Studie belegt: Die Menschen in Deutschland sparen sich arm
11.3.2017, 14:06 UhrObwohl sie sparen wie die Weltmeister, werden die Deutschen nicht reicher, sondern ärmer. Sie parken ihr Geld auf Sparbüchern, obwohl sie keine Zinsen dafür bekommen und es real an Wert verliert. Sie meiden Aktien wie der Teufel das Weihwasser oder legen sich welche von einem einzelnen, ihnen besonders vertrauenswürdig erscheinenden Unternehmen zu.
Experten wie Prof. Matthias Fischer nennen das "Klumpenrisiko" und "gefährlich". Der Co-Leiter des Kompetenzzentrums Finanzen der TH Nürnberg hat mit seinem Team in einer empirischen Untersuchung "Die Wissenslücken der Deutschen bei der Geldanlage" detailliert aufgedeckt.
Buch mit sieben Siegeln
Herausgekommen ist, dass die Funktionsweise von Finanzprodukten für viele ein Buch mit sieben Siegeln ist und dass sie in Fragen der Geldanlagen häufig auf das falsche Pferd setzen würden. So erkannten lediglich zehn Prozent der Befragten, dass die Aussage "Die Immobilie nimmt immer an Wert zu" überhaupt nicht zutrifft, also definitiv falsch ist.
Am wenigsten skeptisch hinsichtlich der Wertsteigerung waren ältere Personen. Die Forscher vermuten, dass diese Generation im Lauf ihres Lebens diesbezüglich positive Erfahrungen gemacht hat. Tatsächlich könnten Immobilien aber auch im Wert sinken.
Aktien als Möglichkeit
Wenn die Geldanlage gestreut wird, reduziert sich das Risiko, insbesondere bei Aktien. Darüber war sich die Hälfte der Befragten im Klaren. Was die Risikobewertung von Fonds anbelangte, erkannte lediglich ein Drittel, dass die Aussage "Das Schönste an Fonds ist, dass ich nicht mein gesamtes investiertes Kapital verlieren kann" gründlich daneben ist, denn tatsächlich kann der Anleger alles verlieren.
Aktien gibt es schon ab einem Euro. Somit könnte auch, wer nur kleines Geld hat, hier investieren – mit dem entsprechenden Risiko versteht sich. Nur das wusste kaum einer. Die Frage nach der Sicherheit von Tageskonten beantworteten die meisten richtig mit "trifft eher zu" (43 Prozent) und "trifft vollständig zu" (18 Prozent).
Insgesamt wurden die Umfrageteilnehmer mit zehn Aussagen konfrontiert, zu denen es fünf Antwortmöglichkeiten gab von "trifft voll zu" bis "trifft überhaupt nicht zu". Dabei kristallisierte sich ein zum Teil großer Wissensunterschied zwischen den verschiedenen Einkommens-, Berufs-, Bildungs- und Altersgruppen heraus.
Schulen in der Pflicht
Prof. Fischer sieht die Schulen in der Pflicht, theoretisches Wissen über Geld und Finanzen zu vermitteln. Bisher fehle in weiten Kreisen das so wichtige Gespür für Risiken und Renditen – hohe Rendite, hohes Risiko – wenig Risiko, weniger Ertrag. Das von der Sparkasse Nürnberg aufgelegte Börsen-Planspiel sei zwar gut gemeint, aber "Banken und Geld sind eine ernste Angelegenheit, da hört der Spaß auf".
Mit den Ergebnissen der von der Sparkasse mit 3500 Euro bezuschussten repräsentativen Studie der TH Nürnberg in der Hand, will Prof. Fischer bei Politikern und Entscheidungsträgern dafür werben, das Thema "Finanzen und Umgang mit Geldanlagen" in den Lehrplan aufzunehmen. Mit den Erkenntnissen aus der Studie ließen sich zielgruppenorientiert Maßnahmen entwickeln, um die Lücken in einem bisher weitgehend vernachlässigten Wissensgebiet zu schließen.
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