Sind Nürnbergs Hundekot-Beutel aus Plastik eine Umweltsünde?
2.11.2019, 05:19 UhrExakt 15.010 Hunde sind momentan in Nürnberg daheim – und das sind nur die hochoffiziell beim Steueramt registrierten. Gemeinsam bringen sie es Tag für Tag auf mehr als fünf Tonnen Hundekot. Jeder Hundehalter ist verpflichtet, die Hinterlassenschaften seines Vierbeiners aufzusammeln. Viele machen das auch und bugsieren das Häufchen in die Tüte, das dann im besten Fall im Abfalleimer und im schlechtesten im Gebüsch oder am Wegrand landet. Die meisten Hundehalter greifen dabei auf Plastiktütchen aus dem Zoohandel zurück oder nutzen die von der Stadt spendierten Tütchen aus den 140 Spendern, die in Grünanlagen stehen. 40.000 Euro lässt sich die Stadt diesen Service jährlich kosten.
Die Beutel werden aktuell von der Infolio GmbH aus dem Nürnberger Land geliefert, die den Auftrag bei einer Ausschreibung bis Ende dieses Jahres vom Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) erhalten hat. Wenn es nach den Grünen geht, dann werden solche Beutel künftig allerdings nicht mehr von der Stadt beschafft. Die eingesetzten Hundekot-Tüten seien aus Polyethylen, das aus Erdöl hergestellt wird. "Wenn es nach circa 100 Jahren in Mikroplastik zerfällt, gelangt es in den Naturkreislauf und damit auch in den tierischen und menschlichen Organismus. Dabei gibt es am Markt bereits Alternativen", so die Grünen-Stadträtinnen Andrea Friedel und Andrea Bielmeier in einem Antrag an die Verwaltung.
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Die Fraktion wünscht sich, dass die Stadt hier ökologischer denkt und zum Beispiel auf Kotbeutel umsteigt, die aus Maisstärke hergestellt werden. Eine weitere Alternative stellten Faltschachteln aus Pappe dar, die nach dem Aufheben des Kots geschlossen werden können. Die Grünen verweisen in diesem Zusammenhang auf die Stadt Germering. Dort würden Beutel ausgeteilt, die zu 85 Prozent aus Zuckerrohr bestehen.
"Jetzige Form ist aktuell die sinnvollste"
Das Thema Plastikbeutel treibt auch andere Kommunen um. In München war es die SPD, die heuer eine Alternative zu den Plastikbeuteln forderte. Andernorts werden Alternativen ausprobiert. Auf Wangerooge werden neben den klassischen Beuteln Kotschaufeln aus Pappe verteilt: "PooPicks" genannt. Laut Pick- UG-Chef Christian Salzmann werden diese auch in Stuttgart, Kiel oder Langenhagen bei Hannover getestet.
Nürnbergs Bürgermeister und Sör-Chef Christian Vogel (SPD) hält nicht viel von Papp-Behältern. Sie seien unhandlicher und verbrauchten mehr Platz, sagt er auf Anfrage. Auch sei die Ökobilanz bei der Herstellung der Papierbeutel schlechter und der Preis dreimal höher. Auch bei anderen Öko-Alternativen sieht er Nachteile, zum Beispiel in Sachen Haltbarkeit im Freien. Er betont, dass die Stadt mehrmals Vor- und Nachteile der Kot-Tüten geprüft habe. "Die jetzige Form ist aktuell die sinnvollste und praktikabelste." Nur wenn die Tüten einfach in der Natur landen, "werden sie auch zum Öko-Problem".
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