Sechs neue Elektrobusse: VAG startet bei E-Mobilität durch
30.7.2019, 06:52 UhrDer Elektrobus, den die VAG seit März 2018 testet, hat sich im Alltagsbetrieb bewährt: In den kommenden Monaten erweitert das Verkehrsunternehmen seinen Bestand darum gleich um sechs zusätzliche elektrisch betriebene Busse.
Stolze 40.000 Kilometer hat der Urbino 12 electric vom polnischen Hersteller Solaris in seinen ersten zwölf Monaten im Linieneinsatz schon absolviert. Das sind laut VAG zwar nur rund zwei Drittel der Jahresleistung eines Dieselbusses, doch das hat nachvollziehbare Gründe. "Da es sich in der Flotte bisher um den einzigen eBus handelt, wurde dieser auch für unterschiedlichste Schulungsmaßnahmen verwendet und stand für den Linienbetrieb nicht dauerhaft zur Verfügung", erläutert VAG-Sprecherin Elisabeth Seitzinger.
Zudem stand das Fahrzeug – auch das will man nicht unter den Teppich kehren – etwas öfter in der Werkstatt als seine konventionell betriebenen Pendants. So mussten technische Komponenten wie zum Beispiel die elektrischen Motoren der Antriebsachsen mehrfach getauscht werden, berichtet Seitzinger. Aber "da es sich um eine neue Technologie handelt, haben wir damit gerechnet, dass gegebenenfalls an der einen oder anderen Stelle nachgebessert werden muss", sagt die Pressesprecherin.
Für die meisten Linien geeignet
Zufrieden ist man in jedem Fall mit der Leistungsfähigkeit des eBusses, der seine Eignung für den Linienverkehr bereits bewiesen habe. Zwar bleibt er mit seiner Reichweite von maximal 200 Kilometern noch deutlich hinter der eines Dieselbusses zurück, der 400 Kilometer pro Tankfüllung schafft. Doch damit ist er bereits in der Lage, gut 80 Prozent aller Routen der VAG zu bedienen. Weil das Laden der Batterie, die eine Kapazität von 240 kWh hat, maximal 1,5 Stunden dauert, kann er zwischen zwei Linieneinsätzen schnell nachladen und so mehrmals täglich ausrücken.
Das einzige wirkliche Manko des Busses sind derzeit seine Heizung und Klimaanlage. Sie treiben – wie von der VAG erwartet – den Energieverbrauch stark in die Höhe. Da sich das Unternehmen entschieden hat, konsequent auf lokale Emissionsfreiheit zu setzen, werden nämlich beide aus der Antriebsbatterie gespeist. Die Folge: Wenn an extrem warmen Sommertagen die Klimaanlage läuft, steigt der Stromverbrauch pro Kilometer sofort um 30 Prozent. Die Heizung kann bei extrem niedrigen Temperaturen im Winter sogar für einen doppelt so hohen Energiebedarf sorgen wie beim reinen Fahren.
Heizung ist Energiefresser
Eine Achillesferse, die man im Licht der gesammelten Praxiserfahrungen mit dem Urbino künftig vermeiden will: Dank alternativer Heizkonzepte wie der Nutzung von kombinierten Klimaanlagen- und Wärmepumpensystemen, aber auch durch die Wärmegewinnung aus Kühlsystemen für Antriebstechnik und Batterien sollen schon die nächsten eBusse der VAG mit wesentlich weniger Energie heizen und kühlen können.
Zwei Elektro-Gelenkbusse die der Verkehrsbetrieb heuer gekauft hat, haben entsprechende Systeme bereits ab Werk an Bord. Die Fahrzeuge vom polnischen Hersteller Solaris werden im Dezember 2019 geliefert. Vier weitere Busse, deren Kauf die VAG von einer Förderung abhängig gemacht hatte, konnten ebenfalls bestellt werden, weil die Regierung von Mittelfranken die Anschaffung erheblich bezuschusst. Der Preis für einen Solo-Elektrobus liegt nämlich immer noch fast dreimal so hoch wie bei einem konventionellen Fahrzeug mit Dieselmotor.
Einen Riesensprung nach vorne machen bei der E-Mobilität könnte die VAG aber im kommenden Jahr. Im Rahmen der Elektrobusförderung des Bundesumweltministeriums hat sich das Unternehmen mit einem Großprojekt beworben. Das Verfahren läuft zwar derzeit noch, aber man hoffe auf das Beste, heißt es seitens des Unternehmens. Sollte das endgültige Okay kommen, will die VAG mit den Millionen aus Berlin zwischen 2020 und 2022 ganze 52 E-Busse samt der nötigen Ladeinfrastruktur beschaffen.
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