Sie ist chaotisch — und plant oft zu viel

21.05.2011, 00:00 Uhr
Sie ist chaotisch — und plant oft zu viel

© privat

Frau Maturana, sind Schauspieler, die auf der Bühne improvisieren, auch privat leicht chaotisch?

Esther Maturana: Ich glaube, das kann man nicht verallgemeinern. Es gilt nicht für alle, aber bei mir stimmt es. Ich bin eher chaotisch, habe einen unordentlichen Arbeitsplatz und kann meine Termine nicht immer einhalten, weil ich häufig zu viel auf einmal machen will.

Nervt Sie das?

Maturana: Nein. So bin ich, und so war ich schon immer. Und meistens klappt es ja doch irgendwie. Freunde und Familie akzeptieren das, die kennen mich ja.

Planung ist für Sie...?

Maturana: ...definitiv nicht überflüssig, denn sie ist ja mit der wichtigen Frage verknüpft, wie man sein Leben gestalten will. Wie viel Planung man braucht, das ist stark vom Lebensstil abhängig. Obwohl ich chaotisch bin, plane ich viel, manchmal zu viel. Aber ich würde schon sagen, dass Planung den Alltag auf jeden Fall erleichtert.

Aber auf der Bühne dürfen Sie genau das nicht.

Maturana: Gerade deswegen mag ich ja das Improvisationstheater. Man darf nicht planen, man weiß nie, was als Nächstes passiert, das macht es so spannend. Man geht ohne Text, ohne Kostüm und ohne Plan auf die Bühne und entwickelt die Szenen spontan. Als Inspiration dienen Vorgaben aus dem Publikum.

Aber irgendein Handwerkszeug braucht man doch trotzdem?

Maturana: Es gibt ein paar grundsätzliche Regeln, und die kann man lernen. Zum Beispiel sollte man das annehmen, was der andere sagt, man sollte einen Raum oder eine Beziehung in die Handlung einführen und man kann Probleme in die Spielhandlung einbringen, die man dann lösen kann. Außerdem gibt es spielerische Techniken, bei denen zum Beispiel mit Sprache oder Musik gearbeitet wird.

Doch wenn man zuvor nicht weiß, welches Stück eigentlich gespielt wird, ist man bestimmt wahnsinnig nervös?

Maturana: Ich persönlich bin weniger aufgeregt, weil ich ja keinen Text habe, den ich vergessen könnte! Im Grunde genommen kann ich also gar nichts falsch machen. Auch einen Blackout fürchte ich nicht, denn ich bin ja nicht allein auf der Bühne, sondern in der Gruppe. Wenn der eine einen Hänger hat, springt eben der andere ein. Und wenn man scheitert, dann wird eben die nächste Szene besser. Aber natürlich gehört eine gewisse Grundaufregung einfach dazu.

Muss man denn fürs Improvisationstheater besonders kreativ und insofern auch ein bisschen chaotisch sein?

Maturana: Nein, definitiv nicht. Viele meiner Theaterkollegen sind sehr strukturiert. Impro-Theater zu machen, das ist keine Charakterfrage. Man muss nur offen sein für das, was vom Publikum kommt.

Demnächst stehen Sie für Pro Familia auf der Bühne und widmen sich dem heiklen Thema „Kinderwunsch grenzenlos“. Sind Fragen rund um die künstliche Befruchtung nicht zu ernst fürs Impro-Theater?

Maturana: Dieser Theaterform wird immer nachgesagt, dass sie grundsätzlich witzig und lustig ist. Dabei können wir sehr wohl auch ernste Themen auf die Bühne bringen, sie kommen vielleicht nur etwas kurzweiliger rüber.

Bereiten Sie sich auf einen solchen Auftritt auch anders vor?

Maturana: Wir werden uns sicher noch ein paar Gedanken machen und nicht unbedingt auf Techniken zurückgreifen, die vorwiegend auf Witze abzielen oder alles ins Lächerliche ziehen. Aber grundsätzlich gilt auch hier: Das Publikum bestimmt die Begriffe.

Und was kann ein solcher Abend bei den Zuschauern bewirken?

Maturana: Ich hoffe, dass wir dem schwierigen Thema „unerfüllter Kinderwunsch“ etwas mehr Leichtigkeit mitgeben können. Vielleicht wird der ein oder andere sich freuen, ein paar schöne Szenen zum Thema gesehen zu haben, und hinterher sagen, dass es ein kurzweiliger Abend war.

Sie sind selbst Mutter eines 20 Monate alten Sohnes. Hätten Sie bei der Familienplanung unter Umständen auch auf künstliche Befruchtung gesetzt?

Maturana: Ich weiß es natürlich nicht genau, aber ich kann es mir vorstellen. Es ist für mich eher ein Segen als ein Problem. Paare, die auf natürlichem Wege keine Kinder bekommen können, haben zumindest die Möglichkeit, es so zu versuchen.

„Kind mit 6 auf Kraut“ ist zu sehen am Donnerstag, 26. Mai, ab 20 Uhr im Gostner Hoftheater, Austraße 70. Tickets gibt es dort oder an den üblichen Vorverkaufsstellen.