"Er will jetzt auch eine Medaille"

Sportler trainiert sonst in der Nürnberger Südstadt - jetzt ist er bei Olympia in Paris dabei

Lukas G. Schlapp

Volontär

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18.7.2024, 17:41 Uhr
Von einer simplen Sporthalle in der Nürnberger Südstadt zu Olympia nach Paris: die Erfolgsgeschichte eines besonderen Athleten.

© Greta Nagel, IMAGO ABACAPRESS Von einer simplen Sporthalle in der Nürnberger Südstadt zu Olympia nach Paris: die Erfolgsgeschichte eines besonderen Athleten.

Einmal bei Olympia dabei sein, ist ein Traum für viele Topathleten. Für die Allermeisten ist es ein Wunsch, der trotz großer Mühe nie in Erfüllung geht. Für einen Sportler aus Nürnberg sind die Olympischen Spiele in Paris 2024 jetzt Realität geworden. Dass der Athlet in keinem Förderzentrum, sondern in einem einfachen Boxverein trainiert, ist eine besondere Geschichte.

Die Halle des 1. ASC Nürnberg Süd 1907 liegt im Hummelsteiner Weg in der Nürnberger Südstadt. Graffitis zeugen von Club-Liebe, ein Poster weist auf einen Boxkampf im September hin. Dass hier mögliche Olympioniken trainieren, kann man sich zuerst nur schwer vorstellen - aber wird gerade Realität.

Seit 2022 ist der 1. ASC der Heimatverein von Omid Ahmadi Safa. "Wir freuen uns einfach sehr für ihn", sagt der ASC-Trainer Harald Retzer über die bald anstehende Reise von Ahmadi Safa nach Paris.

Omid Ahmadi Safa ist 31 Jahre alt. In seiner Heimat war er seit seiner Jugend Kickboxer. Jetzt fährt er als klassischer Boxer zu Olympia.

Omid Ahmadi Safa ist 31 Jahre alt. In seiner Heimat war er seit seiner Jugend Kickboxer. Jetzt fährt er als klassischer Boxer zu Olympia. © Stefan Hippel

Omid Ahmadi Safa ist Boxer - früher Kickboxer, jetzt boxt er klassisch. Er ist 1,67 Meter groß und kämpft in der 51-Kilogramm-Gewichtsklasse. Ahmadi Safa kommt aus der iranischen Stadt Karadsch in der Nähe von Teheran. Doch seit Ende 2021 lebt er in Nürnberg. Die Geschichte wie es dazu kam, hat es in sich.

Refugee-Team: Omid Ahmadi Safa tritt mit anderen Geflüchteten an

Bei einer Kickboxing-Meisterschaft in Italien macht Ahmadi Safa ein Foto mit anderen Sportlern - auch ein israelischer Athlet ist dabei. Für iranische Funktionäre ein schwerer Affront. Weil er glaubt, auch sein Leben sei deshalb in Gefahr, entscheidet sich der Topathlet zu fliehen. Er steigt in einen Zug nach Deutschland. Die Behörden schicken ihn als Flüchtling nach Nürnberg - seitdem seine neue Heimat.

"Bei den Olympischen Spielen tritt Omid für das Flüchtlingsteams an", erklärt sein Trainer. Für den Iran könne er nicht antreten, für Deutschland fehlt ihm noch die Staatsbürgerschaft. In Paris repräsentieren insgesamt 37 Athleten die weltweit 100 Millionen Geflüchteten.

Trainer Retzer: Hoffnung auf Losglück und eine Medaille

Der 31-Jährige aus Nürnberg trainiert aktuell mit der Deutschen Box-Nationalmannschaft im Saarland. Zur Eröffnung geht es dann nach Paris. Das Ziel ist laut Harald Retzer klar: "Omid will jetzt auch eine Medaille mit zurückbringen. Es geht nicht um 'Dabei sein ist alles'." Im Gespräch mit nordbayern.de erklärt er, wie das klappen könnte: "Vier Siege bedeuten eine Medaille. Ein fünfter Sieg wäre Gold." Was es dafür erstmal braucht: "Auch ein wenig Losglück - das gehört einfach dazu", sagt Retzer.

Dass die Olympia-Träume für Omid Ahmadi Safa überhaupt Realität wurde, hat Retzer auch viele Nerven gekostet. "Die Zeit im Ring war da das einfachste. Komplizierter war die deutsche Bürokratie, damit das alles klappen konnte."

Ob Retzer bei den Olympischen Spielen in Paris dabei sein kann, klärt er gerade noch. "Ich warte gerade auf eine Rückmeldung vom Deutschen Boxsport-Verband." Wenn das nicht klappen sollte, werden sein Trainer und die Vereinskollegen ihm aus Nürnberg die Daumen drücken - wahrscheinlich in einer Halle in der Südstadt.