"Menschengemachtes Dilemma"

Töten für den Artenschutz? Zu viele Paviane im Tiergarten Nürnberg

dpa

Cora Krüger

Online-Redaktion

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12.2.2024, 09:10 Uhr
Eine Gruppe Paviane sitzt in ihrem Gehege im Tiergarten in Nürnberg (Mittelfranken).

© Daniel Karmann, dpa Eine Gruppe Paviane sitzt in ihrem Gehege im Tiergarten in Nürnberg (Mittelfranken).

Durch die Überpopulation in der Pavian-Gruppe entstünden Probleme mit dem Genpool und mit den sozialen Strukturen, erläuterte Encke. Nach Informationen des "Bayerischen Rundfunks" leben derzeit 45 Paviane im Tiergarten Nürnberg, dabei sei die Anlage lediglich für 25 Tiere ausgelegt. Dementsprechend komme es auch öfter zu Konflikten zwischen den Primaten. Eine Alternative zur Tötung einzelner Tiere sieht man im Nürnberger Zoo derzeit nicht. Eine Weitergabe der Tiere an andere Zoos im In- und Ausland sei keine Möglichkeit, ebenso wenig sei die Auswilderung möglich. Auch der Einsatz von Verhütung zur Kontrolle der Population habe nicht den gewünschten Effekt erzielt.

Der Tiergarten schickte am Donnerstag eine Vorlage an den Umweltausschuss des Nürnberger Stadtrates. Dort will Encke in der übernächsten Woche die Problematik erläutern und einen gesellschaftlichen Diskurs anstoßen. "Dass das [Töten, Anm. d. Red.] im Fall von Huftieren wie Hirschen, Ziegen, Schafen und Rindern, bei Vögeln und Nagetieren vernünftig ist, wird weitgehend anerkannt. Dafür, dass es auch bei anderen Arten wie zum Beispiel den Guinea­-Pavianen vernünftig sein kann, möchte der Tiergarten im Februar im Umweltausschuss der Stadt um Verständnis werben", heißt es in einer ausgesendeten Pressemeldung.

Den Entschluss zur Tötung habe man keinesfalls leichtfertig getroffen. "Im Artenschutz befinden wir uns in einem menschengemachten Dilemma, das uns allen Entscheidungen abverlangt, die sich nicht gut anfühlen", so der Tiergartendirekor. "Wir sind dennoch in der Verantwortung. Es ist ein Gebot der Vernunft, dass wir sie annehmen." Für Primaten wäre es zumindest in Nürnberg Neuland.

Ähnlicher Fall sorgte 2014 für Furore

Die Geschichte erinnert an einen Fall aus dem Jahr 2014. Vor knapp zehn Jahren hatte die Tötung einer Giraffe in einem Zoo in Dänemark für Aufsehen gesorgt, die an Raubtiere verfüttert worden war. Auch damals handelte es sich um ein gesundes Tier, die Population war jedoch zu groß geworden. Bei einigen Tierfreunden sorgte der Fall für Entsetzen und Wut, Encke zeigte hingegen Verständnis. Tötung bei Überpopulation gebe es als letztes Mittel auch in deutschen Zoos, es sei eine alte Politik, die auch so kommuniziert werde.

Der Deutsche Tierschutzbund hält das Töten nur als letzten Ausweg für einen gangbaren Weg. "Einen Freibrief zur Tötung als Teil des Populationsmanagements lehnen wir klar ab", heißt es in einer Stellungnahme. Zoos hätten eine Verantwortung gegenüber jedem einzelnen Individuum in ihrer Obhut, der sie gerecht werden müssten. "Wenn das nicht möglich ist, muss auf die Haltung der Tierart verzichtet werden."

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