"Spectre" und "Skyfall": Blockbuster mit Technik aus Nürnberg
12.1.2016, 06:00 Uhr)Wer durch die Räume der solectrix GmbH im Nordosten Nürnbergs streift, könnte meinen, hier kommt jeden Moment Q um die Ecke. Der Forschungs- und Entwicklungschef in den Bond-Streifen ist immer gut für eine Erfindung, die dem Agenten 007 im letzten Moment das Leben rettet.
In den Entwicklungsräumen auf AEG werden zwar keine Waffen getestet wie beim Geheimdienst seiner Majestät, MI 6, oder explodierende Uhren. Auch steht kein Aston Martin in der Ecke mit Raketenwerfer und Schleudersitz. Doch an der technologischen Zukunft wird hier schon auch gearbeitet. Und ohne die Entwicklungs- und Forschungsarbeit der Mitarbeiter wäre Daniel Craig als James Bond nicht so scharf und actionreich auf den digitalen Filmspeicher gebannt worden.
Über Jahrzehnte wurden (analoge) Kinofilme mit Kameras der Münchener Firma Arnold & Richter, besser bekannt als: Arri, aufgenommen. Als das 99 Jahre alte Unternehmen den Anschluss an das digitale Zeitalter zu verpassen drohte, gelang es ihr, mit der Kamera-Serie „Alexa“ die Marktführerschaft zurückzuerobern. „Die Alexa 65 ist bei jeder großen Produktion dabei“, sagt Jürgen Steinert, einer von drei Geschäftsführern bei solectrix in Nürnberg.
Dazu gehören eben auch die letzten beiden 007-Filme „Skyfall“ und „Spectre“. „Alexa“ ist zwar nicht das aktuelle Bond-Girl, doch im wirklichen Leben existiert sie schon. „Das ist der Vorname einer Bekannten, der für die neueste Kamera-Serie verwendet wird“, erläutert Steinert, von dem der Namens-Vorschlag kam.
Smarte Virtual Reality Kamera ist für 2017 geplant
Auch das elektronische Innenleben der höchstauflösenden 6,5 K-Kamera wurde von den Ingenieuren und Programmierern auf AEG entwickelt. Sie haben zudem die IT-Plattform geschaffen. „Es fallen bei den Drehs für Kinofilme sehr große Datenmengen an, die verarbeitet werden müssen“, erklärt der Diplom-Ingenieur.
Er hatte schon an seinem früheren Arbeitsplatz mit Arri zusammengearbeitet. Bei der Kooperation ist auch der Scanner entstanden, den Peter Jackson genutzt hat, um die Aufnahmen für seine drei „Herr der Ringe“-Filme noch gleich am Set digitalisieren zu lassen. In einem Entwicklungslabor zeigt Steinert solch einen Scanner, den er selbst gerade auf den neuesten technischen Stand bringt.
Bei Dreharbeiten wie für James Bond geht es heiß her. „Die Kameras müssen militärischen Anforderungen genügen“, betont der Geschäftsführer, und erläutert, was er damit meint: „Am Set herrscht Krieg. Da nimmt keiner groß Rücksicht auf das Equipment. Das muss einfach zuverlässig funktionieren.“ Egal, ob in der Wüste, bei Eis und Schnee oder beim Dreh im Regenwald. Da wundert es nicht, dass in einem Raum der Firma auch ein großer Ofen zum Test der programmierbaren Logikbausteine steht oder ein Apparat, in dem die Komponenten mit elektromagnetischen Impulsen bombardiert werden.
Dass sich die Hard- und Software unter schwierigsten Bedingungen bewährt und mit modernster Kamera-Technik kombinieren lässt, hat dem Unternehmen mit fast 80 Mitarbeitern neue Geschäftsfelder erschlossen. Kameras und Steuerungen werden etwa in der medizinischen Diagnostik oder in Hochleistungslasern eingesetzt. In Kooperation mit Arri entstand jüngst auch das erste, volldigitale Operationsmikroskop. Da in der Fahrzeugindustrie immer häufiger optische Geräte eingesetzt werden, tun sich auch hier neue Aufgaben auf.
Kein Wunder, dass Steinert händeringend nach Ingenieuren sucht. Für 2017 ist eine smarte Virtual Reality Kamera geplant, verrät er. „Das ist die Zukunft der Aufnahmetechnik.“ Mal sehen, vielleicht profitiert davon ja auch einmal James Bond.
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