So lief das Wahlkampf-Duell zwischen Kohnen und Söder
19.9.2018, 06:42 UhrDie Koalitionsmöglichkeiten der CSU sind vielfältig wie nie, angetreten ist sie mit dem Ziel der absoluten Mehrheit. Nicht nur diese Situation treibt Markus Söder um. Zu seinem Unwillen beeinflussen beharrlich bundespolitische Themen den bayerischen Wahlkampf. Die Berliner Krisensitzung zum Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen und dessen seltsames Verhältnis zur AfD ist so ein lästiges Thema.
Manche Beobachter sehen schon die Koalition vor dem Bruch, wenn Bundesinnenminister Horst Seehofer weiter an Maaßen festhalten sollte. Tut er aber nicht. Kurz vor Beginn des Streitgesprächs kommt die Nachricht auf die Handys: Maaßen bekommt eine Versetzung ersten Grades mit Beförderung zum Staatssekretär im Innenministerium.
Söder ist froh, dass das Thema vom Tisch ist. "Entscheidend ist, dass eine Entscheidung gefallen ist", sagt er den wartenden Journalisten, noch bevor er den Saal im Gutmann betreten hat. Für einen Seitenhieb auf die Medien ist bei der Gelegenheit aber noch Zeit: Denn die Mehrheit der Bevölkerung verstehe nicht, "wie man tagelang über einen Behördenleiter schreiben kann", schiebt er hinterher. Das sei für die Bayern gar nicht wichtig. Ob der Streit um Maaßen doch nur ein "taktisches Spielchen" gewesen sei von Horst Seehofer, wie er von Journalisten der NN-Internetplattform nordbayern.de gefragt wird, das mag der Taktiker Söder "nicht beurteilen". Aus der Ferne könne er das doch nicht beurteilen und sei auch "nicht zuständig". Stattdessen, sagt Söder, wünsche er sich "mehr Schwung in Berlin".
Haben Personalien wie Maaßen ihre Wirkung auf den Wähler? Volkes Stimme ersetzt im Gutmann kurz die Umfrage: "Ich glaube ja schon, dass Söder wieder Ministerpräsident sein wird, fragt sich nur mit wem." Thomas Fröbe aus Veitsbronn im Landkreis Fürth ist hoffnungsfroh. Der Abend soll ihm und seiner Frau Bettina die Richtung zeigen: Wen er wählen soll. Früher stand der 52-Jährige den Freien Wählern nahe. Nun ist er sich mit seiner Wahl am 14. Oktober nicht mehr so sicher. Für ihn sei alles offen.
Die Unentschlossenheit bringt die Brisanz in diese Wahl. Der Zuhörer aus Veitsbronn ist in bester Gesellschaft. Jeder zweite bayerische Wähler hat seine Wahlentscheidung noch nicht getroffen. Eine Unentschiedenheit, aus der auch Markus Söder seine Hoffnung schöpft. Mehrmals an diesem Abend wird er sein Misstrauen in Umfragen und sein Credo, dass noch alles offen sei, wiederholen.
Es ist das einzige Streitgespräch zwischen dem Ministerpräsidenten Markus Söder und der SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen im gesamten bayerischen Landtagswahlkampf 2018. Der Andrang der regionalen wie bundesweiten Medien ist unerwartet groß. Neben Bayerischem Fernsehen sind Teams vom ZDF und RTL gekommen, dem Franken-Fernsehen, Zeitungen wie Süddeutsche, Welt und der Tagesspiegel aus Berlin sind vertreten. Vor dem Gutmann am Dutzendteich in Nürnbergs Süden sammeln sich am Wochenende sonst die Club-Fans vor den Heimspielen des 1. FC Nürnberg, um ein paar Beruhigungs-Bier zu trinken. Nun warten im Biergarten die Kamerateams auf Söder und Kohnen.
Eine geschwächte SPD-Spitzenkandidatin
Überhaupt keine Nerven, auch wenn es ganz dicke kommt, scheint mal wieder Markus Söder zu haben. Hier, in seiner Heimatstadt, trifft er auf eine SPD-Spitzenkandidatin, die geschwächt kommt. Nicht, dass Natascha Kohnen bisher keinen engagierten Wahlkampf gemacht hätte; aber die SPD-Themen wie Wohnungsnot zünden nicht, die Umfragewerte sind nach wie vor im Keller. Und nun muss die stolze Partei den Grünen auch noch die Rolle des ersten Verfolgers überlassen.
Wer hat schon einen solchen Wahlkampf ums Maximilianeum gesehen? Die CSU im Taumel, und sechs Verfolger ihr hinterher, und am stärksten sind die Grünen. Die Ausladung der SPD durch den Bayerischen Rundfunk hat da eine gewisse Konsequenz, auch wenn die SPD schäumt. Bisher wurde das Spitzenduell anhand des letzten Wahlergebnisses festgelegt.
Das schien dem BR-Chefredakteur Christian Nitsche in diesen turbulenten Zeiten nicht mehr schlüssig. Nun wird in der nächsten Woche Grünen-Spitzenkandidat Ludwig Hartmann gegen Markus Söder in den Ring steigen. Umfragen sagen den Grünen 17 Prozent vorher, der SPD nur elf Prozent - so viel wie auch für AfD und Freie Wähler prognostiziert werden.
Zumindest eines ist derweil für Wähler Fröbe aus Veitsbronn, der inzwischen im Saal des Gutmann mit seiner Frau seinen Platz gefunden hat, klar: "Nur die AfD, die wähle ich nicht."
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