Steigende Mieten: Das Leben in Gostenhof wird teurer
11.9.2015, 06:00 UhrViele Bewohner sehen in den drastisch steigenden Mieten eine "Gentrifizierung". Sie befürchten eine Verdrängung bisheriger Bewohner durch teurere Wohnungen und das Engagement von Investoren.
Die Stadt sieht darin noch keine Gentrifizierung. Gostenhof sei nicht Prenzlauer Berg (Berlin) oder Haidhausen (München), betonen die Experten im Wirtschaftsreferat. Dennoch spricht man nun von einem "Verdachtsgebiet". Es verändere sich schneller als die übrige Stadt, wird eingestanden.
"Die weitere Entwicklung muss beobachtet werden", heißt es jetzt in einem Bericht für den Stadtplanungsausschuss am 17. September. Auch wenn aus Sicht der kommunalen Beobachter weiterhin "das spekulative Element" in Gostenhof fehle, das ein so wesentliches Merkmal für eine Gentrifizierung ist. Da die Datenbasis aber noch zu dünn ist, um alle Faktoren zu beobachten, soll das statistische Amt nun Verfahren entwickeln.
"Angespannter Wohnungsmarkt"
Anhand einiger Entwicklungen versucht die Stadt dennoch ihre Position zu untermauern, dass Gostenhof nicht von einer Gentrifizierung betroffen sei. Man spricht lieber von einem "angespannten Wohnungsmarkt". So liege das Niveau der durchschnittlichen Nettokaltmiete in Gostenhof in der Nähe des gesamtstädtischen Durchschnittswerts von 6,86 Euro pro Quadratmeter. Das Problem ist nur: Die Zahl ist zwei Jahre alt. Seitdem sind die Mieten stark gestiegen.
Auch bei der Entwicklung der Kaufpreise sieht die Stadt "keine signifikanten Abweichungen". Zwischen 2008 und 2014 lag die Steigerung im Stadtgebiet bei durchschnittlich 72 Prozent, im Gebiet um den Jamnitzerplatz bei 77 Prozent.
Gostenhof habe – unter dem Strich – ein "deutlich positives Wanderungssaldo": Es ziehen mehr Bürger nach Gostenhof als von dort weg. Vor allem in der Altersgruppe zwischen 18 und 25 Jahren. Das Plus speist sich aber vor allem aus Zuzüglern von außerhalb Nürnbergs.
Armutsgefährdung knapp über Durchschnitt
Im Viertel liegt nach der Auswertung für den Stadtplanungsausschuss die "Armutsgefährdung" knapp über dem städtischen Durchschnitt. Doch seit 2011 sei vor allem hier die Quote zurückgegangen. Während in den umliegenden Gebieten – dazu zählen die weiteren potenziellen Verdachtsgebiete wie St. Leonhard/Schweinau oder Muggenhof/Eberhardshof) – eine stärkere Zunahme der Armutsgefährdung beobachtet werde.
Gostenhof sei einer der Schwerpunkte für den Neubau geförderter Wohnungen. Auch achte die Stadt vermehrt bei der Baugrundvergabe darauf, dass geförderte Wohnungen gebaut würden. Mit der Mietpreisbremse habe die Stadt - nach der Kappungsgrenze 2013 - ein weiteres Instrument in der Hand, ungewöhnlichen Mietsteigerungen entgegenzuwirken. Doch hier meldet immowelt.de, dass trotz Mietpreisbremse im August die Mieten in Nürnberg um drei Prozent gestiegen seien.
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