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Tauziehen um die Nürnberger Schmuggelwelpen

08.04.2014, 10:01 Uhr
Erst vier Wochen nach der Beschlagnahmung stand fest, dass die Schmuggelwelpen aus der Slowakei nicht mehr dem Händler zurückgegeben werden.

© Michael Matejka Erst vier Wochen nach der Beschlagnahmung stand fest, dass die Schmuggelwelpen aus der Slowakei nicht mehr dem Händler zurückgegeben werden.

Für Amtstierärztin Daniela Rickert war die Sachlage schnell klar. Die 77 Heimtierausweise, die der slowakische Fahrer bei sich hatte, waren allesamt gefälscht. In den von ei­nem Veterinär ausgestellten Pässen waren alle 76 Welpen sowie die Katze Anfang März exakt 14 Wochen alt und alle am gleichen Tag auf die Welt gekommen. "Nach einer Untersuchung der Welpen stand jedoch eindeutig fest, dass viele der Tiere wesentlich jünger waren", sagt der stellvertretende Ordnungsamtsleiter Robert Pollack.

Liegt eine offensichtliche Fälschung der Papiere vor, wird der Händler angeschrieben. Dann beginnt meist der Papierkrieg mit den Händlern - und oftmals auch ein rechtliches Gezerre um die Tiere.

Im aktuellen Fall wurde am 14. März der slowakische Händler vom Ordnungsamt angeschrieben, so Pollack. In der E-Mail wurde darauf hingewiesen, dass die Pässe allesamt gefälscht seien und die Tiere zurecht beschlagnahmt wurden. Nur, wenn der Händler die Unterbringungskosten in Höhe von 30.000 Euro an das Tierheim überweist, hätte er wieder Anrecht darauf, die Tiere zurückzuerhalten.

Der Händler reagierte daraufhin am 23. März mit einer "uneinsichtigen Antwort", so der Ordnungsamt-Vizechef. Dieser drohte in einer Email, vor ein EU-Gericht zu ziehen, lenkte jedoch wenige Tage später ein, auf die Tiere zu verzichten. Dem Händler droht jedoch ohnehin eine Strafe für die "Ordnungswidrigkeit" – als solche gelten illegale Welpentransporte –  die zwischen 5000 und 25.000 Euro liegt.

Die Welpen, die bis dahin nur vorläufig in der Nürnberger Stadenstraße untergebracht waren, gingen am 31. März in den privaten Besitz des Tierheims über. Ab diesem Zeitpunkt konnten die Schmuggelwelpen offiziell an neue Besitzer vermittelt werden.

Das Tierheim kann außerdem noch in Erwägung ziehen, gegen den Händler zu klagen und die Unterbringungskosten von ihm einzufordern. Diese belaufen sich auf rund 170.000 Euro. Auf dem zivilrechtlichen Weg würde der Fall vor dem Amtsgericht verhandelt werden, da es sich um eine privatrechtliche Sache handelt.

Auch der Händler hat das Recht, gegen das Tierheim zu klagen. Bei dem Schmuggelwelpenfund in einem ungarischen Transporter im Februar 2012, klagte der Händler damals gegen das Tierheim. Die Begründung: Die Bestellzahlen seien seit der Berichterstattung zurückgegangen. Deswegen hat er Klage wegen Umsatzverlusten gegen das Tierheim eingereicht. Der Händler ging jedoch leer aus - das Tierheim gewann den Prozess. Zudem wurde er wegen Urkundenfälschung zu einer Bewährungsstrafe und 3000 Euro Geldauflage verurteilt.

Vielen gehen die rechtlichen Bestimmungen und Konsequenzen für die Händler jedoch nicht weit genug. Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) will sich stärker gegen illegale Welpentransporte einsetzen. „Ich halte es für notwendig, dass wir da etwas tun“, sagte Schmidt Ende März in Nürnberg.

Vom 1. August an gelten in Deutschland strengere Regeln auch für Welpentransporte. Alle Tiere, die verkauft werden sollen, müssen dann mindestens drei Monate alt und gegen Tollwut geimpft sein. Außerdem müssen sie einen Impfpass haben.

