Serien-Brandstifter gesteht Taten vor Landgericht

31.7.2017, 18:30 Uhr
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 21-Jährigen besonders schwere Brandstiftung mit versuchtem Mord und gefährliche Körperverletzung vor.

© ToMa Die Staatsanwaltschaft wirft dem 21-Jährigen besonders schwere Brandstiftung mit versuchtem Mord und gefährliche Körperverletzung vor.

Der Mann, dem die Staatsanwaltschaft unter anderem versuchten Mord in 13 Fällen vorwirft, wirkt unbeholfen, wie ein kleiner Schuljunge, der in einem zu großen Körper steckt. "Action, ja", so gibt er in seinen Ein-Wort-Sätzen auf Nachfrage der Richter an, "Action" habe er gesucht. Feuer nennt Armin L. "inspirierend".

600.000 Euro Gebäude- und Sachschaden soll der arbeitslose Jugendliche zwischen September 2015 und Juni 2016 angerichtet haben – in dem Prozess vor der Jugendkammer I des Landgerichts Nürnberg-Fürth geht es um neun Brände. Armin L. (Name geändert) zündelte vorwiegend in der Fürther Altstadt, in Kellern, Treppen und im Dachgeschoss von Wohnhäusern setzte er dort gelagerte Müllsäcke oder Papier in Brand.

Zu Prozessbeginn räumt er über seinen Verteidiger Michael Spengler die Vorwürfe ein, der Rechtsanwalt weist darauf hin, dass sich Armin L. die Taten schon von der Seele redete, während noch ermittelt wurde. Seit Januar sitzt L. in Untersuchungshaft.  

Die Serie begann am 1. September 2015: Armin L. ging nachts um ein Uhr nach Hause und legte an einer Bushaltestelle Feuer. Vorher war er mit seiner Mutter in der Kneipenmeile Gustavstraße unterwegs. Seit seinem 11. Lebensjahr trinkt er, seine Mutter starb am 16. Februar 2016 an einer Leberzirrhose.

"Irgendwann is’ man unten", kommentiert der Angeklagte. Dabei wollte er sich ein bürgerliches Leben aufbauen: 2014 unterzog er sich einer Entziehungskur, als ihm ein Ausbildungsplatz zum Kfz-Mechatroniker angeboten wurde, brach er, um Zeit für die Lehre zu haben, die Therapie ab. Doch er geriet – aus seiner Sicht zu Unrecht – unter Verdacht, am Arbeitsplatz Werkzeug gestohlen zu haben. Er verlor die Stelle und ergab sich dem Suff, trank täglich zwanzig Flaschen Bier und ein paar Schnäpse. "In der Kneipe", sagt er, "auf Deckel".

Feuer am Todestag der Mutter

Die Zukunftsaussichten, die ihr ein Alkoholiker bietet, der seine Schulden auf Bierdeckeln notieren lässt, schreckten seine Freundin: Als sie Ende August das gemeinsame Kind gebar, verließ sie Armin L.; deshalb, so sagt er, habe er am 1. September auf dem Heimweg von der Kneipe den Abfallbehälter an der Bushaltestelle in der Königstraße angezündet.

Die Brände wurden immer folgenreicher: Im Januar setzte er in einem Abstellraum in der Marienstraße einen dort gelagerten gelben Sack in Brand (Schaden: 13.070 Euro) und entzündete in der Theaterstraße auf einem Dachboden einen Karton (Schaden: 14.807 Euro). Am Todestag seiner Mutter brannten in der Waldstraße zwei Wohnungen aus – wieder hatte er einen gelben Sack angezündet (Schaden: 420.000 Euro). Am 22. März legte er gegen 3 Uhr nachts in einem Mietshaus in der Theaterstraße Feuer und gefährdete das Leben der 13 Bewohner. Ein fünf Wochen altes Mädchen erlitt eine Rauchvergiftung. Der Prozess wird fortgesetzt.

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