Umfrage an der Tankstelle

Spritpreise schießen in die Höhe: Das sagen Nürnberger dazu

Nina Dworschak

Volontärin Lokalredaktion Nürnberg

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Jan Heimhold

9.3.2022, 09:04 Uhr
An der Avia-Tankstelle kletterten die Preise zeitweise über 2.20 Euro pro Liter.

© Nina Dworschak/VNP An der Avia-Tankstelle kletterten die Preise zeitweise über 2.20 Euro pro Liter.

Es wird teuer. Die Preistafel an der Avia-Tankstelle in der Nähe des Opernhauses zeigte am Dienstagmittag zeitweise Kosten für einen Liter Benzin in Höhe von 2,21 Euro an, Diesel war noch teurer. Am Vortag lag der Preis pro Liter Benzin noch bei knapp zwei Euro.

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© Nina Dworschak, VNP

Wer wie der Nürnberger Hussein Al Bayaty auf sein Auto angewiesen ist, den trifft die Preissteigerung hart. Der 55-Jährige wohnt in Schoppershof und muss jede Nacht mit dem Auto zum Großmarkt fahren, dort arbeitet er. Eine mögliche Alternative ist der öffentliche Nahverkehr für ihn nicht, um diese Zeit stehen U-Bahnen und Busse still. Er tankt vorsichtshalber nach seiner Schicht zur Mittagszeit am Dienstag. Er hat Angst, dass nachts die Preise noch weiter steigen.

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Viktoria Müller ärgert sich über die enorme Preissteigerung an den Tankstellen. Sie habe das Gefühl, die Sanktionen gegen Russland würden nun die kleinen Leute in Deutschland treffen. In der nächsten Zeit will sie häufiger mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, angewiesen sei sie glücklicherweise auf ihr Auto nicht. "Allerdings wohnen meine Eltern in der Oberpfalz, zu ihnen kann ich nur mit dem Auto fahren", erklärt sie. Ihr Vater ist selbständiger Bauunternehmer, er habe nicht die Möglichkeit, auf Bus und Bahn umzusteigen. Täglich müsse er seine Fahrzeuge betanken, dadurch steigen seine Kosten. "Momentan geht es noch, aber es wird noch schlimmer werden", prognostiziert sie.

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Der Nürnberger Unternehmer Ralph Neumann ist stinksauer. Er will in der Mittagspause an einer Tankstelle in der Nähe des Nordostbahnhofs seinen Porsche volltanken, die hohen Preise machen ihn wütend. "Für mich ist das kein Problem, aber was ist mit dem kleinen Bürger, dem am Ende des Monats eh schon wenig zum Leben übrig bleibt?", will er wissen. Seine Lösung wäre es, die Mineralölsteuer von heute auf morgen um 50 Prozent abzusenken. Er vergleicht die Preisexplosion an den Tankstellen mit der Corona-Krise: "Damals konnte die Regierung doch auch kurzfristig die Mehrwertsteuer absenken, warum wird jetzt bei den Spritpreisen nicht gehandelt?" Für ihn sei es nicht nachvollziehbar, dass die Menschen mit den steigenden Kosten allein gelassen werden. Auch in anderen Lebensbereichen wie im Supermarkt, spüre man die Krise.

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Nicht nur Autofahrer, auch Tankstellenbetreiber haben aktuell wenig zu lachen. In der OMV-Tankstelle am Rathenauplatz steigen die Preise kontinuierlich, laut Stationsleiterin Duygu Kaynar derzeit täglich um bis zu 20 Cent. "Das habe ich in meiner ganzen Berufslaufbahn noch nicht erlebt", erzählt sie. Immerhin würden die Kunden die hohen Preise derzeit relativ gelassen hinnehmen, zu Eklats sei es in ihrer Filiale noch nicht gekommen. "Aber die Kunden regen sich natürlich über die Preise bei uns auf, auch wenn wir keinen Einfluss darauf haben." Über den genauen Betrag entscheide eine zentrale Stelle.

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Ähnliches berichtet Uvejs Hoxha. Er arbeitet bei einer Aral-Tankstelle in der Nähe des Nordostbahnhofs. Er beobachtet, dass momentan viele Kunden nicht volltanken wollen. Sie würden ihre Wagen nur mit dem Nötigsten befüllen, um derzeit über die Runden zu kommen. "Viele zahlen jetzt mit Payback-Punkten", sagt der 35-Jährige. Als die Preise vor einigen Tagen zu steigen begannen, hätten die meisten Kunden noch relativ gefasst reagiert. Mittlerweile werde das Verhalten allerdings aggressiver: "Viele fragen uns, warum wir die Preise erhöhen. Ich muss ihnen dann immer sagen, dass wir leider auch nichts dafür können."

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