Städte weben ein Spinnennetz aus Licht
14.06.2012, 18:16 Uhr
Die 1963 in Fürth geborenen Fotografin ist eine von acht Künstlerinnen und Künstlern, die sich mit dem hochspannenden Thema „Ruhe und Bewegung in der Kunst“ im Rahmen des „TÜV-Rheinland-Kunstsommers“ beschäftigen. Zu sehen ist die Ausstellung, die gestern eröffnet wurde, noch bis zum 2. September in der Tillystraße2.
Eine Stunde Belichtungszeit
Bis zu eine Stunde Belichtungszeit für ein Bild, während der man gut und gerne in aller Ruhe einen Espresso trinken gehen kann: Wie man sich ganz konsequent entschleunigt, zeigt der Nürnberger Fotograf Günter Derleth. Er wählte für seine Aufnahmen im venezianischen Palazzo Dario und in urtümlichen Handwerker-Werkstätten eine Lochkamera, bei der neben Geduld auch der Verzicht auf die sonst üblichen technischen Hilfsmittel im Vordergrund steht. Eines der Ergebnisse ist der Umstand, dass seine Bilder so gut wie entvölkert sind – menschliches Gewusel ist für die Zeitspannen solcher Innenaufnahmen einfach viel zu hektisch.
„Gerade die Kunst steht durch ihre Beschäftigung mit neuen Ausdrucksformen, Medien und Techniken für die Beschleunigung, aber auch für die Suche nach Ruhe als bewusstem Ausgleich“, skizziert Kuratorin Christina Pallin-Lange den Grundgedanken der Ausstellung.
Verena Guther ist etwa eine Künstlerin, die rund um den Globus ausstellt und ihre Motive sucht. Das Thema, mit dem sie sich beim Kunstsommer beschäftigt, sind die ständig wachsenden „Megacities“, die sie in Form von teilweise mit Malerei und Montage nachbearbeiteten Fotografien abbildet. Wolkenkratzerlandschaften verdrängen althergebrachte Wohnhäuser, Boote werden zu riesigen Werbeträgern umfunktioniert, und der Mensch verschwindet fast völlig in dieser gigantischen Architektur.

Eine noch weiter entfernte Perspektive wählt die in Nürnberg lebende Künstlerin Yin Ren, die von fiktiven Flugzeugen aus das Lichternetz riesiger Metropolen zeichnet. „City Nights“ nennen sich ihre Arbeiten, die zeigen, wie durch große Distanz der Eindruck absoluter Ruhe entstehen kann, obwohl die abgebildeten Orte in Wirklichkeit alles andere als beschaulich sind.
Nürnberg ist im Unterschied zu den riesigen „Megacities“ wieder so individuell, dass neben den Gebäuden auch die Menschen in den Vordergrund rücken können: Kurt Neubauer zeigt Veränderungen im Stadtbild wie etwa das Augustinerhof-Areal, aber auch Passanten, die an riesigen Werbeflächen vorbei durch die Karolinenstraße hasten. Obwohl seine Personen in Gruppen auftreten, nehmen sie sich einander kaum wahr. Tradition und Moderne begegnen sich in seinen Eindrücken aus Skopje.
Die Ausstellung zeigt außerdem Werke von Jürgen Durner („Spiegelwelten“), Agathe Meier („Der Mensch zwischen Nanosekunden und Gigawatt“) und Michael Hottner („Ruhe, die Spannung bedingt“). Zu sehen ist sie montags bis freitags von 9 bis 20 und sonntags von 11 bis 15 Uhr beim TÜV Rheinland in der Tillystraße2. Am Sonntag, 17. Juni, findet um 11 Uhr eine Führung statt, ab Ende Juni beginnt eine Reihe von Künstlergesprächen.
Die Termine und weitere Infos sind unter der Adresse www.tuv.com/kunstsommer zu finden.
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