Umstrittene Entscheidung
Tiergarten Nürnberg will Paviane töten: Tierschutzbund äußert sich kritisch
9.2.2024, 11:07 UhrDer Tiergarten Nürnberg möchte Guinea-Paviane aus der Gruppe töten. Wie viele es sein werden, ist laut Angaben des Tiergartens derzeit noch nicht bekannt. Demnach möchte der Tiergarten die Paviangruppe schrittweise reduzieren, eine feste Zielgröße gebe es nicht.
Der Grund für die Tötung sei, dass die Gruppe zu groß geworden ist, beziehungsweise das Gehege zu klein. Ausgelegt ist das Affenhaus im Tiergarten für 25 Paviane, momentan leben 45 Tiere in der Anlage. Eine Begleiterscheinung der Überpopulation seien gehäufte Konflikte mit entsprechenden Verletzungen wie Bissverletzungen der Tiere, so der Tiergarten.
Andere Versuche, die Gruppengröße einzudämmen, hätten in der Vergangenheit nicht den gewünschten Effekt gehabt, heißt es. Der Zoo hat es bei den Pavianen mit Empfangsverhütung versucht und gelegentlich Tiere an andere Zoos abzugeben. Eine Auswilderung der Paviane zieht der Tiergarten derzeit nicht in Betracht und auch die Sterilisation der Tiere sei nur dann in Erwägung zu ziehen, wenn die Population aussterben sollte. Wann und wie die betroffenen Tiere getötet werden sollen, verrät der Tiergarten zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.
Kritik vom Tierschutzbund
James Brückner vom Deutschen Tierschutzbund erklärt in einer Stellungnahme, die dieser Redaktion vorliegt, dass die Entscheidung „eine Bankrotterklärung“ sei. Das Problem hätte sich der Tiergarten quasi über Jahre herangezüchtet. Man hätte die Überpopulation viel früher regeln können, so Brückner.
Das Tierschutzgesetz schreibt vor, dass die Tötung von Tieren nur aus einem "vernünftigen Grund" erfolgen darf. Schon das könne aus Tierschutzsicht kritisch betrachtet werden, so Brückner. "Zoos haben jedem einzelnen Individuum in ihrer Obhut gegenüber eine Verantwortung, der sie gerecht werden müssen. Wenn das nicht möglich ist, muss auf die Haltung der Tierart künftig verzichtet werden", sagt er.
Der Deutsche Tierschutzbund lehnt die Haltung von Tieren in zoologischen Einrichtungen zwar nicht generell ab, macht aber auf seiner Website darauf aufmerksam, dass die Gehege so groß und gestaltet sein müssen, dass die Tiere ihren artgemäßen Bedürfnissen nachkommen und ihr Sozialleben ausleben könnten.
"Statt die Paviane zu töten, müsste der Nürnberger Tiergarten oder ein anderer Zoo Platz schaffen für die Tiere. Alternativ müsste man einen Zuchtstopp in Erwägung ziehen. Die betreffenden Tiere dürften dann eben nicht weiter gehalten werden", erklärt Brückner.
Am 21. Februar wird Dag Encke vor dem Umweltausschuss des Nürnberger Stadtrats sprechen. Dort möchte er die Gründe für die geplanten Tötungen erläutern und sich den Fragen der Vertreter und Vertreterinnen stellen. Die Sitzung findet öffentlich statt.