Terrorwarnung: Christkindlesmarkt-Händler besorgt

19.11.2010, 09:00 Uhr
Terrorwarnung: Christkindlesmarkt-Händler besorgt

© Alexander Brock

Klaus Bramer beugt sich über ein Regalbrett, lehnt seinen Oberkörper auf den Elektroschrauber in seiner Hand und drückt den Abzug. Ächzend windet sich die Metallschraube in das Holz, bis ihr Kopf darin verschwindet. Die Terrorwarnung liege ihm schwer im Magen. „Wenn ich ehrlich bin, ist mir ein wenig mulmig“, gesteht der 43-Jährige. Doch dem Aufbauhelfer an der Bude am nördlichen Zugang zum Hauptmarkt bleibt nichts anderes übrig, als den Stand von Angelika Krug, die hier ab nächsten Freitag Weihnachtsgebäck verkaufen will, bis zum Start der Budenstadt herzurichten.

Wenige Meter weiter will Heinz Melchior auf das Thema eigentlich nicht angesprochen werden. Doch dann redet der 65-jährige Betreiber eines Standes neben dem Schönen Brunnen doch: „Mit der Bedrohung müssen wir ständig leben.“ Er erinnert sich an eine Bombendrohung auf dem Christkindlesmarkt, woraufhin der gesamte Platz geräumt werden musste. Melchior, der hier bereits als Kind mit seinen Eltern verkauft hat, will sich von einer aufkommenden Hysterie nicht anstecken lassen. Er fürchtet aber kräftige Einbußen, wenn Besucher deswegen wegbleiben.

Ohne Alternativen

Bauchgrimmen haben auch Barbara und Hans Spornberger aus Würzburg. „Als Besucher würde ich die Eröffnung des Marktes am nächsten Freitag meiden“, so der 55-Jährige. Das Händlerpaar verkauft seit 20 Jahren Holzspielzeug auf dem Christkindlesmarkt. Aus ihrer Sicht hat die Bedrohung eine neue, konkretere Qualität erreicht. „Wir haben aber keine Alternative, wir müssen hierbleiben und mitmachen“, zuckt Barbara Spornberger (50) mit den Achseln.



Von „ein wenig Angst“ spricht auch Ursula Schaar. Die 75-Jährige ist hier seit 33 Jahren vertreten und verkauft Kunstprodukte aus dem Erzgebirge. Sie mahnt aber, jetzt nicht in Panik zu verfallen. „Ich fürchte, dass sich vor allem Eltern mit Kindern überlegen, ob sie in diesem Jahr den Markt besuchen wollen“, so die Nürnbergerin. Ehemann Horst Schaar (77) vermutet, dass die Terrorwarnung besonders Gäste aus den USA verschrecken werde: „Wir müssen aber aufmachen und können die Bude nicht zu lassen.“

Kemal Gönen sieht es gelassener. In luftiger Höhe klemmt der 35-Jährige vor der Frauenkirche Lichterketten an die Zweige der beiden hohen Tannen vor dem Portal: „Ich glaube nicht, dass da etwas passiert. Das ist doch nur Gerede.“ Das „Gerede“ wirkt aber auch schon bei Kindern. Eine Mutter schreibt in einer E-Mail an die Lokalredaktion: Ihre beiden Töchter sollten mit ihrem Chor den Christkindlesmarkt eröffnen. „Die beiden wollen daran nun nicht teilnehmen. So weit ist es schon gekommen!“

Diese Furcht will aber Polizeisprecherin Elke Schönwald nehmen und wiederholt ihre Worte: „Es gibt keine konkreten Hinweise, dass der Christkindlesmarkt bedroht ist.“ Auch die VerkehrsAG, die in ständigem Kontakt zur Polizei steht, sieht keinen Anlass zur Panik. „Wir sensibilisieren aber unsere Mitarbeiter, sie sollen die Augen offen halten“, so VAG-Sprecherin Elisabeth Seitzinger. Gewappnet für sogenannte „Großschadensereignisse“ ist auch das Klinikum Nürnberg. „Für solche Fälle gibt es Alarmierungspläne“, so Sprecher Peter Petrich. Zweimal im Jahr werden Ernstfälle geübt.