Stauchaos in der Adlerstraße: Ladeninhaber schlagen Alarm
10.9.2019, 05:50 UhrVon ihrem Schuhgeschäft aus verfolgt Isolde Roder, wie auf der Adlerstraße, die mitten in die Altstadt führt, stundenlang nichts mehr geht. "So etwas habe ich noch nicht erlebt" - anders kann sie die Situation am vergangenen Samstag nicht beschreiben. Wenig später steckt Roder mittendrin. Nachdem sie ihren Laden "Hand und Fuß Roder" abgeschlossen hat, geht sie zu ihrem Auto im Adler-Parkhaus. "Um 18 Uhr bin ich los, um halb sieben war ich am Plärrer". Allein 20 Minuten habe es gedauert, aus dem Parkhaus zu kommen.
Das ist vielen Kunden von Uwe Krieger so gegangen. Er betreibt das Parkhaus in der Adlerstraße — und hat jetzt einen Offenen Brief an Baureferent Daniel Ulrich geschrieben, in dem er seinem Ärger Luft macht. "Was bitte ist so schwer daran, eine vernünftige zweispurige Fahrbahn zu gewährleisten?", fragt Krieger. Die Wut der Menschen beschreibt der Parkhausbetreiber als enorm — gerade weil selbst mehrere Anrufe bei der Polizei nichts verändert hätten.
Krieger hätte den Verkehr über die Färberstraße abgeleitet, das sei so nicht möglich, antwortet ein Polizeisprecher Bert Rauenbusch. Außerdem hätte es den Stau höchstens auf den Ring verlagert. Bis dahin sind die Autos aus der Adlerstraße gar nicht durchgekommen. "Selbst als in unserem Haus wieder frei befahrbare Stellplätze belegt werden konnte, wurde die Situation nicht besser", sagt Uwe Krieger, weil wegen Baustellen in der Schlotfegergasse und Vorderen Ledergasse stadtauswärts nichts ging.
Krieger fragt sich, was passiert wäre, wenn in so einer Situation ein Rettungswagen oder die Feuerwehr einen Einsatz gehabt hätten? Die aber haben es in der Adlerstraße ohnehin schwer. Oft parken Autos hier im Absoluten Halteverbot oder in Feuerwehranfahrtszonen, sagt Krieger. Das überrascht den Parkhausbetreiber nicht, schließlich werde "nur ganz selten jemand aufgeschrieben".
Isolde Roder stimmt mit Kriegers Kritik "voll überein", "unerträglich" findet Herbert Hofer vom Restaurant "Zur Baumwolle" die Situation. Seit vier, fünf Jahren habe es sich verschlechtert. Zum Beispiel habe der Lieferverkehr zugenommen, sagt Roder, immer öfter würden große Sattelschlepper in der Straße unterwegs sein, "ich weiß gar nicht, wen die beliefern". Auch die von Uwe Krieger dargestellte Parksituation kann sie bestätigen. "Geparkt wird mal an den Fahrradständern, dann im Wendekreis." Die Polizei aber fahre einfach vorbei. "In anderen Städten werden Falschparker abgeschleppt", sagt Krieger. Er glaubt, die Kosten würden eher abschrecken als die viel zu geringen Strafen für falsches Parken.
Neben mehr Kontrollen würde aber noch eine Maßnahme helfen, ist Krieger sicher: Die Parkplätze auf einer Seite in der Vordere Ledergasse sollten seiner Meinung nach abgeschafft werden, weil diese Engstelle den reibungslosen Verkehr stört.
Bäume als Parkplatzgrenzen
Genau die Parkplätze aber hat die Stadt bewusst installiert, hält Baureferent Daniel Ulrich dagegen. "Sonst fährt dort keiner 30", sagt er — und die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer habe immer Vorrang. Parken an einer Straßenseite Autos, "fährt man instinktiv langsamer".
Die Probleme in der Adlerstraße aber sieht auch Daniel Ulrich, "auch wenn Situationen wie am Samstag nicht allzu oft auftreten". Trotzdem will die Stadt etwas unternehmen, ganz werde man die Situationen aber nicht auflösen. Auch nicht für das Parkhaus, das mit seiner Position im Herz der Altstadt nun mal schwerer anzufahren als Parkhäuser am Ring.
Als Schritt gegen Falschparker will die Stadt nun Mobile Bäume an der von Krieger beschriebenen Stelle installieren. Damit soll verhindert werden, dass über die markierten Stellplätze hinaus geparkt werden kann "und so Engstellen entstehen". Das Parken soll so geordneter ablaufen — und mit weniger illegalen Parkern.
Dass die in der Adlerstraße vermehrt zu finden sind, weiß Daniel Ulrich. Er aber sieht hier ein Kontrollproblem durch die Polizei. Die müsste aus seiner Sicht häufiger einschreiten. Nürnberg sei "nicht abschleppfreundlich", in anderen Städten werde hier "viel aggressiver" vorgegangen. "Hier parkt man in der Wendeschleife und zahlt 35 Euro."
Baulich, also durch die Stadt, sei dieses Problem nicht zu lösen, eher durch Kontrolldruck der Polizei. Die verweist auf 1000 Abschleppvorgänge im Jahr, "was nicht wenig ist", findet Sprecher Bert Rauenbusch, die meisten im Zuge von Demos und blockierten Rettungswegen. Einen Abschleppvorgang einzuleiten, koste Streifen aber viel Zeit — und Delikte wie Ladendiebstahl oder Körperverletzungen hätten dann oft Priorität.
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