Stehen vor der Impfung? Beschwerden von Nürnbergs Senioren häufen sich

Hartmut Voigt

Lokalredaktion Nürnberg

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17.2.2021, 06:22 Uhr
Stehen vor der Impfung? Beschwerden von Nürnbergs Senioren häufen sich

© Rolf Vennenbernd/dpa

Als ein älteres Ehepaar (beide über 90 Jahre) zum vereinbarten Impftermin gegen Corona in Langwasser erschien, war es überrascht. Vor den beiden Senioren stand eine lange Warteschlange mit etwa 50 Personen.

"Es dauerte eine gute halbe Stunde, bis meine Schwiegereltern endlich zur Anmeldung vorgedrungen waren", berichtet eine Zeitungsleserin, "es gab keinerlei Sitzgelegenheiten für die alten Menschen."

Nur Krücken dabei

Manche hatten ihre Rollatoren dabei und konnten sich darauf ausruhen. Andere führten nur Stöcke oder Krücken mit sich: "Sie jammerten, dass sie nicht mehr stehen können" , erzählt die Leserin.

Man müsse doch bei 80-bis 90-jährigen Menschen davon ausgehen, dass sie sich nicht mehr so lange auf den Beinen halten können, merkt sie an. Ihre Schwiegereltern erhielten letztlich erst nach einer Stunde ihre Impfung.

Ulrike Goeken-Haidl von der Pressestelle des Impfzentrums meint, dass zehn Rollstühle zum Ausleihen bereit stehen. Außerdem seien Stühle an der Anmeldung und entlang der Impfstraße aufgestellt.

Viele kommen viel zu früh

Das eigentliche Problem liegt ihrer Meinung nach woanders: Zahlreiche Senioren kommen viel zu früh, manche bis zu anderthalb Stunden, betont Goeken-Haidl: "Es ist nicht nötig, überpünktlich zu erscheinen. Wir takten die Termine genau so, dass eigentlich keine Wartezeit entsteht." Doch die Planung des reibungslosen Ablaufs komme durcheinander, wenn Senioren zu zeitig im Impfzentrum auftauchen.

Stehen vor der Impfung? Beschwerden von Nürnbergs Senioren häufen sich

© Edgar Pfrogner

Die Terminvereinbarung für das Impfzentrum in Langwasser wie auch für die mobilen Impf-Teams in Boxdorf (sowie später auch in Laufamholz und Katzwang) läuft über die Stadt Nürnberg. Sie hat vor Wochen alle Senioren bis zu 80 Jahren in einem Informationsbrief angeschrieben, in dem Grundsätzliches erläutert wird. Außerdem war dort ein zweiter Brief angekündigt mit einer Telefonnummer, um einen Impftermin zu vereinbaren.

Briefe auch an unter 80-Jährige?

Die ältesten Mitbürger hat man schon erreicht, momentan gehen Briefe an 83-Jährige Nürnbergerinnen und Nürnberger heraus. Danach sind die 82- und 81-Jährigen an der Reihe. Die Schreiben werden also jahrgangsmäßig abgearbeitet. Ob die Stadt auch Briefe an die unter 80-Jährigen verschickt, soll heute entschieden werden.

Immerhin gibt es 45.000 Frauen und Männer in Nürnberg, die zwischen 70 und 79 Jahre alt sind. Sie zählen zur zweiten Priorität. Wenn die rund 35.800 Bürger über 80 Jahre ihre Impfungen erhalten haben, wird diese Personengruppe zur Impfung eingeladen.

Manchen macht die Ungewissheit zu schaffen, dass sie trotz Registrierung beim Bayerischen Impfzentrum nichts mehr hören: "Ich habe irgendwie die Befürchtung, dass ich zwar brav und bieder abwarte, bis sich irgendwann jemand bei mir meldet, während die Karawane an mir vorbeizieht und die anderen munter durchgeimpft werden", schreibt ein 77-Jähriger an die Lokalredaktion, der sich vor einem Monat angemeldet hat.

Schwierig ist die Situation für Senioren, die ihre Wohnung nicht mehr verlassen können. Eine 101-jährige Nürnbergerin würde sich gern das Serum spritzen lassen. Aber zum Impfzentrum kann sie nicht kommen, dazu reicht die Kraft nicht.

Derzeit gibt es nur die Möglichkeit zu warten, bis der Hausarzt den Impfstoff bekommt und bei ihr vorbeischaut. Das kann dauern. "Wir sehen dieses Problem, es werden uns immer mehr immobile Personen bekannt", erklärt Pressesprecherin Goeken-Haidl. Eine Lösung kann sie aber nicht präsentieren. Nur soviel: Es gebe Überlegungen des Freistaats. Angeblich soll sich in den nächsten Tagen in dieser Frage etwas tun.

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