Tod von Gorilla-Opa Fritz: So emotional trauert sein Harem
20.8.2018, 20:41 UhrSeine vier Haremsdamen haben den Tod des 55-jährigen, zuletzt fast bewegungsunfähigen Chefs sehr unterschiedlich verarbeitet. Während die beiden älteren weiblichen Gorillas die Situation schnell erfasst hatten, liefen die Jüngeren unruhig und aufgeregt um den Kadaver herum. "Vor allem Luna war schwer beeindruckt", berichtet Tiergartendirektor Dag Encke, "sie stupste Fritz immer wieder an nach dem Motto: 'Jetzt mach doch endlich mal was' und trommelte sich selbst auf der Brust."
Es dauerte zwei Stunden, bis sich auch bei den jüngeren Gorillas damit abgefunden hatten: Fast ohne Unterbrechung waren sie zu Fritz hingelaufen. Die Tiergarten-Mitarbeiter haben den Menschenaffen bewusst Zeit gegeben, sich von ihrem Leittier zu verabschieden. Dieses Ritual ist wichtig — auch bei anderen Tieren wie etwa nach dem Tod von Löwe Thar im Februar ist man so verfahren.
Beruhigungsmittel mit Quark und Bananen
Um die Gorillagruppe nicht zu stören, hatte der Tiergarten das Affenhaus am Montag für die Öffentlichkeit geschlossen. Die Entscheidung, Fritz jetzt einzuschläfern, trafen die beiden Tiergarten-Direktoren gemeinsam mit dem Veterinär und den Pflegern. Es war ein einvernehmlicher Beschluss, sagte Encke. Zunächst habe der Silberrücken mit Quark und Banane ein Beruhigungsmittel bekommen, ehe man ihn mit einem Pfeilschuss in tiefe Narkose versetzt hat. Anschließend spritzte ihm der Tierarzt das Medikament zum Einschläfern.
Was letztlich den gesundheitlichen Zusammenbruch bei Fritz verursacht hat, kann die Zooleitung nicht sagen. Natürlich ist das Rekord-Alter von 55 Jahren entscheidend: "Schließlich ist keiner unsterblich. Aber der Silberrücken war bis in die letzte Phase hinein wach und hat nicht gelitten", merkt Biologe Encke an.
Obduktion in Erlangen
Der Kadaver geht jetzt — wie üblich bei den Zootieren — zur Obduktion an das Erlanger Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Die Experten sollen den genauen Krankheitszustand beschreiben. Der Menschenaffe hatte am Wochenende kaum mehr etwas gegessen — nicht einmal sein geliebter Quark mit Himbeer-Marmelade interessierte ihn noch.
Fritz wurde 1963 in Kamerun geboren und kam mit drei Jahren zum Münchner Tierpark Hellabrunn. Seit 1970 lebte er im Nürnberger Tiergarten und wurde rasch zu einer der Publikumsattraktionen. Gelegentlich saß er in stoischer Ruhe, fast unbeweglich da, um dann plötzlich gegen die Scheibe zu schlagen und die Besucher zu erschrecken. Dass er Chef im Ring war, musste er seinen vier Frauen nicht beweisen - die Hierarchie war vollkommen klar. Um die Struktur in der Affengruppe aufrecht zu erhalten, soll möglichst bald ein Nachfolger kommen. Der europäische Zuchtbuch-Koordinator im niederländischen Zoo Apenheul ist bereits informiert. Fritz, der in den Papieren anfangs versehentlich als Weibchen geführt wurde, sorgte sechsmal für Nachwuchs - darunter sein berühmter Sohn Schorsch, der im Loro Parque auf Teneriffa lebt. Die 14 Urenkel von Fritz sind über die Zoos Europas verstreut.
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