Fall 32 der Weihnachtsaktion "Freude für alle"

Spendenaufruf: Nürnbergerin kämpft für ein Stück Normalität für kranken Sohn

Irini Paul

Lokalredaktion Nürnberg

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20.12.2021, 11:45 Uhr
Wer behindert ist, der bekommt nur das Nötigste gestellt. Vieles zahlt die Pflegekasse, manches aber nicht. Für Familien, die zudem auf Grundsicherung angewiesen sind, ist das eine zusätzliche enorme Belastung (Symbolbild)

© imago images / Jens Koehler, NNZ Wer behindert ist, der bekommt nur das Nötigste gestellt. Vieles zahlt die Pflegekasse, manches aber nicht. Für Familien, die zudem auf Grundsicherung angewiesen sind, ist das eine zusätzliche enorme Belastung (Symbolbild)

Im Grunde war ihr eigenes Leben vorbei, als Lukas (alle Namen geändert) zur Welt kam. Bei seiner Geburt hatte es Komplikationen gegeben, sein Gehirn war in der Folge viel zu lange nicht mit Sauerstoff versorgt worden. Lukas ist seitdem ein Schwerstpflegefall. Heute ist er 18 Jahre alt und kann fast nichts: Er ist annähernd blind, kann nicht gehen, nicht länger als eine Stunde sitzen, nicht alleine stehen, nicht reden, er muss gewickelt und gefüttert werden. Er hat epileptische Anfälle, ist spastisch. Und doch macht der junge Mann mit dem Schnuller im Mund einen zufriedenen Eindruck, wenn man ihn jauchzen hört - wenn er denn keine Schmerzen hat.

Das mag sicher an der Pflege und Liebe seiner Mutter Sarah M. liegen. Seit 18 Jahren umsorgt sie ihren Sohn rund um die Uhr - an jedem Tag in der Woche, in jeder Nacht. Seit vielen Jahren alleine, nachdem die Ehe mit Lukas' Vater gescheitert war. Ihr chronischer Schlafmangel gehört ebenso zu ihrem Leben, wie ihre totale und selbstlose Aufopferung.

Nie mehr konnte die inzwischen 58-Jährige an ihre Arbeitsstelle als Rechtsanwaltsgehilfin zurückkehren. Alles in ihrem Leben dreht sich um Lukas. Der wiegt inzwischen 50 Kilo. Seine zierliche Mutter klagt dennoch nicht, wenn sie erzählt, wie schwer es ist, ihren Sohn in das Tuch der Deckenwinde zu hieven, um Lukas ins Wohnzimmer zu bekommen.

Dort parkt der wuchtige und viel zu schwere elektrische Rollstuhl, in dem Lukas nur sitzen kann, und die große Liegevorrichtung, auf der Lukas auf dem Bauch liegt, um seine Augen ein wenig mit bewegten Bildern zu trainieren oder seine Mutter mit ihm Musik macht.

Alles dreht sich um ihn

Auch wenn der junge Mann all ihre Kraft fordert, Sarah M. hat Lukas nie aufgegeben. Eine Einrichtung kam für sie nie in Frage. "Er ist mein Kind, also kümmere ich mich um ihn", sagt sie. Dazu gehören nicht nur die Pflege und die Fahrten zu Therapeuten und Ärzten. Sie kämpft auch darum, dass Lukas trotz seines massiven Handicaps ein bisschen am Leben teilhaben kann - bei Ausflügen etwa oder speziellen Camps. Dafür oder eine Musik-Therapie klopft sie immer wieder auch bei Stiftungen oder wohltätigen Organisationen an. "Eigentlich bin ich gar nicht der Bittsteller-Typ und erzähle ungern von mir. Aber hier geht es ja nicht um mich, sondern darum, dass Lukas Hilfe bekommt", sagt sie bescheiden.

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