„Spielsachen werden oft nicht nachhaltig produziert“
30.1.2016, 06:00 UhrJährlich wird auf der internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg der Toy Award, eine Auszeichnung für die besten neuen Produkte, verliehen. Eine zehnköpfige Jury nimmt dabei die Spielsachen unter die Lupe und bewertet diese unter anderem im Hinblick auf Sicherheit oder Originalität. Nachhaltige Produktion spielt dabei als Auswahlkriterium keine Rolle.
Doch wie nachhaltig sind die Gewinner des Toy Awards? Diese Frage stellte nun das Bündnis Fair Toys und besuchte zusammen mit Schülern der Unesco-Gruppe des Hans-Sachs-Gymnasiums die zwölf für den Preis nominierten Unternehmen.
„Viele produzieren in China“, sagt Gamze Nur Arpaci (17), die zusammen mit Valentina Heindl (13), Samy Sabbagh (14) und Frank Braun von Fair Toys bei einer Pressekonferenz die Ergebnisse vorstellt. „Die Unternehmen sprachen zwar fast alle davon, dass sie auf gute Arbeitsbedingungen achten. Auf die Frage, ob sie selbst dort arbeiten würden, haben sich die Vertreter der Firmen jedoch rausgeredet“, berichtet Gamze Nur Arpaci weiter.
„Ökologie spielt kaum eine Rolle, während Sicherheit eine große Rolle spielt“, erklärt Valentina Heindl, die zusammen mit ihren Mitschülern den Vertretern der Unternehmen Fragen stellte. Ihr Eindruck: Viele wussten nur wenig oder kaum etwas über die Produktionsbedingungen ihrer Ware. Überrascht hat die Schüler das Ergebnis nicht. „Wir hatten uns bereits vor dem Besuch der Messe damit beschäftigt“, erklärt Gamze Nur Arpaci. Vor allem ein Film über die Arbeitsbedingungen in China hat sie schockiert. „Die Menschen arbeiten dort 16 Stunden, Toiletten sind oft Luxus.“
Verbindliches Siegel fehlt
Und auch die Aussagen einiger Firmenvertreter erstaunten die Schüler. „Wenn die Produktionsbedingungen den Verbraucher nicht interessieren, warum sollen sie dann uns interessieren“, soll ein Verkäufer gesagt haben.
Auch das Bündnis Fair Toys stellt immer wieder fest, dass für viele Kunden Nachhaltigkeit kein Thema sei. Doch für die Verbraucher sei es auch schwer nachzuvollziehen, unter welchen Bedingungen tatsächlich das Plüschtier oder die Puppe hergestellt worden sind. Das Problem: „Ein verbindliches Siegel gibt es nicht“, sagt Frank Braun.
Auch der Hinweis „Made in Germany“, mit dem viele Spielwarenhersteller auf der Messe werben, sei keine Garantie dafür, dass ein Produkt nachhaltig produziert wurde. „Wer damit wirbt, darf trotzdem einen bestimmten Prozentsatz im Ausland produzieren“, erklärt Harald Bolsinger, Professor an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt und Mitglied im Bündnis Fair Toys. Ein großes Problem bei der Produktion im Ausland sei, dass viele Firmen wieder mit Unterfirmen zusammenarbeiten. „In die schaut oft niemand rein“, sagt Harald Bolsinger am Rande der Veranstaltung. „Der Verbraucher kann nicht erkennen, ob ein Spielzeug fair produziert worden ist“, kritisiert auch er.
Die Schüler selbst wollen ihr Einkaufsverhalten nach den Erfahrungen, die sie beim Rundgang auf der Spielwarenmesse gesammelt haben, nun ändern. Vor einigen Jahren spielten sie selbst noch mit Produkten, die unter fragwürdigen Bedingungen produziert worden sind. In Zukunft wollen sie jedoch kritisch nachfragen und auf die Qualität der Ware achten. Auch mit ihren Eltern haben die Jugendlichen darüber diskutiert.
Tipps für die Eltern
Auf die Frage, was sie den Eltern raten, antwortet Valentina Heindl: „Nachfragen, wie die Produkte hergestellt worden sind. Und Waren kaufen, die länger haltbar sind.“ So könnten auch jüngere Geschwister noch damit spielen.
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