Technik soll Brücken schlagen
02.02.2009, 00:00 Uhr
«Wir stehen hier noch ganz am Anfang, sind aber optimistisch«, sagt Florian Lipfert. Der 26-Jährige engagiert sich für Ingenieure ohne Grenzen (IngOG). Den Verein mit Hauptsitz in Marburg gibt es seit etwa sechs Jahren. Nach dem Vorbild von «Ärzte ohne Grenzen« bringen sie Fachwissen dorthin, wo es dringend gebraucht wird. «Nur, dass bei uns keine Mediziner, sondern Techniker die Entwicklungsarbeit leisten«, sagt Lipfert. Deutschlandweit gibt es inzwischen neun Regionalgruppen.
Vor kurzem hat Lipfert sein Maschinenbau-Studium an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule in Nürnberg abgeschlossen. Über den Verein Deutscher Ingenieure (VDI) kam er erstmals mit dem Projekt in Kontakt. «Ich dachte gleich, hier kann ich mein erlerntes Wissen sozial und sinnvoll nutzen«, erzählt Lipfert.
Noch viel Aufbauarbeit
Nachdem er eine feste Stelle bei der MAN Nürnberg gefunden hatte, blieb ihm Zeit für eine ehrenamtliche Herausforderung: «Als Berufstätiger hat man viel bewusster Freizeit als ein Student«, sagt Lipfert. Gemeinsam mit Frank Neumann, Vorstand des VDI Bayern Nordost, machte er sich an die Vorbereitungsarbeiten für eine IngOG-Regionalgruppe Nordbayern.
Es ist noch viel Aufbauarbeit zu leisten, deswegen sind Neumann und Lipfert auf der Suche nach Leuten, die auch organisatorische Aufgaben übernehmen wollen. «Wir hoffen, dass wir bis zum Jahresende unser erstes Projekt an den Start bringen können«, sagt Lipfert. Persönlich würde ihn ein Einsatz in Südamerika, etwa Peru, reizen. «Wir sind noch jung und haben eine flache Hierarchie«, sagt Andreas Feldmann, Geschäftsführer der Ingenieure-ohne-Grenzen-Hauptstelle in Marburg. «Das heißt, wir brauchen wirklich Leute, die langfristig einsteigen wollen.« Reine Projektarbeit für einen begrenzten Zeitraum sei derzeit noch nicht sinnvoll.
Zum ersten offiziellen Treffen in Nürnberg kamen mehr als 40 Interessierte - viele Studenten, aber auch alte Hasen. «Das ist wichtig, denn wir brauchen neben Engagement natürlich auch gelebte Berufserfahrung. Die ist durch nichts zu ersetzen«, sagt Lipfert. Rund 20 Teilnehmer entschieden sich sofort, dem Verein beizutreten und Pionierarbeit zu leisten.
Im nächsten Schritt sollen nun Aufgabenfelder verteilt werden: «Es geht darum herauszufinden, welches Potenzial die Gruppe hat«, sagt Lipfert. Jeder könne sich nach seinen Kompetenzen einbringen und Vorschläge machen. Dies gelte nicht nur für fertige Ingenieure. Gesucht seien auch Planer, Betreuer für Messestände, Leute mit Affinität zu Öffentlichkeitsarbeit und Internet, aber natürlich auch Fachleute aus Bereichen wie Brückenbau, Abwassertechnologie und Pumpensysteme.
Spenden sammeln
Ein wesentlicher Aspekt sei zudem das Generieren von Spendengeldern. «Auch wenn der Vorstand in Marburg schlussendlich entscheidet, welches Projekt umgesetzt wird, jede Regionalgruppe muss die Finanzierung ihres Projektes eigenständig auf die Beine stellen«, sagt Lipfert.
«Ingenieure ohne Grenzen« funktioniert auf der Ebene von Geben und Nehmen. Wer sich sozial engagiert, kann gleichzeitig sein Fachwissen ausbauen. Es gibt deutschlandweit Workshops, die wechselnd von Mitgliedern der Regionalgruppen angeboten werden. Wer über ein besonderes Fachwissen verfügt, lässt die anderen daran teilhaben. «So entsteht ein tolles Weiterbildungsangebot«, sagt Lipfert.
Auch bei der Arbeit steht Wissenstransfer im Vordergrund. IngOG leisten Hilfe zur Selbsthilfe. «Wir wollen den Leuten vor Ort etwas beibringen, damit sie später zum Beispiel die installierte Wasserpumpe selbst warten können«, sagt Lipfert. In Konkurrenz zu anderen technischen Hilfsorganisationen, wie etwa dem THW, sieht sich IngOG nicht. «Im Gegenteil, wir wollen das Angebot erweitern und hoffen auf regen Gedankenaustausch«. Das nächste Treffen findet am 26. Februar in der Georg-Simon-Ohm-Hochschule statt.
Kontakt: fsl.lipfert@gmx.net