Stadt Nürnberg zieht wegen Delfinlagune vor Gericht

Hartmut Voigt

Lokalredaktion Nürnberg

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15.4.2019, 17:59 Uhr

"Wir wollten Fristen wahren. Es hat nämlich Verjährung gedroht", erklärt Uwe-André Bauer den juristischen Schriftzug, in dem alle Argumente aus Sicht der Stadt minutiös aufgelistet sind. Der Mitarbeiter des für den Tiergarten zuständigen Bürgermeisters Christian Vogel ergänzt: "Es gibt Planungsfehler bei der Lagune. Und wir wollen, dass die Verantwortlichen dafür aufkommen."

Weit über 30 Millionen Euro hat das Aushängeschild des Tiergartens gekostet. Doch die Beckenlandschaft entwickelte sich zur Dauerbaustelle und zu einer Fortsetzungsgeschichte von Pleiten, Pech und Pannen.

Bei der jetzigen Klage geht es um eine Beckenkopffuge, die bislang nicht dauerhaft und sicher abgedichtet werden konnte. Davon unabhängig laufen bei Gericht zwei Beweissicherungsverfahren gegen weitere Beteiligte: Das eine beschäftigt sich mit Betonabplatzungen in den Becken, das zweite mit leckenden, undichten Rohrdurchführungen im Technikgebäude. Ende Januar wurde das Verfahren wegen Bodenversalzung eingestellt.

Streitwert bei 800.000 Euro

Wie hoch die bislang aufgelaufenen Schäden an dem komplizierten Bauwerk sind, kann Uwe-André Bauer derzeit nicht beziffern. Der Streitwert der nun eingereichten Klage beläuft sich auf 800.000 Euro. Die tatsächlichen Schäden gehen weit über diese Summe hinaus. Doch das Bürgermeisteramt wollte zunächst einmal die rechtliche Grundlage sichern.

Trotz der Klageeinreichung heißt es nicht, dass das Tischtuch zwischen Stadt und Planungsbüro nun endgültig zerschnitten ist. "Eine gütliche Lösung schließt sich auch jetzt noch nicht zwingend aus", so das Bürgermeisteramt, "aber irgendwann muss auch einmal der Deckel drauf." Um weitere Salzwasserverluste zu vermeiden, die die Umwelt belasten, hat der Tiergarten den Wasserspiegel der Delfinlagune dauerhaft um 20 Zentimeter abgesenkt.

Justizpressesprecher Friedrich Weitner erläutert das weitere Procedere auf Anfrage: Nachdem die Klage eingereicht ist, wurde die Gegenseite zur Stellungnahme aufgefordert, irgendwann steht ein Gerichtstermin an.


Delfinlagune: Kunststoffhaut soll Becken vor Salz schützen.


Michael Adler vom Planungsbüro Adler&Olesch Landschaftsarchitekten erklärt auf Anfrage: "Es handelt sich um ein laufendes Verfahren. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns dazu gegenüber den Medien nicht äußern." Die Materie sei viel zu kompliziert, um sie in ein paar Sätzen darzulegen. Vergleichbare Verfahren hätten sich über zehn bis 15 Jahre hingezogen. Bis zur Beilegung des Rechtsstreits werden beide Parteien also einen langen Atem brauchen.

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