Monatelang auf der Flucht
Tödliche Schüsse in Nürnberger Südstadt: Mammut-Prozess gegen 29-Jährigen startet heute
6.12.2023, 06:59 UhrDirekt vor einem Lokal soll ein Mann mehrmals auf zwei Freunde in Nürnberg geschossen haben. Einer von beiden starb später im Krankenhaus. Ab Mittwoch muss sich ein heute 29-Jähriger deshalb wegen Mordes und versuchten Mordes vor dem Landgericht in Nürnberg verantworten. Für das Verfahren gelten nach Angaben einer Justizsprecherin besondere Sicherheitsvorkehrungen. Die Kammer hat bis in den März hinein insgesamt 29 Verhandlungstage angesetzt.
Der Anklage zufolge hatte es vor der Tat im vergangenen Oktober einen Streit zwischen dem aus der Türkei stammenden Verdächtigen und den zwei Männern im Alter von 30 und 35 Jahren gegeben. Der Angeklagte soll sich danach mit den beiden späteren Opfern in einem Café verabredet haben, um sich angeblich mit ihnen versöhnen zu wollen. Als sie davor eintrafen, soll er sofort eine Kleinkaliberwaffe gezogen und mindestens viermal gezielt auf sie geschossen haben. In einem Gerangel mit dem 35-Jährigen soll der Angeklagte ein weiteres Mal aus nächster Nähe auf diesen gefeuert haben. Dem Opfer gelang es dennoch, ihm die Waffe zu entreißen. Der 35-Jährige kam schwer verletzt ins Krankenhaus. Der andere Mann starb dort noch am selben Tag.
Fall sorgte für große Verunsicherung in Nürnberg
Der Verdächtigte flüchtete nach den Schüssen vom Tatort. Die Polizei sperrte diesen weiträumig ab, auch Einsatzkräfte mit Maschinenpistolen waren im Einsatz. Die Bluttat in einer Gegend mit Sportbars und anderen Lokalen, wo viele Menschen unterwegs sind, sorgte für Entsetzen und große Verunsicherung in Nürnberg - vor allem, weil nicht ausgeschlossen werden konnte, dass der mögliche Schütze sich immer noch in Bayerns zweitgrößter Stadt versteckt hielt.
Eine unmittelbare Gefahr für die Bevölkerung sahen die Ermittler aber nicht, weil die Schüsse gezielt und nicht wahllos abgegeben worden waren. Sie warnten trotzdem davor, sich dem Mann eigenständig zu nähern: Sie schätzten den Verdächtigen als gefährlich ein und gingen davon aus, dass er bewaffnet sein könnte.
Monatelang fahndete die Polizei nach dem Mann - mit Fotos und Namen. Dabei durchsuchte sie auch Gebäude in Frankfurt am Main, wo er sich Hinweisen zufolge zwischenzeitlich aufgehalten haben sollte. Ein Spezialeinsatzkommando nahm den Verdächtigen schließlich Ende Januar in einem Hotelzimmer im italienischen Rimini fest. Seit Mitte Februar sitzt er in Deutschland in Untersuchungshaft.