Stadt plant eine neue Eishalle für Nürnberg
3.8.2018, 05:31 UhrJürgen Fottner rechnet. Beziehungsweise lässt der Geschäftsführer der Arena Nürnberger Versicherung rechnen. Aktuell sind seine Mitarbeiter beziehungsweise die des Neumarkter Bauunternehmens Bögl, zu dem die Arena gehört, am Kalkulieren. Es geht um eine neue Amateur-Eishalle und um eine Multifunktionsarena. Beides war vor Jahren schon Thema, direkt neben dem Stadion, als "Arena neben der Arena". Damals die Überlegung: eine Eishalle im ersten Stock, darunter eine kleinere Halle für Konzerte, aber auch für Ballsport.
Schon damals sagte Jürgen Fottner gegenüber den Nürnberger Nachrichten: "Max Bögl kann das bauen. Die Frage aber ist: Rechnet es sich?" Das Ergebnis zeigt sich auch durch die drei Jahre, die seitdem vergangen sind: Es rechnet sich nicht, "der Aufwand wäre zu groß".
Die Nachfrage aber ist da: Die Arena platzt aus allen Nähten, wenn es um Eiszeit geht, weiß Fottner. Die Stadt, mit der man beim Arena-Bau eine feste Anzahl an Stunden für Schulen und öffentlichen Eislauf ausgemacht hat, benötigt inzwischen viel mehr, auch die Vereine fragen immer wieder nach. "Wir können aber nicht mehr Eis zur Verfügung stellen."
Zuzug aus dem Osten
Tatsächlich hat sich der Eisbedarf für Vereine, Schulen und öffentlichen Eislauf in den vergangenen 17 Jahren verdoppelt, "der Zuzug von Menschen aus östlichen Ländern macht sich hier bemerkbar", sagt Sportbürgermeister Klemens Gsell. Seit Jahren beobachtet er, dass es vor allem in den in diesen Ländern beliebten Sportarten Eiskunstlauf und Eishockey "deutlich mehr Talente" gibt. Das spürt auch der EHC 80, der Stammverein der Thomas Sabo Ice Tigers. Vor ein paar Monaten ist die U19, die sich "Young Ice Tigers" nennt, erstmals in die DNL, die Nachwuchs-Bundesliga aufgestiegen. Es war der vorläufige Höhepunkt eines Konzeptes, das André Dietzsch maßgeblich entwickelt hat.
Tagsüber kümmert er sich als Torwarttrainer um Niklas Treutle und Andreas Jenike, nachmittags als sportlicher Leiter um die Zukunft des Nachwuchses. Doch der stößt in Nürnberg seit Jahren an seine Grenzen, "es gibt einfach zu wenig Eis", sagt Dietzsch – und denkt da an die Konkurrenz aus Mannheim oder Berlin, die seit vielen Jahren erfolgreiche Jugendarbeit machen. "Es ist in unserem Interesse, dass sich etwas tut", sagt Dietzsch, schließlich wollen die Ice Tigers irgendwann einmal zu den anderen großen Klubs in Deutschland aufschließen. Zudem ist die Arena derzeit eben auch bei Hobbysportlern und Privatmannschaften beliebt – zu beliebt, um allen gerecht zu werden.
Eine Amateureishalle für Nürnberg
Darum denkt die Stadt laut darüber nach, eine Amateureishalle zu bauen. Als Standort soll laut Informationen der Nürnberger Nachrichten eine bisherige Brachfläche in der Nähe des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge im Gespräch sein, in den nächsten Monaten sollen "städtebauliche Rahmendaten erarbeitet" werden. Sportbürgermeister Klemens Gsell will nicht ins Detail gehen, sagt aber immerhin: "Ja, die Halle ist im Bereich Nürnberg-Süd mit Nähe zum Ring vorgesehen."
Drei Eisflächen sind derzeit im Gespräch, eine Zahl, die auch den erfahrenen Eishockey-Funktionär André Dietzsch zufriedenstellen würde. "Das wäre ein riesiger Schritt", sagt er, derzeit müssen sich ja auch die Profis der Ice Tigers noch die große Arena und die Nebenhalle mit Veranstaltern teilen. "Wenn Apassionata ist, können wir eine Woche nicht aufs Eis", so Dietzsch.
Bislang sieht man Patrick Reimer und seine Kollegen dann in der kleinen Eishalle trainieren, das soll mit der neuen Halle aber endgültig der Vergangenheit angehören. Laut Dietzsch wollen auch die Ice Tigers einmal in der neuen Eishalle in der Nähe des Rings trainieren.
Was ist auf dem Grundstück machbar?
Einen Verlust des Heimvorteils sieht er deshalb nicht. "Die Eisbären Berlin trainieren auch im Wellblechpalast, ihrem alten Stadion, und spielen dann in ihrer Arena." Und was passiert dann mit der Nebenhalle der Nürnberger Arena? Die könnte, findet Sportbürgermeister Gsell, "für Multifunktionen inklusive Ballsportarten verwendet werden".
Deshalb ist die Arena beziehungsweise Bögl nun in die Vorplanung des Projekts eingestiegen. Es wird wieder gerechnet, schließlich "gibt es auch für so eine Eishalle, wo auch Wettkämpfe stattfinden, eine eigene DIN-Norm". Also müssen die Kabinen die richtige Größe haben, auch Schiedsrichter-Kabinen in entsprechender Anzahl vorhanden sein.
Außerdem will die Arena schauen: Was ist auf dem Grundstück machbar, welche Kosten fallen an und: "Wer zahlt?", fragt Arena-Chef Fottner. Fest steht für ihn nur, "dass wenn dann wir eine solche Halle bauen und betreiben". Mit einem Ergebnis in Sachen Vorplanung rechnet Jürgen Fottner bis Ende des Jahres.
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