schulbeginn: "Die Grundsituation, dass (fast) alle Schulen um 8 Uhr starten, ist von uns nicht zu ändern. Wir würden uns freuen, wenn hier Bewegung in die Schulen käme", so Seitzinger. Das setze aber auch die Akzeptanz bei den Schulen, Lehrern und Eltern und Kindern voraus. Rund 15 Nürnberger Schulen haben bereits Unterrichtsbeginn und -ende schon variiert. Teilweise beginnt dort die Schule zwischen 7.45 Uhr und 9 Uhr. Um einen durchschlagenden Effekt auf den Nahverkehr zu haben, reicht das jedoch noch nicht aus.
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