Trainer verprügelt Spieler: "Größter Fehler meines Lebens"

15.9.2020, 17:42 Uhr

Es war am frühen Abend des 23. November, als ein A-Jugend-Fußballspiel völlig aus dem Ruder lief – an jenem Samstagabend standen sich die U19-Teams des KSD Hajduk Nürnberg und der SG Boxdorf/Großgründlach in der Kreisliga gegenüber. Der Schiedsrichter vergab zwei Rote Karten, es kam zu Tätlichkeiten und gegen 19 Uhr sank ein 16 Jahre alter Spieler des Kultur- und Sportvereins Hajduk bewusstlos zu Boden. Ausgerechnet der Jugendtrainer der gegnerischen Mannschaft, so die Anklage, hatte den Spieler niedergeschlagen, und trat dem Jugendlichen, als dieser am Boden lag, mit dem Fuß gegen den Kopf.

Jugendlicher schwer verletzt

Der Schüler erlitt eine Platzwunde am Kinn, sein Unterkiefer war dreimal gebrochen, er hatte eine Gehirnerschütterung. Monatelang konnte er nur Brei essen, die Ärzte setzten seine Knochen und Zähne mit Schrauben wieder zusammen – und vor lauter Angst, dass ihm derartige Gewalt erneut widerfahren könnte, fährt er bis heute nachts aus dem Schlaf, schildert sein Anwalt Andreas Lutz, der ihn als Nebenkläger vertritt. Kopf- und Kieferschmerzen quälen den Schüler noch immer. Er spielte für den Kultur- und Sportverein Hajduk und ob der Jugendliche jemals wieder einen Fußballplatz betreten werde, sei fraglich, so sein Anwalt.


Fußball-Schlägerei: Trainer wegen versuchten Totschlags vor Gericht


Der Mann, der dem Schüler all dies angetan hat, sitzt zerknirscht im Landgericht Nürnberg-Fürth. Er ist 49 Jahre alt, geriet noch nie mit dem Gesetz in Konflikt. Sein eigener Sohn spielte damals als Kapitän für die Spielgemeinschaft Boxdorf und Großgründlach, er selbst engagierte sich als Trainer. Seit Dezember 2019 sitzt er in U-Haft, sein Arbeitgeber hält seinen Arbeitsplatz bis heute frei.

Staatsanwalt fordert Haftstrafe

"Ich habe den größten Fehler meines Lebens gemacht!", erklärt er vor der 19. Strafkammer, über seinen Rechtsanwalt Alexander Seifert hat er 5000 Euro und ein Entschuldigungsschreiben an den Schüler übergeben. Einem anderen Menschen Gewalt zuzufügen, passe nicht zu seinem Selbstbild, einen Jugendlichen bewusstlos zu prügeln, schon gar nicht. Oberstaatsanwalt Thomas Weyde glaubt dem Angeklagten diese Reue, auch ist er überzeugt davon, dass der Trainer sein Opfer nicht umbringen wollte – doch als Fußballtrainer wisse er, was Körper aushalten und er wisse auch, wie hochgefährlich Tritte gegen den Kopf seien. Der Ankläger fordert deshalb vier Jahre Freiheitsstrafe wegen versuchten Totschlags. Folgen die Richter der 19. Strafkammer dagegen Verteidiger Alexander Seifert – das Urteil wird am 17. September gesprochen –, kommt der Angeklagte auf freien Fuß. Der Anwalt spricht von gefährlicher Körperverletzung und beantragt eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren, deren Vollstreckung soll zur Bewährung ausgesetzt werden.

Am Ende des Fußballspiels habe sich durch die Roten Karten ein Streit entwickelt, auf dem Platz seinen längst sämtliche Regeln gebrochen worden, zwischen den Spielern kam es zu Tätlichkeiten, und all diese Verstöße seien dem Jugendtrainer gegen den Strich gegangen. Deshalb rannte er auf den Platz, er wollte schlichten, wurde geschubst und erhielt einen Schlag – und nun sei ihm die Situation entglitten. Der Trainer hatte sich nicht mehr im Griff, seine Fähigkeit sich zu steuern, war erheblich gemindert, und der Angeklagte sei deshalb auch nur eingeschränkt schuldfähig.