Weihnachtsaktion Fall 34

"Täglicher Kampf auf den Straßen ums Flaschenpfand": Nürnbergerin muss so ihre Rente aufbessern

Silke Roennefahrt

Lokalredaktion

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21.12.2022, 10:55 Uhr
Nicht nur Obdachlose, auch Menschen mit schmaler Rente bessern ihr Budget mit dem Sammeln von Pfandflaschen auf (Symbolfoto, die Frau auf dem Bild ist nicht Monika T.).

© imago images/imagebroker, NNZ Nicht nur Obdachlose, auch Menschen mit schmaler Rente bessern ihr Budget mit dem Sammeln von Pfandflaschen auf (Symbolfoto, die Frau auf dem Bild ist nicht Monika T.).

Die große Tasche steht schon bereit, Monika T. (Name geändert) hat eine Wolldecke, ein Sitzpolster und ein ordentlich zusammengefaltetes Handtuch hineingelegt - falls die Hände unterwegs schmutzig werden. Und das kann leicht passieren, denn T. greift regelmäßig in Papierkörbe und Mülleimer hinein, auf der Suche nach Plastikflaschen und Getränkedosen. 25 Cent Pfandgeld ist jedes Fundstück wert, das bessert die schmale Haushaltskasse ein bisschen auf. Denn T. muss mit einer Mini-Rente von 700 Euro auskommen, obwohl sie immer gearbeitet hat. Ohne das Flaschenpfand käme sie kaum über die Runden.

Kampf an den Abfalleimern

"Eigentlich lebe ich wie eine Obdachlose, nur dass ich abends heimkomme und ein festes Dach über dem Kopf habe", sagt die 65-Jährige. Tag für Tag zieht sie los, auch wenn das Leergut immer schwerer zu finden ist. "Mittlerweile gibt es da einen regelrechten Kampf auf den Straßen. Die Konkurrenz ist groß geworden." Das gehe so weit, dass sich die Sammler gegenseitig von den Abfalleimern wegschubsen. Doch T. macht weiter, auch, weil sie beim Gang durch die Innenstadt Bekannte trifft. "Ich bin ein Outdoormensch", sagt die Nürnbergerin. "So lange ich laufen kann, gehe ich raus."

Das hat auch mit ihrer Biografie zu tun. T. kam als fünftes von sechs Kindern zur Welt, die drei verschiedene Väter hatten. Echte Geborgenheit erlebte sie in der Familie nie. Das Mädchen war gerade mal zwei Jahre alt, als es die überforderte Mutter in ein Kinderheim gab. "Über Jahre hinweg hatten wir keinen Kontakt, erst zu meiner Konfirmation habe ich sie wieder gesehen." Lediglich ein paar Briefe habe die Mutter geschickt. "Ich habe mich immer ungewollt gefühlt."

Auftrieb gab ihr der Sport, als junge Frau war sie als Handballspielerin erfolgreich gewesen und hatte sogar ein Sportstudium begonnen. "Sport war mein Leben", sagt sie noch heute. "Er war wichtig für mein Selbstwertgefühl." Dennoch verlor sie immer wieder den Halt, vor allem, wenn sie wegen einer Verletzung nicht spielen konnte. Sie habe dann zu viel Alkohol getrunken, räumt sie rückblickend ein. Auch das Studium brach sie wegen einer Verletzung und anschließender Suchtprobleme ab. Mit 21 Jahren zog sie nach Nürnberg, um bei einer Immobilienfirma zu jobben.

Es folgten glückliche Jahre. Sie fand einen Partner, das Paar führte gemeinsam eine Sportgaststätte. "Das war die unterhaltsamste und sicherste Zeit für mich." 1988 kam die gemeinsame Tochter auf die Welt. Doch nur acht Jahre später starb der Lebensgefährte. Weil der Trauschein fehlte, bekam T. keine Witwenrente und musste ihre kleine Familie mit Putzjobs über Wasser halten. Nach einem Kreuzbandriss musste sie endgültig mit dem Sport aufhören - ein erneuter Absturz war die Folge. Trotzdem rappelte sich Monika T. immer wieder auf, heute hat sie ihr Alkoholproblem im Griff.

Es gibt kaum Möbel

Finanziell jedoch war es immer knapp, erst recht, seitdem sie wegen diverser gesundheitlicher Probleme nicht mehr arbeiten kann. Ihre Wohnung ist zwar sauber und gepflegt, doch bis auf ein Bett und ein Regal gibt es kaum Mobiliar. Nach einem Wasserschaden habe sie fast alles, was sie besaß, entsorgen müssen, erzählt die Rentnerin. Auf den Kosten blieb sie sitzen.

Und so sind ein Klappstuhl und ein Hocker die einzigen Sitzgelegenheiten, in der Küche gibt es weder Spüle noch Kühlschrank, das Geschirr muss sie im Badezimmer abwaschen. Lediglich eine Kochplatte steht bereit - eine kleine Küchenzeile wäre deshalb ihr größter Wunsch. Zwar bekommt Monika T. Unterstützung in Form von Lebensmitteln vom Verein "Burgthann hilft", der sich um etliche in Armut geratene Menschen kümmert.

Doch die Initiative ist selbst auf Spenden angewiesen und kann größere Anschaffungen nicht einfach stemmen. Deshalb will "Freude für alle" helfen. Vielleicht kann sich Monika T. dann auch mal ausnahmsweise einen Cafébesuch gönnen - solche Extras hat sie schon vor Jahren gestrichen.


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