Podcast-Projekt
Tradwives-Trend und Regretting Motherhood: Frauen polarisieren auf Social Media
28.04.2025, 05:00 Uhr
Estee Williams bereitet sich auf die Heimkehr ihres Mannes vor. Er war tagsüber arbeiten, sie hat sich in dieser Zeit um den Haushalt gekümmert. Nun frisiert sie ihre blonden Haare, frischt ihr Make-up auf, legt sich Schmuck an. Währenddessen filmt sie sich. Das Video lädt sie bei Instagram hoch. Den Beitrag sehen über drei Millionen Menschen.
Williams bezeichnet sich als sogenannte Tradwife, auf Deutsch „traditionelle Hausfrau“. Diesen Hashtag verwendet sie unter fast jedem ihrer Beiträge. Und damit ist sie nicht allein. In den vergangenen Jahren hat der Tradwives-Trend einen Aufschwung erhalten. Er besinnt sich auf traditionelle Rollenbilder: Der Mann geht arbeiten, die Frau kümmert sich um Haushalt und Kinder.
Tradwives auf Social Media: Alte Rollenmuster im Trend
Viele Instagram-Userinnen kommentieren das Video von Estee Williams, während sie auf ihren Partner wartet, besorgt: Sie mache sich abhängig von einem Mann und unterstütze das Patriarchat.
Immer wieder berichten Medien über den Trend und die Gefahren, die davon ausgehen. Margreth Lünenborg von der Freien Universität Berlin erklärte in einem Interview mit ZDFheute, dass das Weltbild der Tradwives rassistische und diskriminierende Elemente enthalte.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Klar ist: Williams polarisiert. Auf Instagram sagt sie, Traditionalisierung bedeute, die Familie über sich selbst zu stellen. Sie versuche alles dafür, ihren Mann glücklich zu machen. Eine Familie mit Kindern zu gründen, sei ihr großes Ziel. Vor einigen Wochen hat Williams erfahren, dass sie schwanger ist. Ihr Traum erfüllt sich also.
Regretting Motherhood: Wiebke Schenter bereut ihre Mutterschaft
Wiebke Schenter hat bereits zwei Kinder: einen Sohn und eine Tochter. Sie sagt, dass sie ihre Mutterschaft bereut, ihre Kinder aber trotzdem über alles liebt. Bevor sie Mutter wurde, dachte sie, dass das das Schönste sein würde. Auch sie habe immer Mutter werden wollen, erzählt Schenter auf Instagram.
Die 41-Jährige ist in den sozialen Medien als "Piepmadame" unterwegs und spricht dort offen darüber, dass sie in ihrer Rolle als Mutter unglücklich ist. Sie fühlt sich fremdbestimmt und hasst dieses Gefühl.
Damit ist Schenter nicht allein: Unter dem Stichwort „Regretting Motherhood“ sprechen immer mehr Frauen öffentlich darüber, ihr Leben vor der Geburt ihrer Kinder zu vermissen. Als Schenter 2016 erstmals von dem Phänomen Regretting Motherhood hört, verteufelte sie die Frauen, die sich hierzu bekannten. Inzwischen identifiziert sie sich selbst damit. Auch ihre Aussagen polarisieren im Netz.
Im Podcast „Bye Bye Baby Boom“ sprechen zwei Frauen über den Spagat zwischen Ablehnung und Liebe
In der fünften Podcast-Folge von „Bye Bye Baby Boom - Wollen wir keine Kinder mehr?“ spricht Schenter über ihre Geschichte. Außerdem teilt die 58-jährige Andrea ihre Erfahrungen. Sie kommt aus Mittelfranken und hat zwei Söhne großgezogen. In der Folge „Gefangen in der Mutterrolle“ teilt sie ihre Erfahrungen und erzählt von Gefühlen der Überforderung, über den Spagat zwischen der Ablehnung der Mutterrolle und der Liebe für den eigenen Nachwuchs.
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