5 Kommentare

wallensteiner

@Glubberer. MIr ist klar, dass ein Tierarzt nicht für 8,5€/h arbeitet. Dennoch sind 2200Euro/Monat/ Tier maßlos übertrieben. Wie hoch ist eigentlich der Pflegesatz im einfachen Altenheim im Zwei bis Dreibettzimmer? Oder was kostet ein Platz in einer Haftanstalt pro Monat? Die Berliner Zeitung schreibt 2008, dass ein Haftplatz in Bayern pro Tag 67,35 kostet. Macht bei 30 Tagen ganze 2020Euro/ Monat. Die Welpen kosten also mehr.
Siehe auch http://www.berliner-zeitung.de/archiv/in-berlin-sind-gefaengnisse-billiger-als-in-anderen-laendern-ein-tag-knast-kostet-88-70-euro,10810590,10529662.html
OK, jeder vergelich hinkt. Aber die genannte Summe von 170000 kann nur unseriös sein.

Raven

Mich würde die Aufschlüsselung der € 170.000 auch interessieren. Dies sind satte € 2.200 pro Tier für einen Monat. Für Futterkosten fallen ca. € 100 maximal pro Welpe an ( und das ist bereits mehr als großzügig gerechnet ), bleiben also € 2.100 pro Tier für Unterbringung und Tierarzt. Dann müsste aber von jedem Hund ein großes Blutbild erstellt und bei vielen eine OP durchgeführt worden sein. Wenn ich hierfür € 700 pro Welpe rechne, was auch mehr als großzügig angesetzt ist, bleiben immer noch € 1.400 pro Schnauze für einen Monat Unterbringung. Schließlich sind für die Hunde keine neuen Zwinger gebat worden.Hallo? Ich habe den Verdacht, dass, bei aller Leistung des Tierheims, die Zahlen aufgebläht wurden, um auf diesem Weg um Spenden zu buhlen. Sorry, aber das alles klingt nicht sehr glaubwürdig, auch wenn hier zweifellos ein ordentlicher Aufwand erforderlich ist.

Glubberer_69

@Wallensteiner....

aha...sie gehen also davon aus, dass das Tierheim ihre Angestellten SCHWARZ beschäftigt. Nur so kann ich mir erklären dass sie ganz einfach mal die Sozialversicherungsbeiträge ganz einfach unter den Tisch fallen lassen...und dann schaut die Rechnung schon wieder ganz anders aus...zudem..ein Tierarzt arbeitet nicht für 8,50Euro und für die jungen bemitleidenswerten Hunde wird man sicherlich einiges an Tierarztkosten aufbringen müssen...

Augenauf

Vermutlich gehen in diese Rechnungen sämtliche Nebenkosten des Tierheims mit ein. Für meinen Geschmack ist das in den letzten Wochen zu viel Berichterstattung zu den "Welpen". Die Wahlen sind sang- und klanglos vorbei, die Politiker haben uns nun nichts zu sagen (?), statt dessen jeden Tag ein "Welpen-Update". Geben wir den Welpen doch mal Politikernamen, vielleicht wird das Thema dann spannender...

wallensteiner

Sicherlich muss man diesen Schmugglern und Urkundenfälschern das Handwerk legen!! Dass aber in einem Monat für Arzt-, Pflege und Unterhaltskosten von 77 Welpen gleich 170000 Euro fällig werden erscheint mir vom Tierheim dann doch arg konstruiert. Jedes Tier hat in diesem einem Monat also Kosten in Höhe über 2200 Euro verursacht? Und eine Reihenimpfung von einem Tier nach dem anderen sollte wohl auch günstiger kommen als der Satz dem man für ein einzelnes Tier in einer Praxis zu zahlen hat, oder?
Liebe Redaktion: Bei aller Tierliebe möchte ich Sie bitten, beim Tierheim mal nachzuhaken, warum hier solch horrende, völlig unglaubwürdige Summen kommuniziert werden. Solche Zahlen darf man denen m.E. so nicht durchgehen lassen, oder?
Noch ein Vergleich an der Stelle: Legt man den Mindestlohn von 8,50€ zu Grunde könnte man eine Vollzeitkraft für jedes einzelne Tier für etwa 1360€/Monat bezahlen. Dann blieben immer noch 840€ für Futter, Impfung und Unterbringung. Oder man nehme 200€ brutto für eine Kraft die sich dann den ganzen Tag um zwei (2!!!) Welpen kümmert...