Stadt sucht nach einem Konzept für Carsharing

20.12.2013, 09:17 Uhr
Stadt sucht nach einem Konzept für Carsharing

© Hendrik Schmidt/dpa

Der Leiter des Verkehrsplanungsamts, Frank Jülich, verwies auf Studien, die belegen, dass ein Auto in einem Carsharingverbund elf Privatautos ersetzt. Jülich schlug den Stadträten vor, Mobilitätsstationen einzurichten, die Fahrrad, Busse und Bahnen sowie Autos im Rahmen eines Carsharing-Angebots miteinander verbinden. Die CSU setzte noch durch, dass dabei möglichst Elektrofahrzeuge berücksichtigt werden. „Der Verbrennungsmotor ist ein Auslaufmodell“, sagte CSU-Stadtrat Michael Reindl.

Vorausgegangen war eine Debatte über die Ergebnisse der neuesten Verkehrszählung. Die Stadträte von SPD, CSU, ÖDP, Freie und Gute waren sich darin einig, dass die Innenstadt einen hohen Sättigungsgrad beim Autoverkehr erreicht hat und weniger Pkw sinnvoll wären. Das Niveau der gezählten Autos, sowohl im innerstädtischen Bereich als auch auf den Ausfallstraßen, hat sich zwar seit 15 Jahren nur unwesentlich verändert. Trotzdem soll nach neuen Wegen als Alternative zum Auto gesucht werden. „Wir brauchen einen Mix von Maßnahmen“, sagte CSU-Stadtrat Andreas Krieglstein.

Bemerkenswert ist die Entwicklung am Hafen: Die deutliche Zunahme des Güterumschlags in den vergangenen fünf Jahren hat nicht zu einer Zunahme des Verkehrs geführt, sondern zu einer Abnahme – auch beim Schwerlastverkehr. Dagegen wird von den Fahrradfahrern offenbar ein verbessertes Radwegenetz angenommen: Der Radverkehrsanteil am gesamten Verkehrsaufkommen in der Innenstadt liegt inzwischen bei 15 Prozent. Die Ausleihzahlen von Next Bike gehen zwar auch 2013 nach oben, aber sie explodieren nicht wie in Mainz und Kassel. Beide Städte haben zuletzt ebenfalls ein Fahrradausleihsystem eingeführt. 2014 soll die wirtschaftliche Situation von Next Bike analysiert werden.

Geteilte Meinungen bei Carsharing

Beim Thema Carsharing gingen die Meinungen auseinander. Während die grundsätzliche Idee, dass ein Auto mehrere Nutzer hat, positiv von allen Seiten bewertet wurde, stießen die neuen Angebote auf Kritik. Die Möglichkeit, in Berlin oder in München ein Auto im Rahmen eines Carsharing-Angebots zu mieten und es dann stehen zu lassen (stationsungebundenes Mietwagensystem) wurde von SPD-Stadtrat Thorsten Brehm als „geparkte Werbeflächen im öffentlichen Raum“ kritisiert, die vor allem von Autoherstellern unterstützt werden. Jülich verwies auf erste Erfahrungen mit einem solchen System in Amsterdam: 62 Prozent der Nutzer solcher Autos wären sonst mit dem ÖPNV gefahren. Öffentliche Gelder dürften nur eingesetzt werden, „wenn das Gemeinwohl dahintersteht“. Einen „Kannibalisierungseffekt“ gegenüber dem ÖPNV wollte auch die CSU nicht bewirken.

Reindl sagte zwar eine Revolution des Individualverkehr voraus und forderte deshalb Überlegungen, wie denn die Infrastruktur für Elektorfahrzeuge geschaffen werden könne.

