Tödlicher Unfall im Dokuzentrum: "Wir sind extrem fertig"

Johannes Handl

Lokalredaktion

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19.4.2021, 15:32 Uhr
Ein folgenreicher Unfall im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände kostete am vergangenen Samstag ein Menschenleben. 

© ToMa Ein folgenreicher Unfall im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände kostete am vergangenen Samstag ein Menschenleben. 

Es ist ein aufwendiges Projekt, das viel Zeit in Anspruch nimmt: Seit Mitte Oktober 2020 laufen die Umbauarbeiten des 2001 eröffneten Dokumentationszentrums Reichparteitagsgelände. Nach aktuellem Planungsstand wird der Ausbau des Areals, das durch den enormen Besucherzuspruch über die Jahre zu klein geworden war, Ende 2022 abgeschlossen. Ende 2023 soll dann die neue Dauerausstellung eröffnet werden.

Auf seiner Homepage illustriert das Dokuzentrum regelmäßig den Fortschritt der Arbeiten mit verschiedenen Bildergalerien. Anfang April wurden demnach sämtliche Glasflächen im Foyer, insbesondere der Domenigsche Glasgang, für die folgenden Abbrucharbeiten gesichert und in entsprechende Schutzmaterialien eingepackt.

Schwerer Unfall im Dokuzentrum

Am vergangenen Samstagvormittag nun ereignete sich in den Katakomben des Dokuzentrums ein verheerendes Unglück. Auf der Baustelle stürzte eine Betonwand um, herabfallende Steine verletzten Mitarbeiter - zwei von ihnen leicht, ein weiterer erlag später im Krankenhaus seinen Verletzungen.

Polizeisprecher Rainer Seebauer spricht von einem "tragischen Betriebsunfall". Laut Seebauer hat die Kriminalpolizei die Ermittlungen aufgenommen und prüft nun, ob bei den Abrissarbeiten gegen Vorschriften des Arbeitsschutzes verstoßen worden sein könnte. Einen Sachschaden habe es derweil nicht gegeben, schließlich sollten die Wände laut Seebauer ohnehin abgerissen werden.

Florian Dierl, Leiter des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände, wollte sich am Montagvormittag auf Anfrage zunächst nicht zu dem Unfall und möglichen Folgen äußern, sondern erst intern mit Kollegen besprechen. "Wir sind naturgemäß extrem fertig", sagte am Nachmittag Thomas Eser, der Direktor der Museen der Stadt Nürnberg. Der schwere Unfall an einem Arbeitsplatz, an dem es um die Kultur und um Geschichtsvermittlung gehe, belaste das gesamte Team sehr. Nun müsse man die Aufarbeitung in die Hände der Kripo und weiterer Spezialisten zu geben.


Doku-Zentrum will sich für digitale Zeiten wappnen


Der ursprüngliche Zeitplan sah vor, dass das Dokumentationszentrum ab dem 7. Mai 2021 bis voraussichtlich Herbst 2023 die eigens konzipierte Interimsausstellung "Nürnberg – Ort der Reichsparteitage. Inszenierung, Erlebnis und Gewalt" in der großen Ausstellungshalle zeigt, um die Geschichte der Reichsparteitage sowie des Geländes während der Umbauarbeiten in kompakter Form präsentieren zu können. Ob sich das Datum auch mit Blick auf die Vorgaben infolge der Corona-Pandemie halten lässt, bleibt abzuwarten. "Wir müssen das bald wissen", sagt Thomas Eser. Noch sei es angesichts des schrecklichen Vorfalls aber zu früh.