So arbeitet das Nürnberger Gesundheitsamt in der Coronakrise

Sabine Ebinger

Lokales Nürnberg

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20.5.2020, 11:05 Uhr
Während der Coronakrise herrschte Ausnahmezustand im Gesundheitsamt und viele Aufgaben fielen weg. 

© NNZ Während der Coronakrise herrschte Ausnahmezustand im Gesundheitsamt und viele Aufgaben fielen weg. 

Frau Günther, wie ist die aktuelle Lage in Sachen Corona im Gesundheitsamt?

Katja Günther: Derzeit haben sich die Zahlen der Neuinfektionen auf einem niedrigen Niveau stabilisiert – bei einer Gesamtzahl von 1043 Indexfällen, von denen 98 noch in Quarantäne sind, 900 aus der Quarantäne entlassen und 45 verstorben (Stand 19.Mai). In den letzten Tagen hatten wir täglich rund fünf neue Fälle.


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Der Schwerpunkt der Corona-bezogenen Aufgaben liegt zum einen bei den Fällen in Alten-und Pflegeheimen – 25 der Todesfälle entfielen auf Heimbewohner(innen). Ein weiterer Schwerpunkt sind Anfragen, die uns in Bezug auf Hygienepläne aus Gesundheitseinrichtungen, Schulen oder Kitas erreichen.

Aktuell optimieren wir die Arbeitsprozesse für eine eventuelle zweite Pandemiewelle. Parallel dazu laufen einige dringende reguläre Arbeitsbereiche wieder unter Schutzmaßnahmen an, wie etwa Hausbesuche bei chronisch psychisch Kranken durch den Sozialpsychiatrischen Dienst. Wir versuchen auch, Mitarbeiter( innen) soweit möglich freizugeben, da wir seit zehn Wochen an sieben Tagen die Woche durcharbeiten. Eine Erholungspause ist dringend notwendig.

Digitalisierung erleichtert Arbeit während Corona

Was sind die wichtigsten Aufgaben?

Dr. Katja Günther ist die Leiterin des Gesundheitsamtes in Nürnberg.

Dr. Katja Günther ist die Leiterin des Gesundheitsamtes in Nürnberg.

Katja Günther: Wir müssen für eine zweite Welle gewappnet sein. Wobei das Gesundheitsamt eine sehr große Leistung erbracht hat, parallel die Pandemie zu bekämpfen, die dafür nötigen Strukturen zu schaffen und dazu noch mit dem Amt für Digitalisierung binnen weniger Wochen eine Datenbank zu entwickeln, die unsere Arbeit sehr erleichtert. Jetzt müssen wir das Erreichte optimieren.

Wie ist die personelle Situation?

Katja Günther: Zum Stammpersonal von 161 Beschäftigten haben wir von anderen Dienststellen 49 Unterstützer(innen) und 65 Beamtenanwärter(innen) der Stadt bekommen. Dazu kommen 13 externe Ärztinnen und Ärzte, sechs Ehrenamtliche und vier Medizinstudenten. Künftig können wir auf die Mitarbeit von 20 Beschäftigten des Landesamtes für Statistik sowie auf 20 weitere Personen zählen. Die Personen haben wir geschult, sie werden im Callcenter eingesetzt oder für den Bereich Datenbank. Wir hoffen, mittelfristig Personal im Bereich Infektionsschutz zu bekommen.


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Wegen Corona können Sie sich nicht um die Pflichtaufgaben kümmern. Was fällt weg?

Katja Günther: In der Hochzeit der Pandemie haben wir uns bis auf unabwendbare Aufgaben wie etwa nach dem Psychischkrankenhilfegesetz nur um das Thema Corona gekümmert. Jetzt beginnen wir langsam wieder mit dringenden Begutachtungen sowie Aufgaben in der Beratung und Versorgung, natürlich unter Schutzmaßnahmen. Sorge bereitet mir, dass niederschwellige aufsuchende Tätigkeiten nur in ganz geringen Umfang möglich sind, da wir ja hier auch noch eine wichtige sozialkompensatorische Funktion erfüllen.

Gesundheitsamt rechnet mit zweiter Welle im Herbst

Wie schaut es aus mit den Schuleingangsuntersuchungen?

Katja Günther: Bislang war es weder aus personeller noch aus infektionshygienischer Sicht möglich gewesen, dies durchzuführen. Wir wollen ab 22. Juni in veränderter Form mit der Schuleingangsuntersuchung beginnen. Es wird zunächst kein Screening durch die Kinderkrankenschwestern wie sonst üblich stattfinden. Es wird vielmehr in einem ersten Schritt eine Sichtung des gelben U-Heftes und des Impfausweises geben. In einer Telefonkonferenz zwischen Regierung und Gesundheitsministerium wurde beschlossen, dass vor allem die Kinder, die keine U 9 haben, schulärztlich untersucht werden sollen. Aber auch das werden wir für die jetzige Saison nicht mehr vollständig schaffen können. Wir wollen eine verkürzte Version der schulärztlichen Untersuchung ab etwa 6. Juli beginnen.

Was glauben Sie: Wie lange wird das Gesundheitsamt mit Corona beschäftigt sein?

Katja Günther: Hier ist nur mit allergrößter Zurückhaltung eine Prognose möglich. Wir wissen nicht, wie sich die Lockerungen auf die Zahl der Neuinfektionen auswirken wird. Ebenso wenig ist klar, ob es eine zweite Welle gibt. Meine Prognose wäre, dass eine eventuelle zweite Welle ab Herbst kommen wird und wir mit Corona noch bis Mitte 2022 beschäftigt sein werden, selbst wenn ab Herbst 2021 eine Impfung zur Verfügung stehen wird.

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