Kultur im NS-Bau

Söder beim ersten Spatenstich: Bau für Opernhaus in der Kongresshalle startete am Freitag

13.12.2024, 21:16 Uhr
Im Innenhof der Kongresshalle soll eine Ersatzspielstätte für das Staatstheater entstehen. Jetzt erfolgt der Spatenstich (Archivbild).

© Daniel Karmann/picture alliance/dpa Im Innenhof der Kongresshalle soll eine Ersatzspielstätte für das Staatstheater entstehen. Jetzt erfolgt der Spatenstich (Archivbild).

Vom Nazi-Bau zum Kulturort: An der Kongresshalle auf dem NS-Reichsparteitagsgelände in Nürnberg starteten die Bauarbeiten für ein neues Opernhaus. Dieses soll dem Staatstheater als Ersatzspielstätte dienen, solange das historische Opernhaus in der Innenstadt saniert wird. Zu dem offiziellen Baubeginn am Freitag kamen auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sowie Markus Blume, der Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, nach Nürnberg. "Hier ist ein symbolischer Ort für die dunkelste Zeit in der deutschen Geschichte. Umso mutiger ist die Idee, hier ein entschlossenes Zeichen für das Leben zu setzen, ohne dabei die Geschichte zu vergessen", erklärte dazu Söder. Aus dieser Spannung entstehen sollen künftig künstlerische Kreativität sowie ein einzigartiger Umgang mit der Vergangenheit entstehen, betont der Miniterpräsident weiter.

Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König erklärt dazu: "Mit dem Baustart heute beginnen die Arbeiten an einem der größten Kulturbauvorhaben des Landes. Wir zeigen, dass wir das historische Erbe des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes ernst und annehmen.

Die Spielstätte im Innenhof des denkmalgeschützten Monumentalbaus ist Teil eines ambitionierten Kulturvorhabens. In der Kongresshalle sollen bis 2028 auf mehr als 7.000 Quadratmetern Ateliers und Veranstaltungsräume für die freie Kunst- und Kulturszene entstehen. Das Staatstheater wird dort vorübergehend ebenfalls Platz für Büros, Werkstätten und Proberäume für die Oper und das Ballett bekommen.

Für das ganze Projekt sind rund 296 Millionen Euro veranschlagt, ursprünglich waren es rund 211 Millionen. Allein die Ersatzspielstätte wird mit 85,5 Millionen Euro mehr als doppelt so teuer werden wie geplant. Die Gründe sind unter anderem gestiegene Baupreise und dass die Spielstätte nun länger genutzt werden soll als ursprünglich vorgesehen, was Auswirkungen auf die Qualität des Baus hat. Nach der Rückkehr des Staatstheaters in sein Stammhaus soll die Spielstätte für Musik und Theater erhalten bleiben.

Architektur, die vor dem historischen Bau zurücktritt

Der Entwurf des Architekturbüros LRO GmbH und Co. KG aus Stuttgart sieht einen begrünten Kubus vor, der durch große Glasflächen die Sicht auf die Kongresshalle freigibt und deren Geschichte somit bewusst einbezieht. Der Zugang erfolgt über die Kongresshalle, von der das Publikum über eine gläserne Brücke in das Opernhaus gelangen soll. Die zurückgenommene Architektur soll nach Angaben der Stadt eine Gegenposition zu dem größenwahnsinnigen Baustil der Kongresshalle mit ihren riesigen Rundbögen und Granitplatten bilden.

Die Nationalsozialisten hatten mit dem Bau der Kongresshalle 1935 begonnen. 50.000 Menschen sollten dort den NS-Größen während ihrer Reden zujubeln. Wegen des Zweiten Weltkriegs haben die Nazis das Bauwerk aber nie fertiggestellt: Statt der geplanten etwa 70 Meter ragt es nur knapp 40 Meter in die Höhe. Zuschauersaal und das freitragende Dach fehlen. Somit existiert nur ein hufeisenförmiger Rohbau.

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