So geht digitaler Unterricht: Neues "DigiLLab" soll Lehrer briefen
30.11.2020, 19:39 UhrWoran es oft hakt, zeigt sich bei der Einweihung. Corona-konform treffen sich die knapp 80 Gäste in einer Video-Konferenz. Doch mitten in seiner Rede ist die Verbindung zum Wissenschaftsminister plötzlich weg. "So ist das mit der Technik", sagt die Uni-Vizepräsidentin für Lehre Bärbel Kopp.
"Wir erleben zurzeit, wie kritisch auf die bisherige Lehrerausbildung in Bezug auf digitale Methoden geblickt wird", sagt sie. "Jetzt haben wir endlich die Mittel und Konzepte, um einen Zeichen zu setzen, das mehr als überfällig ist."
Lehrer spricht Klartext: Das läuft aktuell an Schulen falsch
Im neuen "DigiLLab" lernen Lehramtsstudenten, wann und wie sie digitale Medien im Unterricht am besten nutzen können. In den zwei neuen Räumen am Campus Regensburger Straße können Lehramtsstudenten ausprobieren, was aktuell technisch möglich ist. Außerdem sollen sie eigene Inhalte sinnvoll aufbereiten und die Kompetenzen an ihre Schüler weitergeben. Auch Fortbildungen für Lehrer, die bereits im Beruf sind, gibt es dort. "Einen guten Lehrer macht Methodenvielfalt aus und dass er das richtige Werkzeug zum richtigen Zeitpunkt einsetzt", sagt Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler.
Vor seiner Politiklaufbahn hat er selbst als Lehrer für Deutsch und Geschichte gearbeitet. Digitale Medien seien eine Möglichkeit, den pädagogischen und didaktischen Werkzeugkasten zu erweitern. "Die Dinge werden aber nur Akzeptanz finden, wenn sie auch funktionieren."
Geld aus der Hightech-Agenda
Der Freistaat hat den Aufbau des "DigiLabs" mit 150.000 Euro und einer festen Stelle gefördert. Mit Mitteln der "Hightech Agenda Bayern" soll es weiter ausgebaut werden. In den kommenden Jahren fließen dadurch insgesamt 3,5 Milliarden Euro in die Wissenschaft, in neue Professuren, Studienplätze und in Forschungsbereiche wie Künstliche Intelligenz.
"Lehrerinnen und Lehrer haben einen entscheidenden Anteil daran, junge Menschen für einen reflektierten, kritischen und zielgerichteten Umgang mit digitalen Medien fit zu machen", sagt Sibler. "Die FAU zeigt damit beispielhaft, wie Lehrerbildung auf Höhe der Zeit gestaltet werden kann."
Wie ein digitales Klassenzimmer
Im neuen Digital Labor steht alles zur Verfügung, was es in einem digitalen Klassenzimmer bräuchte. Etwa Tablets und Notebooks, Hard- und Software, verschiedene Lehr- und Lernprogramme und schnelles Internet. Studenten und Dozenten sollen hier neue Konzepte entwickeln, erproben und erforschen.
"Das DigiLLab soll der Kopf und das Herz des Schwerpunkts digitale Bildung an der FAU werden", sagt Rudolf Kammerl, Professor für Medienpädagogik und Leiter des Instituts für Lerninnovation (ILI). Er und seine Mitarbeiter unterstützen seit März Studenten und Professoren dabei, Lehren und Lernen wegen der Pandemie ins Netz zu verlagern.
"Für Lehrende an der FAU gibt es schon jetzt viele Angebote zu digitaler Lehre", erklärt Kammerl. "Die Beratung und Schulungen für angehende Lehrer und Lehrkräfte außerhalb der Uni wollen wir im DigiLLab ausbauen."
Corona: Wie der digitale Unterricht Ungleichheiten fördert
Auf der Liste für Dezember und Januar stehen Kurse wie "Guter Unterricht mit mobilen Endgeräten", "Vom Stummfilm zu TikTok" und "Digitaler Religionsunterricht in Zeiten von Corona".
Auch geforscht werden soll im "DigiLLab" zum Unterrichten mit und über digitale Medien . "International gesehen hinkt Deutschland auf diesem Gebiet hinterher", sagt der Pädagoge. "Das wollen wir ändern." Bislang gibt es nicht einmal ausreichendes WLAN am Campus.
Bis zum Jahr 2025 sollen die rund 5000 Nürnberger Lehramtsstudenten endlich den erhofften Neubau im Norden der Stadt bekommen. "Die Planungen laufen", sagt Vizepräsidentin Kopp. "Das neue Gebäude wird dann hoffentlich all unsere Bedürfnisse erfüllen."
Ziel ist, dass jeder Studenten mindestens ein Modul zu digitaler Bildung belegt. Noch ist das freiwillig, aber es soll bald Pflicht werden.
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