Dagegen äußerte sich die SPD kritisch, so lange der Strom mit Braunkohle erzeugt werde. Auch gebe es noch keine Grundsatzentscheidung über die Speichertechnik. „Wir wissen nicht, wo die Reise hingeht“, sagte Brehm. „Wir brauche aber für Nürnberg klare Aussagen“, fügte Hartmut Beck von den Freien an. Neben dem Konzept für ein regionales Carsharing-Modell, das erarbeitet werden soll, will sich die Stadtverwaltung auch einmal die Folgen solcher Angebote in Bremen und Leipzig anschauen. „Sorgfalt geht vor Innovation“, beschrieb Jülich das Ziel.
 

6 Kommentare

autofahrer mit .....

Hier sind ja die gleichen Pappnasen am rumnölen wie beim Thema Kreuzungsfreie A73,,,,, @Beobachter , share dich einfach in die Stadt die Du besser hälst als N, aber pass auf das Du den Umzug nicht mit LKW/PKW machst, sondern mit Deinem selbstgebauten Rad.Aber wirklich selbstgebaut, sonst geht Deine persönliche Ökobilanz den Bach runter, und bete, dass der STrom zum schmelzen das Rahmenstahls auf 100% Ökobasis erzeugt wurde. @MehrRadWegeBeführworter, wer Regelmäßig arbeitet nutzt eher ÖPNV oder Auto, ansonsten Erlangen hat als Studentenstadt was übrig für Radfahrer....

TrollProll

Naja, ich weiss ja nicht... Für mich wäre Carsharing nix. Entweder habe ich mein Auto immer schnell und spontan griffbereit vor der Tür und nicht irgendwo einen km weiter, oder ich habe eben kein Auto und habe halt Pech gehabt. Mein Auto gehört zu mir wie Schuhe oder Mantel... Ich häng meinen Mantel doch auch net irgendwohin in die Stadt, laufe da erst hin und hole den dort ab, wenn ich wo hingehen will ^^. Bis zur nächsten Bushaltestelle hat man es ja meistens eh nicht weiter als bis zum Carsharing-Standort, mit den Öffis ist man dann insgesamt doch schneller unterwegs. Und wenn man doch mal ein Auto braucht, für einen Umzug oder so, dann gibt es ja immernoch die klassische Autovermietung von europcar oder sowas. Das ist jetzt auch nichts ungewöhnliches und neues - wer das nicht kennt, hat die letzten 50 Jahre irgendwie unter einem Stein gelebt. Und für z.B. Baumarkt- oder Möbeleinkäufe vermieten die Geschäfte ja auch Transporter, z.B. IKEA.

Carsharer

Wenn mit "Bremen" der Anbieter Cambio gemeint ist, kann ich diese Idee nur unterstützen. Ich bin (in einer anderen Stadt) seit vielen Jahren *zufriedener* Cambio-Nutzer.
@Beobachter: "Radweg" und "vernünftig" schließt sich meistens aus!
@Nürnberger: Was gefällt Ihnen am Norisbike-Konzept nicht? In anderen Städten sind Carsharing-Standorte ähnlich (na gut, etwas weniger) präsent wie hier die Norisbike-Standorte. Wenn man zum Carsharing-Standort erst durch die halbe Stadt gondeln muss, ist es sinnlos.

Nürnberger

Hoffentlich nicht nach einem Konzept wie bei Norisbike!

Meise

Die in der Vergangenheit verharrende Stadt Nürnberg bzw. die N-ERGIE tuen alles was sie können gegen Elektromobilität, die selbst in dieser stinkenden Großstadt mithelfen könnte, die Lärm-, Abgas- und Feinstaubbelastung zu senken. So sieht es in der Bratwurst- und Lebkuchenstadt aus: wenige ungeeignet platzierte Ladesäulen, finanziert aus staatlichen Subventionsprogrammen, die nicht der Stromanschlussnorm für Elektrofahrzeuge genügen - Nutzung nur mit extremer Fixkosten-Abzocke statt Abrechnung nach Verbrauch - einfach ungenügend.

Es müssten halt ein paar erreichbare Ladesäulen aufgestellt werden, die Abrechnung mit einem (etwas höherem) Ökostromtarif für jede "getankte" Kilowattstunde erfolgen, und das Ganze auch für Auswärtige nutzbar sein.