Stadt Nürnberg zieht Nachtleben-Bilanz: "Das Konzept ist aufgegangen"
12.7.2020, 20:01 UhrGreifen die Maßnahmen der Stadt oder müssen den Nachtschwärmern in der Altstadt noch mehr Grenzen aufgezeigt werden? Mit Spannung beobachteten am Wochenende die Verwaltung, die Polizei und nicht zuletzt die betroffenen Wirte selbst, wie sich die Situation entwickelt. Denn noch vor einer Woche waren die Menschen dicht an dicht gestanden und gesessen, vor allem auf den Feiermeilen am Tiergärtnertor und am Köpfleinsberg, dem Durchgang mit Freitreppe zwischen Adler- und Kaiserstraße.
Die Stadtspitze um OB Marcus König erkannte, dass der Infektionsschutz in Zeiten der Corona-Pandemie bei derartigen Ansammlungen kaum gewährleistet ist. Auf der anderen Seite will die Verwaltung das Nachtleben und damit auch die Einnahmen der Wirte nicht abschnüren. "Wir haben mit den Gastronomen darüber sehr intensive Gespräche geführt", verrät Robert Pollack, stellvertretender Leiter des Ordnungsamtes, auf Anfrage. Am Ende stand im Einklang mit der Polizei ein Konzept, das am Wochenende auch umgesetzt wurde: Am Tiergärtnertor gab‘s ein Verbot für "To Go"-Getränke und Köpfleinsberg haben die Wirte einen Sicherheitsdienst organisiert.
Menschenmassen trotz Corona: So sah es im Nürnberger Nachtleben an den vergangenen Wochenenden aus:
Hier behielten die Ordner die Zugänge im Auge und ließen keinen mehr durch, sobald es drohte, wieder zu voll zu werden. Absperrgitter an der Kaiserstraße halfen ihnen dabei, die Menschen zurückzuhalten. Oben am Köpfleinsberg standen weitere Securitys, die auch darauf achteten, dass sich auf dem oberen Teil der Freitreppe niemand hinsetzte. "Das muss hier frei bleiben", erklärt ein Sicherheitsmann einem Passanten. Gegen 22.30 Uhr war es dann auch soweit, das Maß war voll. "Darf ich da durchlaufen?", fragt ein Mann einen der Ordner. Der schüttelt mit dem Kopf. "Maximal 100 Personen dürfen sich im Durchgang aufhalten. Ist die Schwelle erreicht, kommt hier keiner mehr durch. Erst dann wieder, wenn Leute gehen", erklärt er. In der Kaiserstraße steht am Rand ein Einsatzbus der Polizei, die Beamten halten sich im Hintergrund.
Leute haben sichtlich Spaß
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In den Nächten genossen zwar wieder viele Menschen die launige Stimmung und die laue Luft in der Innenstadt. Doch sie verteilten sich. Auf der Fleischbrücke, in der Weißgerbergasse, am Weinmarkt und in der Irrerstraße – vor den dortigen Bars und Lokalen saßen Gäste friedlich beisammen, hatten sichtlich Spaß. "Gerade die Jungen wissen doch in diesen Zeiten nicht, wo sie hingehen sollen. Die Clubs haben noch immer alle dicht", sagt Hannes, der am Tiergärtnertor mit einem Bierkrug in der Hand steht und dabei seinen Blick über die Menschen gleiten lässt. Hier dürfen aktuell keine "To go"-Getränke mehr verkauft werden. Dass sich aber einige ihre eigenen Bierflaschen mitbringen, dürfte niemanden überraschen.
Von einem sicheren Standpunkt aus beobachtet eine Streife des kommunalen Außendienstes der Stadt (ADN) das Geschehen. "Wir achten darauf, dass die Gruppen ihren Abstand von 1,50 Meter einhalten. Wenn‘s zu eng wird, bitten wir die Leute, darauf zu achten", sagt einer der ADN-Kräfte. "Bis jetzt sehen wir keine Notwendigkeit einzuschreiten."
Résumé der Polizei in Nürnberg ist eindeutig
Der Platz ist mit einem auffälligen Band am Boden abgeklebt. Die Klebestreifen teilen den Bereich am Tiergärtnertor ein: in Abschnitte, die von Gastronomiebetrieben wie dem "Bieramt Wanderer" bestuhlt und bewirtschaftet werden, und in öffentliche Flächen. Hier haben sich mehrere Grüppchen auf das Pflaster niedergelassen. Wer im bestuhlten Bereich ein Getränk holen will, kann das nur mit einem Bierdeckel machen, auf dem eine Tischnummer steht. "Ich bin begeistert, wie sich die meisten Leute an die Regeln halten", sagt Hannes, der den Platz vor dem Tiergärtnertor auch anders kennt: Wenn Betrunkene grölen, ihre Flaschen umkippen, die dann zersplittern und die Scherben überall herumliegen.
Er blickt aber ein bisschen besorgt auf die kommenden Monate, wenn Herbst und Winter nahen. Auch dann werden die Clubs nach jetzigem Stand geschlossen bleiben. Wo sollen die Jungen dann hin? "Da wird die Stadt wohl die Heizpilze für bewirtete Außenbereiche wieder erlauben müssen. Die wurden ja aus ästhetischen Gründen einst verboten."
Das Résumé der Polizei ist eindeutig. Polizeisprecher Stefan Bauer: "Das Konzept ist aus unserer Sicht aufgegangen."
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